Oberbürgermeister Hanno Benz eröffnet am Dienstag, 18. Februar, um 18 Uhr im Eckart G. Franz-Saal des Hauses der Geschichte die bundesweite Wanderausstellung „‘Verräter‘ oder ‚Helden‘? Fritz Bauer und der Prozess um den 20. Juli 1944“. Die Ausstellung, die auf zwei Standorte verteilt im Haus der Geschichte und in der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) gezeigt wird, erfolgt in Kooperation mit dem Hessischen Staatsarchiv Darmstadt und der Hessischen Universitäts- und Landesbibliothek der TU Darmstadt. Sie konzentriert sich auf Bauers Beitrag zur Rehabilitierung und Anerkennung des 20. Juli-Aufstands und den Braunschweiger Remer-Prozess von 1952. Nach der Vernissage im Haus der Geschichte findet ein Rundgang für alle Interessierten durch die Ausstellung statt, zuerst im Vestibül des Hauses der Geschichte und anschließend im 1. Stock der ULB. Alle Bürgerinnen und Bürger sind zur Eröffnung eingeladen.
OB Hanno Benz zur Eröffnung: „Fritz Bauer ist bis heute ein leuchtendes Vorbild für Humanität, Anstand, Zivilcourage und Demokratiebewusstsein. Er war selbst ein lebendes Beispiel dafür, dass unsere liberale, wehrhafte Demokratie nur funktioniert, wenn sie jeden Tag aufs Neue von aktiven Demokratinnen und Demokraten getragen, gelebt und verteidigt wird.“
Die Schau der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin nimmt den Juristen und Humanisten Dr. Fritz Bauer, Hessischer Generalstaatsanwalt und Vater des Frankfurter Auschwitz-Prozesses in den Blick, vor allem dessen Beitrag zur Rehabilitierung und Anerkennung des 20. Juli 1944-Aufstands und Umsturzversuchs um Wilhelm Leuschner und Stauffenberg. Fritz Bauer habe, so der OB, „mit dem Braunschweiger Remer-Prozess um den Aufstand des 20. Juli 1944 den Grundstein für eine konsequente Verfolgung des NS-Unrechts gelegt“. Wie kein anderer habe Bauer „den Artikel Eins des Grundgesetzes – Die Würde des Menschen ist unantastbar –verinnerlicht und vehement verteidigt.“
Die Ausstellung widmet sich jenem Braunschweiger Modell-Prozess von 1952, der heute noch als Meilenstein der Demokratie- und Justiz-Geschichte der jungen, westdeutschen Bundesrepublik gilt. Der Prozess fand internationale Aufmerksamkeit. Das Landgericht Braunschweig verurteilte den NS-Apologeten und rechtsradikalen SRP-Führer Otto Ernst Remer zu einer Strafe von drei Monaten, sah den Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 als rechtmäßig an. Das von Fritz Bauer in Gang gesetzte Verfahren gegen Remer gilt heute als ein entscheidender Schritt zur vollwertigen Anerkennung des Widerstands vom 20. Juli 1944.
OB Benz dazu: „Der 20. Juli 1944-Umsturzversuch war ein Aufstand des Gewissens, der Aufrechten und Anständigen gegen ein barbarisches, skrupelloses Unrechtsregime. Fritz Bauers Vermächtnis bleibt daher auch in Zukunft aktuell, vor allem angesichts des Vormarschs rechtsextremer Kräfte in Europa und der Welt.“
Die Ausstellung „Fritz Bauer und der Prozess um den 20. Juli 1944“ ist im Haus der Geschichte, Vestibül, Karolinenplatz 3, und in der Hessischen Universitäts- und Landesbibliothek Magdalenenstraße 8 bis Freitag, 21. März zu sehen. Der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten Haus der Geschichte: Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, ULB Stadtmitte: Montag bis Sonntag von 8 bis 1 Uhr.
Hintergrund: Über Fritz Bauer (1903-1968):
Fritz Bauer, 1903 in Stuttgart geboren, war ein promovierter Jurist. Aus einer deutsch-jüdischen Familie stammend, trat er in den 1920er Jahren der SPD und dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold bei, kam nach der Machtübertragung an Hitler durch Hindenburg in die NS-Zwangsarbeitslager Heuberg und Oberer Kuhberg, konnte 1936 erst nach Dänemark, dann im Oktober 1943 ins schwedische Exil fliehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende der NS-Diktatur kam er 1949 nach Westdeutschland zurück, wirkte zunächst als Generalstaatsanwalt in Braunschweig, Niedersachsen, ehe er von 1956 bis zu seinem Tod 1968 hessischer Generalstaatsanwalt war.