Das was als Zukunftsutopie in einem Gespräch zwischen Clemens Maurer, Sprecher der Geschäftsführung des Klinikums Darmstadt, und Dr. Markus Horneber, Vorstandsvorsitzender der AGAPLESION gAG, am Rande einer Veranstaltung skizziert wurde und begann, ist einen weiteren Schritt näher in Richtung Realität gerückt. Nach zahlreichen Vorgesprächen unterzeichneten heute Oberbürgermeister Hanno Benz und Stadtkämmerer André Schellenberg als Vertreter der Wissenschaftsstadt Darmstadt gemeinsam mit Dr. Markus Horneber, Vorstandsvorsitzender der AGAPLESION gAG und seinem Stellvertreter, Jörg Marx, den „Letter of Intent“ (LOI) – die gemeinsame Absichtserklärung in Darmstadt eine Holding gründen zu wollen, die beide Krankenhäuser – das Klinikum Darmstadt und das AGAPLESION ELISABETHENSTIFT – unter einem Dach vereint. Gemeinsam statt gegeneinander, um so im Weitblick auf die Krankenhausreform und den anstehenden Fachkräftemangel für beide Häuser eine Zukunft zu schaffen.
„Ziel dieses Zusammenschlusses ist es, den Fortbestand beider Häuser im Rahmen eines Verbundes zu sichern und beide Häuser weiterzuentwickeln“, sagt Oberbürgermeister Hanno Benz.
„Im Zuge der Veränderungen im Gesundheitswesen erwarten wir wesentliche Auswirkungen und Anforderungen an uns, um dem gewachsen zu sein, daher ist die Gründung einer gemeinsamen Holding ein logischer Schluss. Im Zuge einer möglichen Kooperation ergeben sich strategische, operative und wirtschaftliche Synergieeffekte, von denen unsere Patientinnen und Patienten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich profitieren“, bekräftigt Dr. Markus Horneber.
„Für die Bürgerinnen und Bürger von Darmstadt bedeutet dies, dass ihre medizinische Versorgung auf einem hohen Niveau und in sinnvoller Weise erhalten bleibt, da jedes der Häuser unterschiedliche Schwerpunkte hat, die auch erhalten bleiben, aber die Versorgungsstrukturen viel besser aufeinander abgestimmt und Doppelstrukturen vermieden werden. Das medizinstrategische Konzept soll stetig weiterentwickelt werden“, sagt Klinikdezernent und Stadtkämmerer André Schellenberg.
„Der Zusammenschluss hat das Ziel, die Qualität der medizinischen Versorgung in Darmstadt erheblich zu verbessern und die Herausforderungen in der Mitarbeiterbindung und -gewinnung besser zu meistern“, so steht es in der Absichtserklärung. So ist es den Vertragspartnern wichtig, dass es für die Mitarbeitenden zwar Veränderungen aber keine Verschlechterungen geben wird, gleiches gilt für die Patient*innen.
Das was bisher ein Herantasten und Abklopfen war, wird jetzt konkret. Erste Vorgespräche mit Ministerien, Kartellamt und weiteren Entscheidungsträgern hat es bereits gegeben, um zu klären, ob es dieses bundesweit erste Konstrukt – ein Zusammenschluss zwischen einem kommunalen und einem kirchlichen Krankenhaus – geben kann. Die Signale waren positiv, deshalb soll es jetzt an die konkrete Umsetzung gehen. Beide Kooperationspartner sind sich einig, dass für die Umsetzung des Projektes eine Zusage von Fördermitteln zwingende Voraussetzung ist. Die Anträge hierfür sollen spätestens im November erfolgen.
Laut dem jetzt unterzeichneten LOI bilden die Gesellschafter – Stadt Darmstadt und Agaplesion gAG – die geplante Holding zu jeweils 50 Prozent. Beide Gesellschafter geben ihre Krankenhäuser zu 60 Prozent an die Holding, 40 Prozent verbleibenbei den bisherigen Gesellschaftern.
Auf beide Krankenhäuser kommen noch große Aufgaben und Fragestellungen zu, die es nun zu klären gilt. Es folgt auf beiden Seiten eine Unternehmensprüfung, die Erstellung eines Business Case und die Entwicklung des medizinischen Konzeptes, hierfür bedarf es die Abstimmung mit dem Hessischen Ministerium für Gesundheit und der Krankenhausplanung. Anfang Juli soll die gegenseitige Überprüfung hinsichtlich der finanziellen, rechtlichen, steuerlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse, einschließlichgegenseitiger Besichtigungen der Betriebsgelände abgeschlossen sein.
Parallel dazu soll es auch gemeinsame Sprechstunden in beiden Krankenhäusern geben, an denen Mitarbeitende die Möglichkeiten haben, den Geschäftsführern beider Häuser Fragen zu stellen.
Im Herbst soll das Projekt soweit sein, dass es in den betreffenden Gremien der Stadt Darmstadt und bei Agaplesion beraten und beschlossen werden kann. Der straffe Zeitplan sieht die Gründung der Holding zum 1. Januar 2025 vor.