Ende Juni 2019 hat die DADINA-Verbandsversammlung den Vorstand beauftragt, zusammen mit dem Landkreis Darmstadt-Dieburg und der Stadt Darmstadt im Herbst zu einem regionalen Verkehrsgipfel unter Beteiligung der Fachämter, der Verkehrsunternehmen sowie der Vorsitzenden der DADINA-Gremien einzuladen. Ziel sollte die regionale Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs insbesondere in der Verbindung von Darmstadt zum östlichen Teil des Landkreises Darmstadt-Dieburg sein.
Ablauf des Verkehrsgipfels
Am Montag (16.) fand der mehrstündige Verkehrsgipfel in Darmstadt statt. Teilnehmer waren Oberbürgermeister Partsch, Landrat Schellhaas, Erster Kreisbeigeordneter Ahrnt, Herr Busch (RMV), Herr Kalbfuss (HEAG mobilo), Bürgermeisterin Sprößler (Vorsitzende Bürgermeisterdienstversammlung), Herr Ludwig (Vorsitzender DADINA-Verbandsversammlung), Bürgermeister Buchwald (Vorsitzender Städte- und Gemeindebeirat), Frau Metzker (Mobilitätsamt Darmstadt), Herr Kolmer (Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung Darmstadt), Herr Rohrmann (DADINA-Fahrgastbeirat) und Herr Altenhein (DADINA).
Nach den einführenden Worten der beiden DADINA-Vorsitzenden Ahrnt und Partsch stellte DADINA.-Geschäftsführer Altenhein kurz die vorliegenden Gutachten und Vorschläge insbesondere zur Verbindung zwischen der Stadt Darmstadt und dem östlichen Teil des Landkreises vor. Anschließend referierte Thomas Busch vom RMV über die Planungen des RMV für die Eisenbahnstrecken in der Region. Auch zur Diskussion bestand ausführlich Gelegenheit.Danach wurden Bausteine für ein Handlungskonzept zur Verkehrswende in der Region Darmstadt vorgestellt und besprochen. Nachdem noch Anregungen der Teilnehmer eingearbeitet wurden, besteht Konsens darüber, das gemeinsame Papier als Leitfaden für den Ausbau der Verkehrsverbindungen anzunehmen und die erforderlichen Schritte zur Umsetzung in den zuständigen Gremien einzuleiten.
„Wichtig ist, dass die Stadt Darmstadt und der Landkreis Darmstadt-Dieburg an einem Strang ziehen. Der gemeinsame Verkehrsgipfel Ist hier ein erster, wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, so Bürgermeisterin Christel Sprößler.
Fokus auf die Schiene
Da die Mobilität ein wichtiger Faktor beim Klimaschutz ist, kommt der Umlenkung der Verkehre auf die umweltfreundlichen Verkehrsarten Zu-Fuß-Gehen, Fahrrad und ÖPNV eine große Bedeutung zu. Dazu müssen auch Fahrten, die heute mit dem motorisierten Individualverkehr (MIV) zurückgelegt werden, auf die anderen Verkehrsarten verlagert werden. Besonders die Stausituation im MIV, die u. a. im östlichen Zulauf auf Darmstadt besteht, macht dies erforderlich.
Der ÖPNV auf Straße und Schiene ist zu den Hauptverkehrszeiten bereits heute gut ausgelastet, deshalb werden sowohl neue Strecken als auch zusätzliche Verkehrsangebote benötigt. Hier wird im Handlungskonzept der klare Fokus auf die Schiene gelegt, da Straßenbahn und Eisenbahn umweltfreundlich und nachhaltig sind, die größten Kapazitäten sowie den höchsten Komfort bieten und größtenteils unabhängig vom MIV verkehren. Oberbürgermeister Partsch hebt hervor: "Die Darmstädter Innenstadt ist am Rande ihrer Aufnahmefähigkeit für Busse, daher muss in der Zukunft verstärkt auf die Straßenbahn mit ihren größeren Kapazitäten gesetzt werden. Außerdem leistet die Straßenbahn mit ihrer Elektromobilität einen wichtigen Beitrag zur Luftqualität in Darmstadt und in der Region."
