Unter dem Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ findet am Sonntag, 8. September, bundesweit der Tag des offenen Denkmals statt. In der Wissenschaftsstadt Darmstadt steht dieser Tag ganz im Zeichen der Erinnerung an den 80. Jahrestag der Brandnacht vom 11. September 1944. Noch heute lassen sich in Darmstadt vielerorts bauliche Spuren finden, die vom Krieg zeugen. Der Blick am Tag des offenen Denkmals konzentriert sich auf Orte, an denen Menschen vor Luftangriffen Schutz suchen konnten.
Dazu Denkmalschutzdezernent Michael Kolmer: „Denkmalschutz ist mehr als das Bewahren schöner Architektur, er ist und sichert das historische Gedächtnis einer Stadt, regt zum Nachdenken an und mahnt damit auch für die Zukunft. Genau dies greifen wir im 80. Gedenkjahr zur Brandnacht auf. Am Tag des offenen Denkmals werden Bunkeranlagen vorgestellt, die zunächst als Teil der Kriegsvorbereitungen des menschenverachtenden NS-Regimes zu verstehen sind und hinsichtlich des Kalten Kriegs als ohnmächtiger Versuch, sich auf einen Atomkrieg vorzubereiten, vor dem es letztlich keinen Schutz gegeben hätte. Auch dies ist Teil eines gelebten Denkmalschutzes und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Denkmalschutzbehörde machen Orte zugänglich, die sonst nicht offen stehen.“
Auf dem Programm stehen Führungen im Spitzbunker auf der Knell, im Brauereikeller entlang der Dieburger Straße, im Atombunker unter dem Karolinenplatz sowie in der Bunkeranlage vor dem Ostbahnhof. Der Spitzbunker auf der Knell, dem ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerk, ist einer von vier Darmstädter Schutztürmen, der am Tag des offenen Denkmals und am Umwelt- und Familientag des EAD am 14. September im Rahmen einer Führung besichtigt werden kann. Der Spitzbunker wurde ab 1939 als Werkschutzbunker gebaut. 500 Arbeiter fanden auf den Sitzbänken, die auf den Rampen der 13 Ebenen aufgestellt waren, bei Fliegeralarm Platz und Schutz. Zuflucht für die Zivilbevölkerung boten die zu Schutzzwecken aus- und umgebauten Bierkeller entlang der Dieburger Straße. Der Röhrenbunker, der vor dem Ostbahnhof gebaut wurde, bot vermutlich vor allem Bahnreisenden zumindest Splitterschutz. Einem Bombentreffer hätte er wahrscheinlich nicht standgehalten. Ab Anfang der 1960er Jahre wurde damit begonnen, atomsichere Bunker zu bauen. In Verbindung mit dem Bau der Tiefgarage unter dem Friedens- und Karolinenplatz entstand ein Atombunker, der im Krisenfall 2000 Menschen zwei Wochen lang Schutz und Unterkunft bieten sollte. Der Atombunker ist inzwischen aufgelassen.
Eine Teilnahme an den Führungen in diesen üblicherweise nicht zugänglichen Örtlichkeiten ist ausschließlich nach telefonischer Anmeldung bei der Denkmalschutzbehörde am Dienstag, 3. September, Mittwoch, 4. September, und Freitag, 6. September, von 8 bis 11 Uhr unter der Telefonnummer 06151-13 2937 möglich.
Zusätzlich wird es am 8. September auf dem Karolinenplatz von 10 bis 17 Uhr einen Informationsstand der Denkmalschutzbehörde geben, an dem man sich über den Denkmalschutz informieren, Broschüren, Faltblätter und weiteres Informationsmaterial erhalten und ins Gespräch kommen kann.
Weitere Informationen sind unter www.darmstadt.de/denkmalschutz abrufbar. Begleitend zu den Veranstaltungen am Tag des offenen Denkmals erscheint eine Broschüre des Denkmalschutzes, in der weitere Luftschutzräume vorgestellt werden. Das Heft ist kostenfrei am Infostand, bei der Denkmalschutzbehörde oder als Download unter www.darmstadt.de/denkmalschutz erhältlich.