Kitas ab 1. Mai wieder regulär geöffnet

(dk)

Der Magistrat hat das Ende der stadtweiten befristeten Verkürzung des Modul D in den Kitas beschlossen.

Kitakinder beim spielen
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Der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt hat in seiner Sitzung vom Mittwoch, 26. März, die Beendigung der stadtweiten befristeten Verkürzung des Modul D in den Kitas seit dem 1. November 2024 beschlossen. Ziel der Maßnahme war es, das Kitasystem in Darmstadt über die Winterzeit zu stabilisieren und eine bessere Planbarkeit für die Familien bei der Betreuung der Kinder zu ermöglichen. Dazu wurde in nahezu allen Kindertagesstätten in Darmstadt das Betreuungsmodul D um 5 Stunden auf bis zu 45 Wochenstunden gekürzt.
Aufgrund der vorliegenden Rückmeldungen wurde deutlich, dass bei den Eltern die negative Sicht auf die Maßnahme überwiegt, sodass die stadtweite Kürzung am 1. Mai auslaufen wird.

„Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine qualitativ hochwertige Betreuung der Kinder müssen sichergestellt sein“, erklären dazu Oberbürgermeister Hanno Benz und Bürgermeisterin Barbara Akdeniz.

Bürgermeisterin Barbara Akdeniz: „Die Rückmeldungen, die aus der Elternschaft und von den Kitateams und den Trägern kommen, zeigen die Problematik deutlich auf: Einerseits geht es um eine möglichst gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf und somit eine flexible, verlässliche Kinderbetreuung und andererseits ist es sehr wichtig, die Belastungen in den Kitas zu reduzieren und die frühkindliche Bildung zu stärken. Aufgrund dieser Signale aus der Elternschaft wird die befristete Maßnahme nicht fortgesetzt, somit greifen die einrichtungsspezifischen Maßnahmen bei Unterschreitung des Mindestpersonalbedarfs.“

„Nun ist es notwendig, zum einen gezielt Entlastungsmöglichkeiten für die Kitateams zu finden und umzusetzen und zum anderen den Eltern eine möglichst verlässliche, flexibel nutzbare Betreuungsmöglichkeit anzubieten“, erklären dazu OB Benz und Bürgermeisterin Akdeniz. „Entscheidend ist in diesem Zusammenhang die Fortführung und Intensivierung des Dialogs zwischen Eltern, Elternbeiräten, Kitateams und Trägern. Da sich der Fachkräftemangel voraussichtlich weiter verschärfen wird und die Anforderungen an die Betreuung konstant hoch bleiben, muss dieser Austausch sicherstellen, dass geeignete Maßnahmen zur Stabilisierung des Kitabetriebs identifiziert, konkretisiert und umgesetzt werden. Oberstes Ziel ist es, allen Kindern den Zugang zu frühkindlicher Bildung und Betreuung zu sichern.“

In Darmstadt sind trägerübergreifend zahlreiche Fachkraftstellen vakant. Alle Träger von Kindertagesstätten in Darmstadt bemühen sich intensiv darum, die bestehenden Teams zu erhalten, Überlastungen durch Überstunden unter anderem zu vermeiden und die Arbeitsbelastung grundsätzlich nicht weiter zu steigern.

„Wir haben es in Darmstadt geschafft, die Anzahl der Kindertagesstätten und somit der Betreuungsplätze in den letzten zehn Jahren kontinuierlich zu erhöhen, dies trifft besonders für den Bereich der Betreuung von Kindern unter drei Jahren zu. Die Platzzahlen für die Kleinsten haben sich bei den Kitas in städtischer Trägerschaft von 236 Plätzen im Jahr 2015 auf 349 Plätzen im Jahr 2024 gesteigert, das entspricht einem Zuwachs von knapp 50 Prozent. Auch die Platzzahl für die Kinder über drei Jahren konnte um rund 30 Prozent in den letzten zehn Jahren verbessert werden, von 1.419 auf 1.846 Plätze. Der notwendige, enorme Ausbau der Betreuungskapazitäten – auch aufgrund des Rechtsanspruches für die Eltern – hat dazu geführt, dass der Bedarf an Fachkräften in Darmstadt, aber auch landes- und bundesweit immer stärker zugenommen hat. Bundesweit geht der Paritätische Gesamtverband von einem derzeitigen Mangel von etwa 125.000 Fachkräften in der frühkindlichen Bildung und Betreuung aus“, so Bürgermeisterin Akdeniz.

Die Aktivitäten zur Fachkraftakquise, Fachkraftbindung und Weiterqualifizierung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern sollen stadtweit verstärkt werden.

„Die ämterübergreifenden Bemühungen zur Gewinnung und Haltung von Fachkräften für Kitas in städtischer Trägerschaft werden intensiviert. Dies beinhaltet eine Vielzahl von Maßnahmen, unter anderem die Personalakquise auch von ausländischen Fachkräften, die Präsentation der Wissenschaftsstadt Darmstadt auf Ausbildungsmessen, die Vorstellung des Berufsbildes in Schulen im Rahmen von Berufsorientierungstagen oder auch die Werbung auf Social Media durch Videos und Posts“, so Oberbürgermeister Benz.

