Der Schriftsteller und Drehbuchautor Vincenzo Cerami, geboren 1940 in Rom und 2013 dort verstorben, hat gemeinsam mit Roberto Benigni das Drehbuch für den Film „La vita è bella“, dt. „Das Leben ist schön“ geschrieben. Der Film, der 1997 in die Kinos kam und die Geschichte einer aus einer italienischen Kleinstadt nach Auschwitz deportierten jüdischen Familie erzählt, ist der bislang international erfolgreichste italienische Film.
Welch ein großartiger Erzähler Cerami war, zeigt nun auch Esther Hansens Neuübersetzung von Ceramis Debütroman „Un borghese piccolo piccolo“ aus dem Jahr 1976. „Ein ganz normaler Bürger“ erzählt die Geschichte des kurz vor der Rente stehenden Giovanni Vivaldi. Er möchte seinen Sohn Mario im gleichen Ministerium unterbringen, allerdings in einer höheren Position. Damit der Aufstieg gelingt, legt sich Giovanni mächtig ins Zeug, wanzt sich an seinen Vorgesetzten heran, lässt nichts unversucht. Der Plan scheint aufzugehen, doch dann geschieht ein Unglück, durch das sich ein klaffender Abgrund auftut. Indem Cerami die Handlung einbettet in die bleierne Atmosphäre im Rom der 1970er-Jahre, gewinnt das traurige Schicksal Giovannis parabelhafte Züge. Die Lakonie im Erzählton und die präzise Bildhaftigkeit der Sprache machen den schmalen Roman „Ein ganz normaler Bürger“ zu einem nachwirkenden Leseereignis.
Darmstädter Jury „Buch des Monats e.V.“, Beate Tröger