Straßenbahn nach Groß-Zimmern soll kommen
Als wichtigstes Ergebnis des Verkehrsgipfel sehen Landrat Schellhaas, Oberbürgermeister Partsch und Erster Kreisbeigeordneter Ahrnt die Weichenstellung für die Straßenbahn nach Groß-Zimmern an: "Wir haben uns darauf verständigt, dieses Projekt zusammen mit der HEAG mobilo weiter zu planen und voranzutreiben, da es eine realistische Perspektive bietet und in absehbarer Zeit umgesetzt werden kann. Durch die geänderten Rahmenbedingungen bestehen gute Möglichkeiten für eine Förderung, auch eine mögliche Durchbindung nach Weiterstadt kann die Chancen hierfür verbessern." Für die Planung und Umsetzung neuer Straßenbahnlinien wollen die Stadt Darmstadt, der Landkreis Darmstadt-Dieburg und die HEAG mobilo eine eigene Gesellschaft gründen.
Das im Nahverkehrsplan dargestellte neue Linienkonzept der Straßenbahn mit einer deutlichen Ausweitung der Verkehrsleistung soll ebenfalls zeitnah vorangebracht werden.
Verschiedene Verkehrsmittel ergänzen sich zu Gesamtkonzept
Die vereinbarten Bausteine für ein Handlungskonzept beinhalten verschiedene kurz- und mittel- bis langfristige Maßnahmen im öffentlichen Verkehr, die sich zu einem Gesamtkonzept ergänzen. Bus und bedarfsorientierte Verkehre wie das innovative Shuttle-on-demand - System haben Erschließungsfunktion und dienen als Zubringer zu den Schienenverkehren. Die Straßenbahn bildet das Rückgrat des ÖPNV in der Stadt Darmstadt und bietet eine direkte und schnelle Verbindung vom Landkreis in die Darmstädter Innenstadt. Die Eisenbahn ist der geeignete Verkehrsträger für größere Entfernungen und die Verbindungen in die Siedlungszentren. Gute Umsteigemöglichkeiten zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln sind Grundlage für das Zusammenwirken als Gesamtsystem, hierzu gehören auch P+R- sowie B+R - Anlagen.
Ausbau der Eisenbahnstrecken
Auf dem Verkehrsgipfel stellte der RMV den aktuellen Stand der Gutachten zum Ausbau der Odenwaldbahn und der Dreieichbahn vor. So sollen bei der Odenwaldbahn für längere Züge mit größerer Platzkapazität die Bahnsteige verlängert werden, und bei der Dreieichbahn soll ein zusätzlicher Kreuzungsbahnhof in Eppertshausen einen Halbstundentakt bis Dieburg ermöglichen. Als langfristige Option soll eine Verlängerung der S-Bahn bis nach Dieburg und ggf. auch bis Darmstadt geprüft werden. Eine weitere Überlegung stellt die Verlängerung der S4 von Langen nach Darmstadt dar. Damit bestände die Möglichkeit, Darmstadt und die Region mit einer zusätzlichen S-Bahnlinie anzubinden. Außerdem werden weitere Angebotsverbesserungen mit einem durchgehenden Halbstundentakt auf der RB 75 (Aschaffenburg - Darmstadt - Wiesbaden) und der Pfungstadtbahn angestrebt.
Öffentlichkeit informieren
Kreisbeigeordneter Ahrnt betont nochmal die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit: " Wir müssen Bürger, Interessierte, Betroffene und Verbände mitnehmen, wenn die Verkehrswende gelingen soll. Deshalb sollen die Ergebnisse des Verkehrsgipfels in einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt werden und auch zur Straßenbahn nach Weiterstadt soll die Öffentlichkeit informiert werden."
Weitere Verkehrsgipfel vereinbart
Der Schwerpunkt dieses ersten Verkehrsgipfels lag im Bereich des öffentlichen Verkehrs. Da es auch beim motorisierten Individualverkehr (MIV) und beim Radverkehr sowie bei deren Verknüpfung mit dem ÖPNV Gesprächsbedarf gibt, wurde vereinbart, zu weiteren Verkehrsgipfeln zusammen zu kommen, auch in 2020, bei denen die anderen Verkehrsarten eine größere Rolle spielen werden. Außerdem soll dann eine erste Bilanz zur Umsetzung der Maßnahmen des ersten Verkehrsgipfels gezogen werden. Landrat Schellhaas meint dazu abschließend: "Zur Umsetzung der Ergebnisse dieses Verkehrsgipfel werden wir jetzt unmittelbar weitere Gespräche führen, um die Projekte konkret voranzubringen. Ganz oben auf der Liste stehen dabei sicherlich die Straßenbahnprojekte nach Groß-Zimmern und Weiterstadt, das neue Linienkonzept der Straßenbahn sowie die Shuttle-on-demand - Systeme in der Stadt Darmstadt und im Landkreis. Das dies auch große finanzielle Anstrengungen erfordert, ist uns Allen klar."
Nähere Informationen gibt es auf https://bit.ly/2M1VNuu