Mit der Verleihung der Silbernen Verdienstplakette, der höchsten Auszeichnung der Wissenschaftsstadt Darmstadt, ist Professor Gerhard Leyendecker am Mittwoch (20.) vom Darmstädter Klinikdezernenten, Bürgermeister Wolfgang Glenz, in den Ruhestand verabschiedet worden. Der 1941 geborene Leyendecker war seit 1984 Chefarzt der Frauenklinik am Klinikum Darmstadt. Der Gynäkologe studierte Medizin in Marburg und Heidelberg, nach seiner Promotion forschte er als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft am New York Hospital-Cornell Medical College und wirkte nach Jahren intensiver Arbeit in Praxis und Forschung nach Beendigung der Facharztausbildung vor seiner Berufung nach Darmstadt ab 1977 an der Universitätsfrauenklinik in Bonn.
In Darmstadt war ein Schwerpunkt von Leyendeckers Arbeit zunächst der Aufbau einer Brustchirurgie unter Einschluss von plastischen Operationen. Zweites Standbein wurde die prospektive, also vorausschauende Geburtshilfe. Hier ging es Leyendecker darum, den Geburtsvorgang im gesamten Ablauf vorhersehbar zu machen, um Gefahren für Mutter und Kind auf ein Minimum zu reduzieren. Sein Credo hierbei: „Von Komplikationen ist nur derjenige überrascht, der sie vorher nicht bedacht hat.“ Von 1984 bis heute haben rund 25.000 Kinder in der von Professor Leyendecker geleiteten Darmstädter Frauenklinik das Licht der Welt erblickt.
Die dritte Säule von Leyendeckers Arbeit in Darmstadt war der Aufbau eines Wunschkinderzentrums. Bis heute sind es rund 5000 Kinder, die dank der Darmstädter Reproduktionsmediziner um Professor Leyendecker geboren wurden. Das Team zählt damit zu den erfolgreichsten und bekanntesten in Deutschland. Nach 22 Jahren nimmt Professor Leyendecker Abschied vom Darmstädter Klinikum – nicht aber von der Medizin. Er wird seine berufliche Tätigkeit in einer eigenen Kinderwunschpraxis in Darmstadt fortsetzen.
Bürgermeister Wolfgang Glenz würdigte die Arbeit Leyendeckers bei der Verleihung der silbernen Verdienstplakette. „Professor Leyendecker hat das Ansehen der Frauenklinik, des Klinikums und der Wissenschaftsstadt Darmstadt weit über die Grenzen der Stadt hinaus national und international gemehrt. Die Stadt und ihre Bürgerschaft und nicht zuletzt seine Patientinnen danken ihm für sein engagiertes Wirken“, sagte Glenz.
Nachfolger Leyendeckers ist Privatdozent Dr. Sven Ackermann. Der neue Direktor der Frauenklinik wurde 1967 geboren, studierte Humanmedizin in Würzburg, Rochester und Houston, absolvierte seine Facharztausbildung am Universitätsklinikum Erlangen, wo er ab 2002 als Oberarzt und seit 2004 als leitender Oberarzt und Vertreter des Klinikdirektors wirkte. Ackermann hat in Erlangen zahlreiche zusätzliche Qualifikationen erworben, darunter auch den Abschluss als Gesundheitsökonom. Nach Angaben von Bürgermeister Wolfgang Glenz wird ein Schwerpunkt Ackermanns der Aufbau von minimal-invasiven Therapieverfahren mit neuen Operationsmethoden in der Gynäkologie und gynäkologischen Onkologie sein. Glenz: „Damit wird er insbesondere dem onkologischen Schwerpunkt, der am Darmstädter Klinikum bereits interdisziplinär vertreten ist, neues Gewicht geben.“