Besuchern der Mathildenhöhe fallen die vielen neuen Bäume im Platanenhain, die an den schützenden Holzgestellen (sog. Vierböcken) leicht zu erkennen sind, sofort auf. Stammgäste und genaue Beobachter bemerken an den vielen neuen Schachtdeckeln: Hier hat sich einiges getan! Wer seinen Blick nach oben richtet, bemerkt auch den Effekt der Maßnahmen. Die Bäume tragen nun ein grüneres, dichteres Blätterkleid als vorher, und sie tragen es länger. Das bedeutet mehr Schatten und damit auch mehr Aufenthaltsqualität im Sommer an einem der beliebtesten Orte der Stadt.
Doch wie konnte der Platanenhain vor 2021 in diesen alarmierenden Zustand geraten? Die Antwort liegt in seiner jahrzehntelangen, intensiven Nutzung für gesellschaftliche Veranstaltungen aller Art, teilweise mit schweren Bühnen, die von LKWs angeliefert wurden. Der Boden des Hains, besonders in der Mitte der Anlage, war extrem verdichtet. Verdichtete Böden erschweren den Wurzeln den Zugang zu Luft und Wasser, was die Bäume schwächt; geschwächte Bäume wiederum sind anfälliger für Krankheiten - eine Abwärtsspirale.
Das Problem war deutlich sichtbar, Handeln dringend geboten. Doch wer handeln will, muss vorher ein Konzept entwickeln. Genau dies hat das Grünflächenamt im Verbund mit einem Team aus einem Baum- und einer Bodengutachterin auch getan. In intensivem Austausch wurden mehrere Sanierungsstrategien durchgespielt, bevor man sich auf ein Konzept einigte, das mit dem Landschaftschaftarchitekturbüro grün³ umgesetzt wurde: Ein Grabensystem, dass sich über den gesamten Platanenhain erstreckt, soll Luft und über eine sensorgesteuerte Tröpfchenbewässerung auch ausreichend Wasser an die Wurzeln der Bäume führen. Zudem sollten 40 schwer geschädigte Bäume entnommen und die entstehenden (und bereits vorhandenen) Lücken mit der Pflanzung von 46 Jungbäumen wieder geschlossen werden. All dies musste unter größter Rücksicht auf die Bestandbäume und ihr Wurzelwerk geschehen.
Der Schutz der Wurzeln der Bestandsbäume stand bei den Arbeiten im Vordergrund, um die Vitalität und Standsicherheit der Bäume nicht zu gefährden. Bei Aushubarbeiten in der Nähe von Bestandsbäumen kam ein Saugbagger für wurzelschonendes Arbeiten zum Einsatz. Dabei wurde der Schlauch der Maschine durch einen kleinen, eigens für die Aufgabe umgerüsteten Bagger nachgeführt - eine Deutschlandpremiere. Freigelegte Wurzeln wurden untersucht und mit Wurzelvorhängen geschützt. Sollte doch einmal eine Verletzung an den Wurzeln festgestellt werden, wurde diese schnell mit einer speziellen Paste behandelt. Nicht nur der Schutz der Wurzeln wurde während der Bauzeit sichergestellt, auch die Stämme der verbleibenden Bäume wurden mit Stammschutzvorrichtungen vorbildlich vor mechanischen Verletzungen geschützt. Wo der Boden des Hains mechanischen Belastungen ausgesetzt war, wurden Lastverteilungsplatten eingesetzt, um eine weitere Verdichtung des Bodens zu verhindern. So haben Planer und Arbeiter sichergestellt, dass sowohl die bestehenden wie auch die neuen Bäume die bestmöglichen Bedingungen für die Zukunft zu erhalten.
Bei 40 Bäumen bestanden berechtigte Zweifel an der Stand- und Bruchsicherheit und so mussten diese Bäume weichen, um den Aufenthalt im Platanenhain unter einem wieder geschlossenen Blätterdach auch in Zukunft so sicher wie möglich zu gestalten. Bei einigen Exemplaren war die Fäule des Stammholzes bereits weit fortgeschritten (wie z.B. oben im Bild an den dunklen Kernen gut zu erkennen). Diese Bäume zeigten keinerlei Wachstum. Bei jeder Entnahme eines Baums wurde auch noch ein Bodenaustausch durchgeführt, um den jungen Bäumen ideale Bedingungen für einen guten Start in einem unverdichteten Boden zu bieten.
Die jungen Bäume, handverlesen von Mitarbeitern des Grünflächenamts, schwebten dann mit Hilfe eines Krans von dem Anhänger auf dem sie geliefert wurden direkt an “ihren” Platz. Auch hier wurde wieder darauf geachtet, die umliegenden Bäume so wenig wie möglich zu schädigen.
Wir befinden uns in Zeiten einer Veränderung des Klimas. Die Sommer werden heißer und trockener; extreme Wetterereignisse werden häufiger. Der Platanenhain ist dafür nach der Sanierung bestens gerüstet, denn bei der Planung wurde bereits in eine nicht ganz so rosige Zukunft gedacht. Deshalb wurde eine Feuchtesensorik, die den Anteil des Wassers im Boden misst, installiert. Eine Tröpfchenbewässerung, die anhand der so erhaltenen Messwerte und einer Sichtkontrolle der Bäume aktiviert wird, versorgt die Bäume bedarfsgerecht und für die Besucher unsichtbar mit Wasser. Das System folgt dem Grabenraster und umschließt die Wurzelräume der einzelnen Bäume in etwa 60 cm Tiefe in einem Abstand von ca. 2,5 m zum Baumstamm.
Derart ausgestattet ist der Platanenhain fit für die Zukunft und lädt die Darmstädter noch lange zum Flanieren und Boule spielen ein.
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