Von den Anfängen bis zum 18. Jahrhundert

Am Anfang der Geschichte Darmstadts steht eine kleine dörfliche Siedlung, die erstmals Ende des 11. Jahrhunderts als „darmundestat“ Erwähnung fand. Der Ort entwickelte sich aus zwei Siedlungskernen, einem älteren östlich des Darmbachs und einem jüngeren um Marktplatz und Stadtkirche. Die Erklärung des Ortsnamens ist nicht sicher möglich. „Wohnstätte des Darimund“ liegt aufgrund des häufigen Vorkommens der Endung „-stat“ in Verbindung mit Personennamen nahe (z. B. Wido bei Weiterstadt, Eberhard bei Eberstadt).

Die Herleitung des Namens vom Darmbach (über indogermanisch „Taram“ starkes Wasser) kommt nicht in Frage, weil der Name „Darmbach“ erst im 18. Jahrhundert begegnet. Ebenso ist die vom früheren Oberbürgermeister Heinz-Winfried Sabais erdachte Lösung, nach der „dar-munde-stat“ „Siedlung am befestigten Durchgang bedeute, abzulehnen, da sie der weitgehend illiteralen Welt des Frühmittelalters nicht gerecht wird.

In der ersten Hälfte des 13. Jh. errichteten die Grafen von Katzenelnbogen auf der Grundlage eines älteren befestigten Wohnsitzes eine Wasserburg, die den nördlichen Teil der als Verkehrsweg viel genutzten Bergstraße und damit den Verkehr zwischen Heidelberg und Frankfurt kontrollierte.

Kaiser Ludwig der Bayer verlieh Graf Wilhelm I. von Katzenelnbogen zum Dank für treue Dienste am 23. Juli 1330 das Stadtrecht für seinen Ort Darmstadt. Dies bedeutete vor allem das Recht, eine Mauer zu errichten und einen Markt abhalten zu dürfen. Die in den folgenden Jahrzehnten entstandene Stadtmauer, von der Reste erhalten sind, kennzeichnet den Umfang der Stadt bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Innerhalb der Mauern lebten im Mittelalter kaum mehr als 1000-1500 Einwohner.

Obwohl Darmstadt als Handelsplatz von nun an eine Mittelpunktfunktion erfüllte, bewahrte es den Charakter einer Ackerbürgerstadt, deren Bewohner hauptsächlich von der Land- und Forstwirtschaft und vom Weinanbau lebten. Der einzige Platz, gleichzeitig Mittelpunkt des wirtschaftlichen Lebens, war der Marktplatz, an dessen Rand das 1397 erstmals erwähnte Rathaus lag. Der Schultheiß als Vertreter des Landesherrn und ein Schöffenkollegium aus Darmstädter Bürgern lenkten die Geschicke der Stadt.

Als die Grafen von Katzenelnbogen 1479 ausstarben, fiel Darmstadt an die Landgrafen von Hessen und geriet damit ganz an den Rand des hessischen Territoriums. Das Schloss verfiel, Land- und Forstwirtschaft erlebten einen Niedergang. Eine Besserung trat erst ein, als im Jahre 1567 Landgraf Georg I. Darmstadt zur Residenz der neu geschaffenen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt erhob.

Der ständig präsente Hof und die Beamtenschaft prägten von nun an bis ins 20. Jahrhundert entscheidend die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung. Georg I. vollendete den Neubau des Renaissanceschlosses und ließ 1580 den Herrngarten neu anlegen, der im 17. Jh. zu einem Barockgarten und 1766 zu einem englischen Landschaftsgarten umgestaltet wurde. 

Die Stadt sprengte erstmals ihre mittelalterlichen Mauern durch die Anlage der alten Vorstadt (Ballonplatz und Magdalenenstraße). Obwohl die Darmstädter auch in späterer Zeit Kriege, Zerstörungen und Seuchen überstehen mussten und unter der barocken Jagdleidenschaft der Landgrafen zu leiden hatten, stieg die Einwohnerzahl von nun an stetig an.

1695 legte Landgraf Ernst Ludwig den Grundstein zur großen Stadterweiterung nach Westen, es entstanden die obere Rheinstraße bis zum späteren Luisenplatz und die Luisenstraße. Aus Geldmangel mussten jedoch die Bauarbeiten in der Neustadt ebenso eingestellt werden wie der nach einem Brand 1715 begonnene Neubau des Schlosses, von dem bis 1727 nur zwei Flügel im Rohbau fertig gestellt waren.