Fakten

Die Wissenschaftsstadt Darmstadt ist aufgrund ihrer Lage an der Schnittstelle von fünf naturräumlichen Haupteinheiten reich an geologischer, klimatischer und hydrologischer Diversität. Dies schafft eine wertvolle Vielfalt charakteristischer Lebensräume und Pflanzen- und Tierarten. So befindet sich im Westen der Wissenschaftsstadt Darmstadt ein sogenannter „Hotspot“ der biologischen Vielfalt. Es handelt sich um die Flugsandfelder und Binnendünen mit wertvollen Steppen- und Sandrasen. Das Gebiet ist sogar von herausragender internationaler Bedeutung.

Zugleich zerstören wir Menschen in zuvor nie dagewesener Schnelligkeit unsere Lebensgrundlagen. Viele Krisen sind die Folgen, die sich sowohl humanitär als auch wirtschaftlich auswirken. Eine der folgenreichsten ist die Biodiversitätskrise, also das Artensterben regional und weltweit. Trotz intensiver Bemühungen des ehrenamtlichen und behördlichen Naturschutzes ist der Artenrückgang dramatisch und nicht umkehrbar. 

Es ist deswegen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe diese Tendenz zu stoppen. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt hat sich dieser Aufgabe angenommen und erstellt eine Kommunale Biodiversitätsstrategie. 

Warum braucht Darmstadt eine Biodiversitätsstrategie?

Darmstadt hat bereits 2013 das vom Naturschutzbeirat der Wissenschaftsstadt Darmstadt grundlegend erarbeitete Konzept der „25 Schritte zur Förderung der Biologischen Vielfalt“ als ein Grundlagenwerk zum Schutz und Erhalt der Biodiversität in Darmstadt zur Verfügung. Lokal ist deswegen bereits einiges zum Erhalt der Artenvielfalt umgesetzt worden. 

Weltweit entwickelt sich das Artensterben dennoch dramatisch weiter. Die Gründe für diese Entwicklung werden einprägsam in den IPBES Berichten  (zu Deutsch: Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und Ökosystemleistungen) dargestellt, wobei die intensive Flächennutzung, wie z.B. der Anbau von Monokulturen, der Einsatz von Pestiziden, Waldrodung sowie die Klimakrise als Haupttreiber für den Artenverlust identifiziert werden. 

Auch in Darmstadt wirken indirekte und direkte Treiber und sorgen für die Abnahme der biologischen Vielfalt in Darmstadt. Die wichtigsten direkten Treiber sind die veränderte Flächennutzung durch Versiegelung und die Art und Weise der Landwirtschaft, der Eintrag von Nährstoffen und der Klimawandel. Indirekt wirken zum Beispiel gesellschaftliche Krisen aber auch die Entfremdung von der Natur. 

Fakt ist, Darmstadt liegt in einer der sich am stärksten erwärmenden Regionen Deutschlands und bereits jetzt führen die zunehmenden Temperaturen in manchen Stadtvierteln mit hohem Versiegelungsgrad und wenig Stadtgrün zu einem "Hitzeinseleffekt“.

Kommunale Biodiversitätsstrategie

Bislang fehlt der Wissenschaftsstadt Darmstadt eine konkrete Strategie zum Erhalt und Förderung der biologischen Vielfalt. Nun wird eine kommunale Biodiversitätsstrategie erstellt. Sie wendet sich sowohl an die Verwaltung als auch an die unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure der Stadtgesellschaft, die ihren Beitrag zum Schutz und Erhalt der Biologischen Vielfalt in Darmstadt leisten können und möchten. Sie ist das Instrument, dessen sich alle bedienen sollen, um einen Wandel im Umgang mit einer unserer wichtigsten Lebensgrundlage einzuleiten und zu begleiten.

