Ein Ehrengrab ist Ausdruck der Ehrung Verstorbener. Bürgerinnen und Bürger, die zu Lebzeiten besondere Verdienste erworben haben, können in dieser Weise geehrt werden. Die meisten Ehrengräber befinden sich auf dem Alten Friedhof und auf dem Waldfriedhof. Für Lagepläne der beiden Friedhöfe können Sie hier herunterladen.

Ehrengräber auf dem Waldfriedhof

Eugen Bracht wurde am 3. Juni 1842 als Sohn des Juristen Prosper Vincenz Bracht und dessen Frau Rosalie am Genfer See geboren.

Im Alter von acht Jahren siedelte Bracht mit seiner Familie nach Darmstadt über.

Nach dem Abschluss an der Höheren Gewerbeschule Darmstadt erhielt Bracht von 1859 bis 1861 eine klassische akademische Ausbildung in Karlsruhe. Neben Schirmer selbst prägte Brachts Stil insbesondere der Unterricht bei Carl Friedrich Lessing.

Aus Angst vor finanziellen Schwierigkeiten gab er die Malerei zunächst auf und ging einer kaufmännischen Beschäftigung nach.

1875 wagte Bracht einen künstlerischen Neuanfang und besuchte bis 1877 die Landschaftsklasse des Malers Hans Frederik Gude an der Kunstschule Karlsruhe. Ab Mitte der 1870er Jahre feierte Bracht auch erste Erfolge als Maler. Seine Landschaftsmalerei blieb zunächst geprägt von Naturnähe und teils annähernd fotografischer Genauigkeit.

1882-1901 lebte er in Berlin als Lehrer und Maler. Mit dem Gemälde „Das Gestade der Vergessenheit“ gelang ihm ein Höhepunkt seines bisherigen Schaffens.

Er erhielt hohe Auszeichnungen, wie die Goldene Verdienstmedaille und das Ritterkreuz I. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen.

Ab Mitte der 1890er Jahre vollzog sich eine künstlerische Neuorientierung, er versuchte, der Farbe als wichtigstem Element den Vorrang vor der Form zu gewähren.

1899 präsentierte Bracht erstmals Bilder seiner neuen Schaffensphase, die überregional Aufsehen erregten.

Von 1902-1919 leitete Bracht die Meisterateliers für Landschaftsmalerei an der Dresdner Königlichen Akademie für bildende Künste. 1912 fanden in Dresden und Darmstadt umfangreiche Jubiläumsausstellungen anlässlich seines 70. Geburtstags statt. Zu seinem Motivrepertoire gehörten Fabriklandschaften ebenso wie Burgen und Schlösser, einzelne Bäume wie Wald-, Wiesen- und Winterlandschaften.

Nach der Emeritierung 1919 zog Bracht mit seiner Familie zurück in die Heimatstadt Darmstadt. Auf der Mathildenhöhe konnte er das „Haus in Rosen“ erwerben. Am 15. November 1921 starb Eugen Bracht in Darmstadt.

Auf der Mathildenhöhe hält der Eugen-Bracht-Weg die Erinnerung bis in die Gegenwart aufrecht.

Heinrich von Brentano di Tremezzo wurde am 20. Juni 1904 als Sohn des Juristen und Zentrumspolitikers Otto Rudolf von Brentano di Tremezzo und dessen Frau Lilla Beata in Offenbach geboren.

Nach dem Abitur am Ludwig-Georgs-Gymnasium begann Heinrich von Brentano ein juristisches Studium in Frankfurt am Main. Nach erfolgreich abgelegter Assessorprüfung promovierte er mit einer Arbeit über die „Rechtsstellung des Parlamentspräsidenten“ bei Hans Gmelin. 1932 stieg er in die ehemalige Kanzlei seines verstorbenen Vaters ein. 1943 wurde er als Staatsanwalt nach Hanau berufen.

Noch im Herbst 1945 schloss sich Brentano der „Deutschen Aufbau-Bewegung“ an aus der sich die CDU Hessen formieren sollte. Brentano war in der Folge wesentlich an der Ausarbeitung der Hessischen Verfassung beteiligt und von 1946 an Mitglied des Hessischen Landtags, von Juli 1947 an als Fraktionsvorsitzender der hessischen CDU. Als Verfassungsexperte seiner Partei arbeitete er zudem an der Ausgestaltung und Formulierung des bundesdeutschen Grundgesetzes mit.  