„Es wurde bereits eine Vielzahl an Maßnahmen für den städtischen Träger ergriffen, um neue Fachkräfte anzuwerben und die Fachkräfte im Bestand halten zu können – beispielhaft sei die Fachkraftkampagne genannt, aber auch Fort- und Weiterbildungsangebote gezielt für Kitaleitungen etc. Auch die Attraktivität der Ausbildung konnte gesteigert werden, indem beispielsweise eine engmaschigere Begleitung der Auszubildenden umgesetzt wurde“, erklärt dazu Akdeniz. „Das Landesprogramm ‚Starke Teams, starke Kitas‘ wurde genutzt, um Entlastungsmöglichkeiten umzusetzen. Für dieses aktuell befristete Programm vom Land wird es voraussichtlich eine weitere Förderperiode geben, die wir auf jeden Fall mit Antragstellung nutzen wollen, um die guten Ansätze fortführen zu können. Trotz dieser Kraftanstrengungen aller Beteiligten ist es aber sehr schwer, den Fachkraftmangel in Darmstadt wesentlich zu reduzieren.“

Statements der Träger der Kinderbetreuung in Darmstadt:

Michael Müller-Möscheid, Geschäftsführer für die Kindertagesstätten des evangelischen Dekanats, verweist auf das trägerübergreifende Strategiepapier zur Fachkräftegewinnung: „Die Strategie ist mit ‚Personal halten und Personal gewinnen‘ übertitelt und nimmt damit auch und insbesondere den Status der vorhandenen Mitarbeitenden in den Blick. Der Krankenstand sei in Kitas höher als in allen anderen Berufsgruppen und daher seien präventive und fördernde Maßnahmen zur Stabilisierung der Mitarbeitenden und des gesamten Kita-Systems wichtig. Drittmittel aus Programmen wie ‚Starke Teams, starke Kitas‘, Qualitätspauschale, Schwerpunktkitapauschale und KiTa-Qualitäts- und Teilhabeverbesserungsgesetz seien in Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, Supervision, Fortbildungen und Raumgestaltung sehr gut angelegt.“

„Die Anpassung der Betreuung in den letzten fünf Monaten hat unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlastet und Zeit für intensivere pädagogische Arbeit am Vormittag geschaffen. Arbeitgebern, Familien und Politik muss klar sein, dass eine Verschärfung der Personalsituation jede Kita kurzfristig treffen und eine Anpassung der Betreuungszeiten immer wieder eintreten kann. Die Herausforderung in der nächsten Zeit wird es sein, einen guten Kompromiss zwischen den Bedürfnissen der Familien und der Fachkräfte zu finden“, so Anne Marquardt, kommissarische Geschäftsführung der Arbeiterwohlfahrt Darmstadt.

„Die Reduzierung der Betreuungszeiten führt zur Stabilisierung des Systems insgesamt. Die Herausforderung zwischen verlässlichen, quantitativen Betreuungszeiten, qualitativer Bildungsarbeit und der Entwicklung hin zu multiprofessionellen Teams in den Kitas ist und bleibt aktuell eine Aufgabe und in der Zukunft. Insofern wird es auf dem Weg unerlässlich bleiben, die Reduktion als ein Instrument zu verstehen, das angewendet werden kann. Die Kommunikation und die Kooperationen mit den Elternbeiräten sind dabei notwendig“, erläutert Martina Jonetat, Bereichsleitung Fachbereich Kitas im Arbeiter-Samariter-Bund Hessen e. V., Regionalverband Südhessen.

„Diese Krise ist nicht kurzfristig zu lösen, sondern wird uns noch einige Jahre begleiten bis Stabilität und Verlässlichkeit gegeben ist. Wir sollten deshalb achtsam mit unseren Kräften in den Kitas umgehen, denn sie leisten überdurchschnittliches und sind für die Kinder weiterhin da“, findet Markus Schmahl, Geschäftsträgerbüro der katholischen Kindertagesstätten in Darmstadt.

„Die übergreifende Stundenreduktion hatte in vielen Einrichtungen positive Effekte. Sie konnte helfen die Personallage in den Kernzeiten zu stabilisieren und hat dem Kita-Personal dringend nötige Vor- und Nachbereitungszeiten ermöglicht – gerade in der krankheitsbedingt oft schwierigen Wintersaison. Zusätzlich kam es auch seltener zu kurzfristigen Einschränkungen, die immer zu Diskussionen in den Kitas führen. Der Umut einiger Elternbriefe war gewissermaßen ein Einblick in den Alltag vieler Leitungskräfte, die alles versuchen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, und dennoch oft den Frust der Elternschaft abbekommen. Dass Träger und Stadt sich durch die übergreifende Reduzierung soldarisiert haben, war ein wichtiges Zeichen und eine spürbare Entlastung im Kita-Alltag“, erklärt Dr. Erik Sparn-Wolf, Regionalgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in Darmstadt.

„Auch wenn nicht viele Mitgliedseinrichtungen des Dachverbands DaS KinD e.V. von der Reduzierung der Öffnungszeiten betroffen waren, haben wir diesen Schritt solidarisch mitgetragen. Es wäre jedoch ein Trugschluss, nun davon auszugehen, dass nach der Rücknahme der Reduktion ein störungsfreier Betrieb möglich ist. Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig und weiterhin nicht gelöst. Das muss allen bewusst sein: Politik, Arbeitgebern und Eltern. Es war ein wichtiges Signal, dass das Gremium der Trägerkonferenz in den letzten Monaten hinter den Kitas stand und Verantwortung für die Reduzierung übernommen hat. Künftig werden diese Verantwortung jedoch wieder die Träger und Leitungen alleine tragen müssen“, sagen Antje Mehm, Anne Panitz und Lucie Šikuta, von der Fachberatung DaS KinD e.V.