Internationaler Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung am 6. Februar

(dk)

Wissenschaftsstadt Darmstadt stärkt betroffene Frauen und Mädchen

Rasierklinge mit Text Stop Female Genital Mutilation auf schwarzem Hintergrund
Quelle: Shutterstock - Marina Kap

Anlässlich des Internationalen Tags gegen weibliche Genitalverstümmelung am 6. Februar macht die Wissenschaftsstadt Darmstadt auf ihr erfolgreich angelaufenes Projekt für betroffene Frauen und Mädchen aufmerksam. Das seit November 2024 angelaufene Projekt in Darmstadt bietet ein niedrigschwelliges Gruppenangebot überwiegend für betroffene somalisprachige Frauen. Die Treffen thematisieren neben Frauen- und Gesundheitsfragen auch Aspekte der Kindererziehung und das Leben mit Kindern in Deutschland – insbesondere mit Blick auf soziale Teilhabe, Integration und Kinderschutz zur Prävention von FGM/C. Zusätzlich zum Gruppenangebot finden auch Einzelberatungen statt.

„Praktiken der weiblichen Genitalverstümmelung und -beschneidung stellen eine schwerwiegende Menschenrechtsverletzung dar und haben weitreichende gesundheitliche Folgen für die betroffenen Frauen und Mädchen. Mit unserem Projekt stellen wir eine entscheidende Kombination aus Beratung, medizinischer Begleitung und Aufklärung zur Verfügung. Sie gibt den Frauen nicht nur Zugang zu medizinischer Versorgung, sondern auch eine rechtliche Perspektive und die Beratungszahlen belegen, dass der Bedarf an niedrigschwelliger, erstsprachlicher, sensibler Beratung und Unterstützung groß ist!“, betont Bürgermeisterin Barbara Akdeniz.

Seit Projektbeginn 2024 wurden 16 neue Klientinnen beraten und insgesamt 75 Beratungstermine durchgeführt. In fast 50 Prozent der Fälle gelang es, eine Verbesserung der gesundheitlichen Situation der Frauen und ihre gesundheitliche Stabilisierung zu erreichen, insbesondere durch eine Anbindung an eine ärztliche Versorgung (z. B. gynäkologisch, aber auch therapeutisch). Außerdem konnte in 90 Prozent der Fälle durch ehrenamtlich unterstützende Ärztinnen eine medizinische Begutachtung für Asylverfahren erfolgen. Denn FGM/C kann unter bestimmten Umständen ein geschlechtsspezifischer Asylgrund sein. Eine Frau erhielt dadurch bereits eine Asylanerkennung und somit Schutz vor FGM/C. Das Angebot wird rege genutzt, da es bislang kaum vergleichbare Anlaufstellen für diese Zielgruppe gibt. Hauptträger des Projekts ist das Beratungszentrum „FIM – Frauenrecht ist Menschenrecht“. FIM kooperiert dabei eng mit anderen Beratungsstellen, insbesondere im Bereich Asyl. In einem weiteren Schritt wird nun, auch im Sinne der Prävention, die Vernetzung mit weiteren spezialisierten Stellen wie „pro familia Darmstadt“, der unabhängigen Flüchtlingsberatung der Diakonie und dem Jugendamt Darmstadt ausgebaut. Die Gruppentreffen für somalisprachige Frauen finden monatlich an einem Samstag und einem Donnerstag statt und stehen allen Interessierten offen. Die nächsten Termine sind am 8. Februar (15 bis 18 Uhr) und 20. Februar (13 bis 16:30 Uhr) im Frauenzentrum, Emilstraße 10.

Nähere Informationen zum Gruppen- und Beratungsangebot in Darmstadt gibt es via Mail an fgm_c@fim-beratungszentrum.de oder telefonisch unter 069 8700825-0.

Hintergrund:

Weibliche Genitalverstümmelung und -beschneidung, im Englischen als FGM/C (Female Genital Mutilation/Cutting) bezeichnet, umfasst die teilweise oder vollständige Entfernung der äußeren weiblichen Genitalien oder andere Verletzungen der weiblichen Geschlechtsorgane aus nicht-medizinischen Gründen. Diese Praktiken stellen eine schwerwiegende Menschenrechtsverletzung dar und haben weitreichende gesundheitliche Folgen für die betroffenen Frauen und Mädchen. Laut Bundesregierung ist die Anzahl der in Deutschland von FGM/C betroffenen und gefährdeten Frauen und Mädchen seit 2017 stark gestiegen. Die Mehrheit dieser Frauen stammt aus Somalia, Eritrea, Indonesien, Ägypten und dem Irak.