Über ein Direktmandat des Wahlkreises Bergstraße, den er bis zu seinem Tod vertreten sollte, wechselte Brentano 1949 in die Bundespolitik. Einstimmig wurde er zum Vorsitzenden der CDU/CSU Fraktion im Deutschen Bundestag gewählt Sein Interesse richtete sich früh auf außenpolitische Fragen, insbesondere auf die europäische Integration. Als Vorsitzender des Europäischen Verfassungsausschusses arbeitete er an der Satzung einer „Europäischen Politischen Gemeinschaft. 1955 wurde er erster selbständiger Außenminister der Bundesrepublik Deutschland.

Im Zuge der Auseinandersetzungen um die Zusammensetzung des Vierten Kabinetts trat Heinrich von Brentano von seinem Amt als Außenminister zurück.

Schon seit Sommer 1962 machten sich erste Anzeichen eines Krebsleidens bemerkbar, die ihn in seiner Arbeit zunehmend behinderten.

Anlässlich seines sechzigsten Geburtstags zeichnete die Stadt Darmstadt Heinrich von Brentano mit der Silbernen Verdienstplakette aus. Wegen seiner Erkrankung konnte ihm die Ehrung nicht mehr überreicht werden. Posthum wurde in Darmstadt-Kranichstein eine Grünanlage am angestauten Ruthsenbach nach Brentano benannt.

Otto Rudolf von Brentano di Tremezzo wurde am 9. Dezember 1855 als Sohn des Gustav Adolf Brentano und dessen Gattin Auguste in Darmstadt geboren.

Er besuchte zunächst in Friedberg die Augustinerschule und wechselte dann an Gymnasien in Büdingen und in Gießen.

An der hessischen Landesuniversität zu Gießen studierte Brentano Rechtswissenschaften. Von 1882 bis 1891 war Brentano als Rechtsanwalt in Friedberg tätig.

Im Jahr 1891 übersiedelte Brentano mit seiner Familie nach Offenbach. Er begründete eine sehr erfolgreiche Kanzlei, in der er von 1899 an auch als Notar wirkte.

Neben der juristischen Tätigkeit engagierte sich der aktive Katholik kirchenpolitisch. Seit 1893 gehörte er dem Kirchenvorstand der katholischen Gemeinde Offenbachs an.

Seine politische Karriere begann Brentano 1895 als gewähltes Mitglied des Offenbacher Stadtparlaments. Von 1897 an war er Abgeordneter des Zentrums im Darmstädter Landtag. Über drei Jahrzehnte gehörte Brentano dem Landtag an, von 1914 bis 1927 als Vorsitzender der Zentrumsfraktion.

Von 1899 bis 1918 war Brentano Vorsitzender des Verfassungsausschusses. Parallel zu seinem Mandat im Landesparlament ließ sich Brentano 1919 in die Weimarer Nationalversammlung bzw. 1920 in den Reichstag wählen.

Nach den Neuwahlen 1921 zeichnete er hier neben dem Justizministerium auch für das Innen-Ressort verantwortlich. Gegen den Willen eines Teils seiner eigenen Fraktion setzte er sich dafür ein, an der Koalition mit den Sozialdemokraten festzuhalten.

In seiner Funktion als Justizminister war Brentano bemüht, die Unabhängigkeit der Richter gegen Angriffe aus dem rechten wie dem linken Lager zu verteidigen. Im Zuge des Schutzpolizei-Gesetzes von 1923 versuchte Brentano, eine verfassungstreue Sicherheitstruppe zu etablieren.

Brentano erhielt zahlreiche hohe Auszeichnungen.

Otto von Brentano starb am 21. Juli 1927 an den Folgen eines Schlaganfalls in Darmstadt.

August Buxbaum wurde am 14. April 1876 als Sohn des Seminarlehrers Philipp Buxbaum in Langen-Brombach geboren.

Nach dem Absolvieren des Gymnasiums in Bensheim studierte Buxbaum an der Technischen Hochschule in Darmstadt. Buxbaum arbeitete danach in Berlin, Nürnberg und Worms, bevor er 1904 in den Dienst der Stadt Darmstadt berufen wurde. Ab 1906 leitete er das städtische Hochbauamt.

Als Stadtbaurat war er ab 1909 für zahlreiche Baumaßnahmen verantwortlich, die für das Stadtbild Darmstadts bis in die Gegenwart von Bedeutung sind. Unter seiner Federführung entstanden zahlreiche Schulgebäude, wie die Eleonoren- und die Justus-Liebig-Schule sowie die Kyritz- und die Pestalozzischule. Er entwarf das Städtische Hallenbad, den Erweiterungsbau für das Stadtkrankenhaus sowie den Gebäudekomplex des Waldfriedhofs.  .

Als Bauleiter fungierte er für das von Joseph Maria Olbrich entworfene Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe. Buxbaum ließ in den 1920er Jahren den nördlichen Teil von Rhön- und Spessartring mit Miethäusern in klassischem Blockzuschnitt bebauen. Buxbaum förderte Infrastrukturmaßnahmen, wie die Abfallentsorgung und betrieb den Ankauf zentraler Parkanlagen durch die Stadt.

