Magistrat beschließt Vorabmaßnahmen für Neubau der Feuerwache Nord

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Stadtkämmerer Schellenberg und Stadtrat Wandrey: „Maßnahmen stellen die neue Feuerwache Nord auf ein sicheres, zukunftstaugliches Fundament“

© Wissenschaftsstadt Darmstadt

Der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt hat in seiner Sitzung am Mittwoch (30.) Vorabmaßnahmen für den Neubau der Feuerwache Nord beschlossen.

„Der Beschluss umfasst Maßnahmen wie die Sondierung, Räumung und Entsorgung von Kampfmitteln, die Umverlegung von zwei auf dem Baugelände verlaufenden Mischwasserkanälen, den Einbau eines Wärmetauschers in den öffentlichen Kanal, den Kanalumbau in westlicher Richtung außerhalb des Baufeldes bis zur vorhandenen Unterquerung des Bahndammes und die Errichtung einer Mittelspannungsübergabestation. All diese Maßnahmen sind notwendig, sie stellen die neue Feuerwache Nord auf ein sicheres, zukunftstaugliches Fundament“, so Stadtkämmerer André Schellenberg und der für die Feuerwehr zuständige Stadtrat Paul Georg Wandrey.

Kampfmittel
Das Baufeld wurde mithilfe einer Verfahrenskombination von Ferromagnetik und Oberflächensondierung untersucht. Der Boden ist jedoch so stark verunreinigt, dass sich keine einzelnen Verdachtspunkte herauskristallisieren, die mit einer Einzelpunkträumung bearbeitet werden könnten. Nahezu die gesamte Fläche ist mit Verdachtspunkten überzogen, so dass eine Volumenräumung des Oberbodens in Höhe von 50 Zentimeter notwendig ist. Im Laufe der Jahrzehnte wurde dort Siedlungsmüll aller Art abgelagert, der nun untersucht werden muss, da in diesen Auffüllungen bereits Stabbrandbomben gefunden wurden. Anschließend können wieder über Flächensondierungen einzelne Verdachtspunkte herausgearbeitet und geklärt werden. Weitere, tiefergehende Auffüllungen werden bei Bedarf ebenfalls einer Volumenräumung unterzogen. Der verunreinigte Oberboden wird entsorgt, wenn er nicht wieder auf dem Baufeld eingebaut werden kann. Am Ende soll das Grundstück kampfmittelfrei sein.

Kanalumverlegungen
Das Baufeld für die neue Feuerwache Nord an der Ecke Pfnorstraße/Gräfenhäuser Straße queren vier Kanaltrassen, die teilweise von der nordöstlichen Ecke am Tacke-Knoten bis zur westlichen Ecke am Bahndamm verlaufen. Es handelt sich hierbei um zwei Mischwasserkanäle, den sogenannten Bachwasserkanal sowie einen Privatkanal, der das gereinigte Abwasser der Firma Merck dem Bachwasserkanal zuführt. Der Bachwasserkanal nimmt neben dem gereinigten Abwasser der Firma Merck die natürlichen Abflüsse des Molkenbachs sowie bei starkem Niederschlag die Entlastungsabflüsse diverser Mischwasserentlastungsbauwerke auf. Der überwiegend in einem Rechteckprofil gestaltete Kanal durchquert im weiteren Verlauf den Bahndamm. Nach Einleitung des gereinigten Abwassers aus dem Zentralklärwerk geht er in den Landgraben über. Aufgrund seiner Tiefenlage kann der Bachwasserkanal vom Neubau der Feuerwache Nord überbaut werden. Um die Zugänglichkeit für Wartungs- oder Reparaturzwecke zu gewährleisten, wird ein zusätzlicher Revisionsschacht errichtet.

