Soforthilfe nach Vergewaltigung

Medizinische Erstversorgung nach Vergewaltigung ohne polizeiliche Anzeige im Klinikum Darmstadt

Auch wenn Verletzungen häufig äußerlich nicht sichtbar sind, ist eine Vergewaltigung ein medizinischer Notfall. Betroffene bleiben jedoch häufig medizinisch unversorgt, auch weil sie befürchten, dass eine Untersuchung in der Klinik mit einer Strafanzeige verknüpft ist oder dass eine andere Person über ihren Kopf hinweg Anzeige erstattet. Folge ist: Die meisten Vergewaltigungen werden nicht angezeigt.

Die Wissenschaftsstadt Darmstadt und der Landkreis Darmstadt - Dieburg haben mit dem Projekt „Medizinische Erstversorgung nach Vergewaltigung ohne polizeiliche Anzeige“  eine wichtige Einrichtung für Menschen geschaffen, denen sexualisierte Gewalt widerfahren ist. 

Opfer von sexueller Gewalt werden im Klinikum Darmstadt unbürokratisch, kostenlos und angemessen untersucht. Wenn sie möchten, kann eine vertrauliche Spurensicherung durchgeführt werden, so dass die Möglichkeit für eine Anzeige zu einem späteren Zeitpunkt offen gehalten werden kann.

Mit diesem lebensnahen Angebot wird einerseits eine Gerechtigkeitslücke geschlossen zum anderen auch die extrem hohe Dunkelziffer bekämpft.

Hintergrund

Im Jahr 2023 wurden in Deutschland rund 12.200 Vergewaltigungen, sexuelle Nötigungen und sexuelle Übergriffe im besonders schweren Fall polizeilich erfasst. Damit stieg ihre Zahl das fünfte Jahr in Folge und auf einen erneuten Höchststand. Angezeigt wurden jedoch mit 9,5% nur ein Bruchteil, denn die größte Gruppe der Vergewaltigten ist direkt nach der Tat nicht in der Lage oder Willens, eine Entscheidung für oder gegen eine Anzeige zu treffen. Diese Frauen und Mädchen, in seltenen Fällen auch Männer, bleiben häufig medizinisch unversorgt. Letztendlich wurden von den angezeigten Tätern nur rund 8 verurteilt!   
Quellen: de.statista.com | www.bka.de

 

Das Modell »Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung« ist bundesweit übertragbar. Ziel ist es Versorgungsstrukturen zu schaffen, die vergewaltigten Frauen die Zugangswege zu einer guten medizinischen Versorgung und auf Wunsch zu einer Befundsicherung erleichtern. Durch die enge Vernetzung vor Kliniken, niedergelassenen Praxen, Rechtsmedizin, Verwaltung, Politik und Hilfesystem sollen Hürden der Inanspruchnahme abgebaut werden.