Von 1918 bis 1930 war Buxbaum als Technischer Beigeordneter in Darmstadt für die gesamte technische Verwaltung der Stadt verantwortlich, seit 1924 mit dem Titel Bürgermeister. Bei der Bürgermeisterwahl 1930 wurde er nicht wiedergewählt und in den Ruhestand versetzt. Fortan war er als freier Architekt tätig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Buxbaum als Architekt am Wiederaufbau der Stadt beteiligt. Neben seiner Bautätigkeit beschäftigte sich August Buxbaum eingehend mit der Stadt- und Baugeschichte Darmstadts. 1920 veröffentlichte er unter dem Titel „Darmstadt und Umgebung“ einen Band mit 200 Federzeichnungen, die von ihm sowie von über zwanzig weiteren Grafikern und Architekten aus der Region angefertigt worden waren. Anlässlich seines 80. Geburtstags wurde August Buxbaum 1956 die Silberne Verdienstplakette der Stadt Darmstadt verliehen.

August Buxbaum starb am 21. Februar 1960 in Darmstadt.

Michael von Dolivo-Dobrowolsky wurde am 2. Januar 1862 in Gatschina als Sohn des Osip Florowitsch Dolivo-Dobrowolsky und dessen Gattin Olga Mikhai-lovna geboren.

In Odessa besuchte er die chemisch-technische Abteilung der Realschule. Von 1878 bis 1881 studierte er Chemie am Polytechnikum in Riga. Die Unterrichtssprache an dem Institut war Deutsch. 1881 brach er sein Studium ab und widmete er sich der Forschung im Bereich galvanischer Batterien. Auf der Internationalen Technischen Ausstellung in Wien 1883 präsentierte er Ergebnisse seiner Forschung.

Anschließend begann an der Technischen Hochschule Darmstadt Elektrotechnik zu studieren. Von Oktober 1883 an studierte er bei Prof. Erasmus Kittler der ihn zu seinem Assistenten machte.  

Im April 1887 wechselte er nach Berlin zur „Deutschen Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität“  (AEG). Von besonderer Bedeutung waren seine Forschungen im Bereich des dreiphasigen Wechselstroms, dem er selbst die Bezeichnung „Drehstrom“ verlieh. Bereits 1889 hatte er einen Motor bauen lassen, der als Urtyp des Dreiphasen-Käfigläufermotors in die Geschichte einging. Dolivo-Dobrowolsky war klar, dass sich Drehstrom auch für die Kraftübertragung über größere Distanzen eignete. 1891 ließ er anlässlich der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt Drehstrom

über 175 Kilometer bis zum Messegelände nach Frankfurt am Main transportieren.

In den 1890er Jahren war Dolivo-Dobrowolsky an der Weiterentwicklung der Drehstrom-Technik beteiligt. Im Mai 1909 übernahm er als Technischer Direktor die Leitung der neuen AEG-Apparatefabrik in der Ackerstraße.

1919 zog sich Dolivo-Dobrowolsky aus dem Berufsleben zurück und siedelte nach Darmstadt über. Er unterhielt Kontakt zu den Professoren Erasmus Kittler und Karl Wirtz. Von der engen Bindung an die Technische Hochschule Darmstadt zeugt die ihm 1911 verliehene Ehrendoktorwürde.

Er starb am 15. November 1919. 1969 wurde in Erinnerung an den Pionier der Elektrotechnik eine Straße in „Dolivostraße“ benannt.

Mit einer Amtszeit von knapp 20 Jahren war er der am längsten amtierende Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt.

Wilhelm Glässing wurde 1901 Beigeordneter und 1904 Bürgermeister.

1909 wurde er zum Oberbürgermeister gewählt. In diesem Amt blieb er bis zu seinem Tod am 10. 3. 1929.

In seine Amtszeit fiel die grundlegende Modernisierung des öffentlichen Verkehrswesens. Er engagierte sich für die Verkehrsplanung im Zusammenhang mit dem Neubau des Hauptbahnhofes und der Gründung der HEAG., aber auch für die moderne Stadtentwicklung.

Wilhelm Glässing war Oberbürgermeister in einer Zeit, in der der 1. Weltkrieg und seine Folgen das Kommunalwesen mit Problemen in einem bisher nicht gekannten Ausmaß konfrontierten. Die Notsituationen der Bevölkerung machte die Schaffung neuer Ressorts und Institutionen notwendig, mit Maßnahmen wie dem  Straßen- und Wohnungsbauprogramm versuchte man,  die schwierige Lage zu bewältigen.