Bei den geplanten Umverlegungen geht es konkret um einen nördlich des Bachwasserkanals verlaufenden Mischwasserkanal DN 1500 und einen südlich verlaufenden Mischwasserkanal DN 300. Der nördliche Mischwasserkanal bildet den Abschluss des sogenannten „Nordsammlers“, der die Mischwasserabflüsse aus Darmstadts Norden sowie das Schmutzwasser aus Kranichstein zum Zentralklärwerk leitet. Auf dem Gelände der geplanten Feuerwache Nord weist der Kanal eine geringe Überdeckung von teilweise nur einem halben Meter auf, er kann daher nicht überbaut und muss umverlegt werden; künftig wird er am nördlichen und westlichen Grundstücksrand entlanggeführt und vor der Durchquerung des Bahndammes wieder an den bestehenden Kanal angeschlossen. Beim Neubau wird diese Kanalstrecke so gestaltet, dass an der Kanalsohle Wärmetauscher integriert werden, die es ermöglichen, den geplanten Neubau der Feuerwache Nord mit Energie zu versorgen. Bei der Auswahl der Wärmetauscher wurden hydraulische und betriebliche Aspekte berücksichtigt. Bei dem vorhandenen Rundquerschnitt ist eine Abwasserwärmenutzung nicht möglich, da dieser dafür hydraulisch nicht leistungsfähig genug ist.
Der südliche Mischwasserkanal führt unter anderem die Schmutzwasserabflüsse aus dem Trenngebiet Otto-Röhm-Straße sowie die Mischwasserabflüsse aus der Gräfenhäuser Straße ab. Auch der Schmutzwasseranschluss der geplanten Feuerwache ist an diesem Haltungsstrang vorgesehen. Er liegt ausreichend tief und kann unter Erhalt der Zugänglichkeit mittels einzelner, neu zu errichtender Schächte, überbaut werden. Da der Kanal 60 Jahre alt ist, ist eine Kompletterneuerung vorgesehen. Daher wird diese Kanalstrecke mit einem größeren Querschnitt neu gebaut. Die Erneuerung des Kanals erfolgt bis zum vorhandenen Schacht östlich der Bahndammquerung. Der Anschluss dieses Schachtes liegt im Bereich der Kleingärten. Die Erneuerung soll nach Möglichkeit durch ein unterirdisches Vortriebsverfahren umgesetzt werden, so dass die meisten Kleingärten während der Erneuerung weitgehend nutzbar bleiben würden.

Der Kanal der Firma Merck bleibt am Bachwasserkanal angeschlossen. Der Abschnitt des Merck-Kanals auf dem Baufeld soll im Zuge der Baumaßnahme auf Kosten von Merck ausgetauscht und dabei mit zusätzlichen Revisionsschächten versehen werden. 

Errichtung einer Mittelspannungs-Übergabestation
Zur sicheren Versorgung mit elektrischer Energie soll von der e-Netz eine Übergabestation errichtet werden. Das vorhandene Mittelspannungsnetz in der Gräfenhäuser Straße soll dort eingeschleift werden, um den Leistungsbedarf der neuen Feuerwache abzudecken. Für die Station gibt es Bestell- und Lieferfristen von knapp einem Jahr. Um die Baustelle mit Strom versorgen zu können, ist es sinnvoll, diese Station bereits jetzt zu beauftragen und zu errichten, da die vor Ort verfügbare Leistung für die Einrichtung der Baustelle nicht ausreicht. Die Übergabestation ist für nahezu jede bauliche Entwicklung des Grundstücks unentbehrlich.

Weiterbeauftragung Ausführungsplanung
Während der Umverlegung und Erneuerung der Kanäle werden die Planungen für den Neubau der Wache fortgeschrieben. Im Frühjahr 2025 soll im Rahmen der bereits beauftragten Genehmigungsplanung (Leistungsphase 4) der Bauantrag eingereicht werden. Daran soll sich die Ausführungsplanung (Leistungsphase 5) direkt anschließen, damit eine nahtlose Weiterarbeit der Planer möglich ist. Dies soll für die Planung folgender Disziplinen erfolgen: Objektplanung, Tragwerksplanung, Technische Gebäudeausrüstung, Feuerwehrtechnik, Leitstellentechnik, Bauphysik, Brandschutz und Freianlagen. Die Beauftragung von Vorbereitung und Mitwirkung der Vergabe (Leistungsphasen 6 und 7) sowie die Objektüberwachung (Leistungsphase 8) werden erst nach einem möglichen Baubeschluss erfolgen.