Die kommunale Biodiversitätsstrategie integriert sowohl die Ziele der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) als auch die Ziele der Hessischen Biodiversitätsstrategie und berücksichtigt aktuelle Publikationen. Ein Hauptbestandteil der Biodiversitätsstrategie wird ein Aktionsplan mit Maßnahmen zu fünf Handlungsfeldern sein:

  • Grün- und Freiflächenbereich
  • Arten und Biotopschutz
  • Nachhaltige Nutzung
  • Bewusstseinsbildung und Kooperation
  • Umsetzungs- und Erfolgskontrolle

Erfolge überprüfen

„Jeder Quadratmeter zählt“- das ist eine Botschaft des Blühpatenschaften-Programms. Aber angesichts des rasanten Tempos des Artenrückgangs sollen nicht nur möglichst viele Akteurinnen und Akteure gewonnen werden sondern auch besonders gut geeignete Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt vorzugsweise umgesetzt werden. Deswegen ist ein Monitoring- und Evaluationskonzept ein elementarer Bestandteil der Strategie. So kann der Umsetzungsgrad der Maßnahmen in regelmäßigen Abständen mittels spezieller Maßzahlen wie z.B. dem “Biotopflächenfaktor“ erfasst werden. Es wird weiterhin ein Indikatorensystem entwickelt, um Veränderungen der Biologischen Vielfalt gegenüber einem Ausgangszustand zu erfassen und zu dokumentieren. 

So werden Rückschritte frühzeitig erkannt und ermöglichen ein rechtzeitiges Gegensteuern. Aber auch Erfolge werden sichtbar und können verstärkt werden. 

Alles wird regelmäßig in Biodiversitätsberichten veröffentlicht, die ein Teil der begleitenden Öffentlichkeitsarbeit sind und damit für eine große Transparenz im Umgang mit dieser Herausforderung sorgen. 

Zusammen Großes bewirken

In Darmstadt sollen alle städtischen Akteurinnen und Akteure über die Bedeutung, den Nutzen und die Gefährdung der biologischen Vielfalt informiert sein. Das Bewusstsein und die Wertschätzung für die Natur soll gefördert und zum Handeln und Mitmachen angeregt werden, weil der Schutz und die Förderung der Biodiversität über die kommunale Ebene hinweg auch als Aufgabe aller lokaler Akteurinnen und Akteure angesehen werden muss.

Die kommunale Biodiversitätsstrategie soll dazu zum einen ein Leitfaden für die städtische Verwaltung darstellen und zum anderen Handlungsoptionen für weitere Akteurinnen und Akteure aufzeigen, wie Naturschutz und die Förderung der Biologischen Vielfalt mit dem individuellen Handeln in Einklang gebracht werden kann. Entsprechend sollen sich Akteurinnen und Akteure aus unterschiedlichen Bereichen der Stadtgesellschaft (Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Vereine und Initiativen sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger) in einem partizipativen Prozess einbringen können.

Mittels ausgewählter Moderationsformate werden Informationen zur künftigen kommunalen Biodiversitätsstrategie vermittelt sowie Ideen und Impulse gesammelt und Wege der zukünftigen Zusammenarbeit diskutiert und entwickelt. 

Die Wissenschaftsstadt Darmstadt verfolgt mit der kooperativen Einbindung aller relevanten Akteurinnen und Akteure, eine höhere Akzeptanz und größeres Engagement sowie ein verstärktes Verantwortungsbewusstsein. 

Eine kommunale Biodiversitätsstrategie, die einvernehmlich beschlossen wird ist ein großer Schritt, durch gemeinschaftliches Handeln dem Artenverlust entgegen zu wirken und zusammen die biologischen Vielfalt zu fördern: Großes zu bewirken!

Das Projekt „Erarbeitung und Umsetzung einer kommunalen Biodiversitätsstrategie durch eine/-n Biodiversitätsmanager/-in“ wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

Adresse

Umweltamt

Standort Hilpertstraße

Postfach 11 10 61
64225 Darmstadt

Standort Hilpertstraße

Hilpertstraße 31
64295 Darmstadt
ÖPNV Hauptzollamt

Dr. Siche, Olivera

Biodiversitätsmanagerin

Telefon (06151) 13-3020
Fax (06151) 13-3287
E-Mail umweltamt@darmstadt.de

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