Das Edelsteinviertel (Bebauungsplan O 17) liegt am östlichen Rand der Innenstadt in unmittelbarer Nähe des Parks Rosenhöhe und der von Osten her bis an den Stadtrand heranreichenden Landschafts- und Naherholungsräume. Das ehemalige Gewerbegebiet wird schrittweise in ein attraktives Wohnviertel umgewandelt (Konversion). In den letzten Jahren sind bereits mehrere größere Wohnanlagen (Geschosswohnungsbau und Reihenhäuser) entstanden, weitere sind bereits in der Umsetzung oder in der Planung. Mit dem Neubau einer Kindertagesstätte im Rubinweg konnte 2006 eine wichtige Infrastrutureinrichtung eröffnet werden.
Der Standort zeichnet sich aus durch seine Nähe zur Innenstadt, zu Kultureinrichtungen und Parks, Technischer Universität auf der Lichtwiese und ausgedehnter Erholungslandschaft. Das Neubaugebiet erstreckt sich zwischen Ostbahnhof und Hofgut Oberfeld entlang der Erbacher Straße. Am Ostbahnhof befinden sich Bushaltestellen des Öffentlichen Personennahverkehrs sowie ein Haltepunkt der Odenwaldbahn mit einer schnellen Verbindung zum Hauptbahnhof Darmstadt und zum Frankfurter Hauptbahnhof. Eine direkte Busanbindung führt über die Erbacher Straße ins Wohngebiet.
Im September 2006 wurde die Kindertagesstätte "Schatzkiste" eröffnet. Das Gebäude entlang des Rubinweges entstand in direkter Nachbarschaft zum geplanten Quartiersplatz des Edelsteinviertels. Für den Entwurf und die Planung war das Büro Zimmermann/Leber Architekten BDA verantwortlich, die Bauherrschaft lag bei der Bauverein AG Darmstadt. Der Baukörper wurde als Holz-Massivbaukonstruktion errichtet. Das Gebäude wird mit einer Wärmepumpe mit 6 Tiefen-Erdsonden beheizt, deren Stromverbrauch durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach weitestgehend abgedeckt wird.
Städtebaulicher Wettbewerb
Die Planungen für dieses Projekt begannen 1998 mit der Beauftragung eines städtebaulichen Wettbewerbes durch die an der Entwicklung ihrer Grundstücke vorrangig interessierten Eigentümer und die Wissenschaftsstadt Darmstadt mit dem Ziel, die Weichenstellung für ein Wohngebiet herbeizuführen. Von den vier beauftragten städtebaulichen Entwurfskonzepten wurde mit Beschluss des Magistrats vom 05. August 1998 das Konzept des Büros Stadtbauplan ausgewählt.
Bebauungsplan O 17 und O 17 Teilbereich II
Auf dieser Grundlage wurde vom Stadtplanungsamt der Entwurf zum Bebauungsplan O 17 ausgearbeitet. Der Geltungsbereich des Bebauungsplanes erstreckt sich zwischen Erbacher Straße, Stadtwald, B 26 (Hanauer Straße) und Ostbahnhof. Das Ziel einer nachhaltigen Bauleitplanung für das Plangebiet O 17 ist das Flächenrecycling zugunsten des innerstädtischen Wohnens, unter Berücksichtigung von landschaftlichen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen und teilweise auch von zu erhaltendem Gebäudebestand. Der Bebauungsplan O 17 musste zum Zeitpunkt der Aufstellung zweigeteilt werden, da zu der Zeit die Überplanung noch gewidmeter Bahnflächen planungsrechtlich nicht möglich war. Der erste Teil, der Bebauungsplan O 17, ist im November 2002 in Kraft getreten. Erst im Jahr 2015 konnte für den südwestlichen Bereich des Wohnbaugebiets der Bebauungsplan O 17 Teilbereich II Rechtskraft erhalten. Diese 1,2 ha große Teilfläche entlang der Bahnstrecke bildet den Abschluss zum Gleisbett und den Auftakt des Quartiers „Edelsteinviertel“.
