
In Darmstadt haben die Stadt und das Evangelische Dekanat gemeinsam die Aktion „Klima-Challenge“ vorgestellt. Dabei geht es um einen Wettbewerb der Städte Darmstadt, Mainz und Wiesbaden, die beim Klimafasten ab Aschermittwoch, 5. März, bis Ostern, 20. April, gegeneinander antreten. Die Idee der Challenge ging von der evangelischen Kirche aus, die Städte unterstützen die Aktion als Partnerinnen. Bereits im Vorjahr lief die Aktion erfolgreich in Wiesbaden.
Mithilfe der App H.O.P.E. können Interessierte an der Aktion teilnehmen. Diese kann hier heruntergeladen werden: https://humans-on-planet.earth/klimafasten/. Zunächst registrieren sie sich in der App und ordnen sich dem jeweiligen Städteteam zu. Richtig los geht es dann am Aschermittwoch, 5. März. Dann werden die Aufgaben (Challenges) in der App freigeschaltet. Insgesamt 42 Aufgaben werden in den sieben Wochen gestellt, sechs pro Woche, jeweils montags und donnerstags kommen drei neue. „Diese variieren von eher einfach bis anspruchsvoll“, verrät Winfried Kändler, Referent für Bildung und gesellschaftliche Verantwortung im Evangelischen Dekanat Darmstadt.
Die Teilnehmenden sammeln in der App Punkte, die auf das jeweilige Städtekonto gehen. Am Ende gewinnt das Städteteam mit dem höchsten Team-Score bezogen (bezogen auf Teamgröße). Auch die Teilnehmenden mit den meisten Punkten innerhalb der Teams werden prämiert. In Darmstadt winken hier verschiedene Gutscheine als Preise. „Vor allem ist es eine Aktion für den Klimaschutz ohne erhobenen Zeigefinger“, sagt Konrad Licht aus Wiesbaden, der die App gestaltet und das Start-up H.O.P.E. gegründet hat. Die von ihm handgezeichnete Figur Jimmy leitet durch die App. Das Tool bietet viele Hintergrundinformationen und Funktionen wie etwa einen CO2-Rechner, einen Saisonkalender für Obst und Gemüse, ein Klima-Lexikon, ein Klima-Tagebuch und viele Tipps für den Alltag.
Mit der App, die es schon seit 2021 gibt, und jetzt mit der Klima-Challenge der Kirche als neue Funktion in der App wollen Konrad Licht und sein Team „mit Aufgaben zum Klimaschutz motivieren“. Die App soll „Inspiration zum Handeln“ geben. Aufgaben bei der Klima-Challenge ab 5. März werden etwa Wasser- und Stromsparen sein, mit anderen über Klimaschutz sprechen, eine Wasserschale für Vögel im Frühling herausstellen, Müll sammeln oder mit Freunden ein vegetarisches Gericht kochen. Für die Aufgaben sind jeweils drei bis vier Tage Zeit, bis wieder neue kommen. Hinzu kommen Quizfragen, Informationen und Impulse zum Nachdenken. Es gibt auch einen Freundesbereich, in dem man sich gegenseitig motivieren könne, erklärt Konrad Licht.
„Wir müssen gute Geschichten erzählen, um das Thema voranzubringen“, sagt Michael Kolmer, Klimaschutzdezernent der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Das Thema Klimaschutz müsse „mit Leben und Emotionen gefüllt werden“, anstatt nur abstrakte Zahlen zu kommunizieren, „die das Herz nicht berühren“. Die spielerische Herangehensweise per App passe zu Darmstadt, daher habe er die Aktion auch sofort unterstützt. Er freue sich, dass sich die evangelische Kirche als gesellschaftlich zentrale Institution der Thematik angenommen habe. Die Fastenzeit biete sich hervorragend an, „Neues auszuprobieren und sich auf's Wesentliche zu konzentrieren“, so Kolmer: „Ich rufe jede Darmstädterin und jeden Darmstädter auf, bei der Challenge mitzumachen, damit wir gemeinsam gewinnen und gleichzeitig etwas Gutes für uns und damit für den Klimaschutz getan haben!" „Ich habe die App schon installiert und freue mich auf die Challenges“, sagt die städtische Klimaschutzmanagerin Julia Vogelsang.
Dr. Annette Laakmann, Präses der Dekanatssynode, begrüßt das Thema Klimaschutz gerade für die Fastenzeit, in der sich viele etwas Besonderes vornehmen, neben Möglichkeiten des Verzichts auch neue Herausforderungen. Kirche müsse auch weiterhin etwas zum Klimaschutz sagen und „Verantwortung für den Planeten und die nächsten Generationen übernehmen“ – auch angesichts dessen, dass das Thema politisch eher in den Hintergrund gerückt sei. Die H.O.P.E.-App sehe wohltuend anders aus und lade ein, sich spielerisch mit dem Thema zu befassen.
Dekan Dr. Raimund Wirth betonte die vereinende Erkenntnis, dass es dringend sei, mehr zu tun. Politik, Zivilgesellschaft und Kirchen sollten hier ihre Möglichkeiten zusammenbringen. Die Kirchen fragten nach dem Sinn des Lebens, danach, was wirklich wichtig sei. Der Klimawandel sei „auch ein spirituelles Thema“. Das Problem sei Ergebnis einer „grenzenlos verbrauchenden Lebensweise, einer Hybris, alles im Griff zu haben“. Dies seien auch religiöse Themen, hier „die Augen geöffnet zu bekommen, geerdet zu werden und dadurch eine neue Verbindung untereinander und mit der Schöpfung“ zu bekommen. Die Kirchen versuchten, mit ihren Haltungen ihren Teil beizutragen. Hier führte der Dekan beispielhaft die Umwelt-Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus an.
Stichwort Fastenzeit:
Die 40 Tage vor dem Osterfest begehen viele Christinnen und Christen als Fastenzeit. In der Praxis des Fastens geht es nicht mehr nur um Verzicht auf Nahrungsmittel. Unter Fasten wird auch die Entscheidung für einen bewussteren Umgang mit dem eigenen Leben und der Umwelt verstanden. Die kirchliche Initiative Klimafasten, getragen von 24 evangelischen und katholischen Partnern, stellt den Klimaschutz ins Zentrum der Fastenzeit.
Hintergrund:
Das Wiesbadener Start-up H.O.P.E. (Humans On Planet Earth), das die Klimaschutz-App entwickelt hat und vermarktet, wurde 2020 von Konrad Licht gegründet. Beheimatet ist es im Alten Gericht Wiesbaden. Licht bildet mit seiner Co-Gründerin Hannah Barker die Geschäftsführung. Die App hat derzeit rund 3000 Nutzerinnen und Nutzer und finanziert sich über Förderungen, Fundraising und Kooperationen mit Unternehmen und Institutionen.
Die Aktion Klimafasten 2025 wird finanziell unterstützt von: Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, Landeshauptstadt Wiesbaden, Landeshauptstadt Mainz, Landesstiftung Miteinander in Hessen sowie Klimabildungslandschaft Wiesbaden im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt.