Auf Initiative von Bürgermeisterin Barbara Akdeniz wurde kürzlich ein Bündnis gegen Kinderarmut gegründet. Das Bündnis schließt an die bereits praktizierte Arbeit im Bereich der Armutsprävention an und hat die Aufgabe, gezielte Maßnahmen gegen Kinderarmut auf städtischer Ebene zu entwickeln. Das Bündnis dient weiterhin dem Austausch, der Diskussion und Ideenfindung.
Im Rahmen der Auftaktveranstaltung am 26. April 2024 haben die Mitglieder des Bündnisses Ideen und Handlungsansätzen eingebracht und erste Handlungsfelder definiert. „Ich freue mich über die vielen Ideen aus der Praxis, Wissenschaft und Verwaltung – erste Handlungsansätze werden wir zügig in die Tat umsetzen“, so Bürgermeisterin Akdeniz.
Im Bereich der Kinderarmutsprävention wirken verschiedene Akteurinnen und Akteure sowie Systeme des Sozialstaates. „Dabei ist es wichtig, die Wirkung bestehender Leistungen wie etwa die des Bildungs- und Teilhabepakets, des Kinderzuschlags, des Wohn- und Bürgergelds mit Angeboten der Jugendhilfe wie beispielsweise Frühe Hilfen, Erziehungsberatung, Kinderbetreuung, Jugendsozialarbeit und Hilfen zur Erziehung in den Blick zu nehmen und auf die Wirkung vor Ort zu schauen. Das Bündnis bringt die verschiedenen Akteurinnen und Akteure, die Hilfen und Angebote erbringen, zusammen. So können bestehende Strategien im Bereich Armutsprävention weiterentwickelt werden. Dabei stehen konkrete Ideen im Fokus wie zum Bespiel eine Familienmesse“, so Akdeniz.
Das Bündnis ist fachlich breit und fundiert aufgestellt. So beteiligen sich Vertreterinnen und Vertreter der Stadtpolitik, der Stadtverwaltung, der in Darmstadt ansässigen Wohlfahrtsverbände, der Träger der Kinder- und Jugendhilfe und der Wissenschaft. „Die Verzahnung von Politik, Praxis, Wissenschaft und Verwaltung wurde von allen Bündnismitgliedern als bereichernd empfunden. An die Auftaktveranstaltung anknüpfend sollen weitere Institutionen zum Bündnis eingeladen werden. Als relevant wird zudem die Einbindung von Kindern und Jugendlichen gesehen, damit diese ihre Erfahrungen, Sichtweisen, Bedarfe und Bedürfnisse einbringen können. Hierfür sind Umfragen und Beteiligungsveranstaltungen angedacht, die der Sensibilität des Themas gerecht werden“, so Akdeniz weiter.
Im Bündnis gegen Kinderarmut stehen auch die (Sozial-)Leistungen für Kinder und Jugendliche im Fokus: „Wir müssen gezielt handeln, so dass mehr Kinder und Jugendliche in Darmstadt die Leistungen in Anspruch nehmen, die ihnen zustehen. Hierfür ist die fach- und institutionenübergreifende Zusammenarbeit in den Bereichen Armutsprävention und Leistungserbringung wichtig. Eltern und Jugendliche müssen über Leistungen und Angebote informiert sein, damit sie diese nutzen können. Ein Beispiel für einen in Darmstadt gelungenen Weg ist die Teilhabecard, mit der Leistungen des Bildungs- und Teilhabepakets unbürokratisch genutzt werden können. Unser Ziel muss es aber sein, noch mehr Kinder, Jugendliche und Eltern zu erreichen und die Inanspruchnahme dieses Angebots zu erhöhen“, betont Akdeniz.
Das Bündnis macht es sich zur Aufgabe, einen gesamtstädtischen Ansatz zu entwickeln, gleichzeitig wird ein sozialräumlicher Blick auf die verschiedenen Bedarfe gelegt. Hintergrund: Gesamtstädtisch lebten im September 2023 knapp 19 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren in SGB II-Bedarfsgemeinschaften. In der Eberstädter Kirchtannensiedlung liegt dieser Wert bei über 50 und im Pallaswiesenviertel bei 38,5 Prozent. Neben dem neuen Bündnis wird es eine in Abstimmung mit dem Bündnis arbeitende Verwaltungsgruppe geben, welche die Empfehlungen des Bündnisses umsetzt: „Es geht darum, spürbare Impulse in Darmstadt zu setzen, um Kindern und Jugendlichen, die in Armut leben, bessere Teilhabechancen zu ermöglichen“, so Akdeniz.
In Deutschland gilt laut Bertelsmann Stiftung jedes fünfte Kind und jede vierte Person zwischen 18 und 24 Jahren als armutsgefährdet.