Flächenrecycling
Ein Großteil der gewerblichen Nutzungen wurde in den Jahren 2006 und 2007 aufgegeben. Nachdem die Gebäude und Anlagen abgerissen wurden, konnte auf den freiwerdenden Flächen mit der Entwicklung des neuen Wohngebietes begonnen werden.
Wohnungsbaugenossenschaft Agora
Die Wohnungsbaugenossenschaft Agora konnte innerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplans O 17 Teilbereich II ein generationsübergreifendes, gemeinschaftliches Wohnprojekt mit insgesamt 50 Wohnungen und mehreren gemeinschaftlich genutzten Räumen realisieren. In einem der Gebäude am westlichen Auftakt des Quartiers an der Erbacher Straße wird heute von Agora ein Kulturcafé betrieben.
Broschüre zum städtebaulichen Konzept
Das städtebauliche Konzept und die Ziele des Bebauungsplanes wurden im Jahr 2002 in einer Broschüre mit dem Titel "An der Rosenhöhe - Baugebiet 017, Erbacher Straße / Judenteich" dokumentiert. Download Broschüre (PDF-Datei, 4.215 kb)
Grünstruktur
Das städtebauliche Konzept gliedert das Gebiet durch ein System von öffentlichen Freiräumen. Diese stellen als grüne Achsen mit unterschiedlichen Funktionen und Dimensionen den Bezug zur umgebenden Landschaft her und verknüpfen das Baugebiet mit dem Rand des Parks Rosenhöhe im Norden und dem bahnbegleitenden Grünzug im Süden. Vorhandene Grünpotenziale (Judenteich, Dreibrunnenquelle) werden gestärkt und integriert. Zusätzlich nimmt der Grünraum im Süden des Gebietes quartiersbezogene Freizeitnutzungen (wie z. B. Spielbereiche) auf, so dass er neben seiner Bedeutung als Abschirmung zur B 26 / Bahn eine hohe Aufenthaltsqualität erreicht.
Erschließung
Die Anbindung der Baufelder erfolgt im Wesentlichen durch die Erbacher Straße. An diese Haupterschließung mit Verbindung zur Innenstadt und zum regionalen Straßennetz werden alle nordsüdlich gerichteten Anliegerstraßen angekoppelt. In Ost-West-Richtung ergänzen Anliegerstraßen die Verkehrserschließung. Fuß-und Radwege sind zum einen in die verkehrsberuhigten Erschließungswege integriert und verlaufen zum anderen als separates Wegenetz durch die Grünbereiche. Die internen Wege in Nord-Süd-Richtung sind als abwechslungsreiche „Gartenwege“ angedacht, die im Süden in den bahnbegleitenden Grünzug münden und so den Woog, den Botanischen Garten und die Lichtwiese anbinden. In nördlicher Richtung vernetzen sie das Planungsgebiet mit Rosenhöhe und Oberfeld. Durch einen das Planungsgebiet in West-Ost-Richtung querenden Fußweg und einen sich nach Süden keilförmig öffnenden Grünraum wird ein kleiner Quartiersplatz mittig in das öffentliche Netz eingebunden.
Baufelder
Grünverbindungen und Wegenetz lassen ein „Gerüst“ entstehen, welches die eigentlichen Baufelder begrenzt. Innerhalb dieser Felder ist bis auf die Bindung bezüglich Geschossigkeit und Dichte ein großer Spielraum hinsichtlich der möglichen Bautypologien gegeben. Der vorliegende Entwurf der Baustruktur stellt einen Vorschlag dar, kann aber entsprechend variiert werden, ohne dem tragfähigen Gesamtkonzept zu schaden. Die Baufelder ermöglichen zudem eine problemlose Handhabung im weiteren Verfahren (Bauphasen/Flächenumlegung). Denkbar und wünschenswert wäre auch die Belegung einzelner Baufelder mit Modellvorhaben neuer Wohnprojekte und ökologischem Siedlungsbau.
Nutzung
Im Edelsteinviertel wird durch die Ausweisung als „Allgemeines Wohngebiet“ eine gebietsbezogene, dem Wohnen verträgliche, eingeschränkte Nutzungsmischung ermöglicht. Die Ost-West orientierte „Quartiersmitte“ nimmt quartiersbezogene Gemeinbedarfsnutzungen (Kindertagesstätte) auf.
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