Daniel „Danny“ Gürtler wurde am 8. Juli 1875 als Sohn des Bankprokuristen Philipp Gürtler und dessen Gattin Charlotte in Darmstadt geboren.

Gürtler besuchte das Realgymnasium in Darmstadt und war bereits zu Schulzeiten wegen seiner Streiche bekannt. Er wirkte einige Zeit als Schauspieler am Wiener Burgtheater. Wiederholt gab der selbsternannte „König der Bohème“ in Darmstadt „musikalisch-deklamatorische Veranstaltungen.

Bereits 1901 hatte er sein eigenes Kabarett gegründet, „Die Schminkschatulle“.

Mit exzentrisch-kabarettistischem Programm bespielte er Bühnen im deutschsprachigen Raum. Seinen Gang ins Gefängnis in der Rundeturmstraße Darmstadt inszenierte er als Triumphzug per Vierspänner durch die Straßen der Stadt. Menschenmassen verfolgten dabei, wie er im Stile eines Herrschenden eifrig Münzen unter „sein Volk“ warf.

Von der bürgerlichen Kritik wurde er verachtet. Teile der Bevölkerung bejubelten den „letzten Romantiker“, der ständig Grenzen überschritt. Seine Darbietungen waren oft wild und zügellos, sein stets präsentes Motto lautete „Stimmung!“. Neben seiner darstellenden Kunst veröffentlichte Gürtler einige Gedichtbände. 1910 erschien die Streitschrift „Der neue Messias“, in der er gegen das „Pfaffentum“ wetterte.

Gürtler bezeichnete Heinrich Heine als sein Vorbild. In seinen kabarettistischen Vorträgen sowie in Gedichten bezog er sich immer wieder auf Friedenskämpfer und propagierte den „Weltfrieden“. In Reaktion auf die von Kaiser Wilhelm II. angeordnete Entfernung eines Heine-Denkmals auf Korfu erwarb er ein Grundstück am Fuße der Loreley, um dort ein von ihm in Auftrag gegebenes und finanziertes Denkmal errichten zu lassen. Doch kurz vor der Grundsteinlegung wurde die Aufstellung polizeilich verboten.

Seine letzten Lebensjahre waren von Aufenthalten in psychiatrischen Anstalten geprägt. 1912 erschienen Gedichte und Prosa aus seiner Feder unter dem Titel „Selbsterlebnisse im Gefängnis und Irrenhaus“.

Danny Gürtler starb nach langem Leiden am 30. April 1917.

Erasmus Kittler wurde am 25. Juni 1852 als Sohn des Schneidermeisters Philipp Michael Kittler und dessen Ehefrau Dorothea Maria in Schwabach bei Nürnberg geboren.

Er arbeitete er drei Jahre als Volksschullehrer in Nürnberg, bis er von 1875 bis 1879 an der Technischen Hochschule  in München und an der Universität Würzburg Mathematik und Naturwissenschaften studierte. Sein Studium schloss er 1879 mit dem Staatsexamen für Physik und Chemie erfolgreich ab.

Von 1879 bis 1882 arbeitete er als Assistent am Physikalischen Kabinett der TH München. Er wurde Ende 1880 an der Universität Würzburg promoviert und im Sommer 1881 zum Privatdozenten der Physik an der TH München ernannt. Im Herbst 1882 fand die Internationale Elektrizitätsausstellung statt. Kittler hatte die technischen Kennwerte der ausgestellten Maschinen erstmals exakt zu messen und zu verzeichnen

Der Darmstädter Physikprofessor Ernst Dorn bot ihm den neu geschaffenen Lehrstuhl für Elektrotechnik in Darmstadt an.

Ab November 1882 war er als Professor für Elektrotechnik in Darmstadt tätig.

Das elektrotechnische Institut in Darmstadt entwickelte sich bis zur Emeritierung Kittlers 1915 zum führenden Institut seiner Art. Von 1883 bis 1905 wirkte Kittler als Vorstand der Abteilung für Elektrotechnik und von 1887 bis 1889 als Rektor der TH Darmstadt.

Er reiste als Elektrifizierungsberater durch das Reich und war beteiligt an Planung und Bau zahlreicher Elektrizitätswerke sowie anderer Einrichtungen im Bereich der Energieversorgung. In Darmstadt entstand 1888 auf Kittlers Initiative hin mit der „Centralstation“ eines der ersten Elektrizitätswerke Deutschlands.

Mit dem „Handbuch der Elektrotechnik“ brachte er ein Standardwerk auf den Markt.

Er erhielt für seine Verdienste im Bereich der Elektrotechnik zahlreiche hohe und höchste Auszeichnungen.

Erasmus Kittler starb am 13. März 1929 in Darmstadt.

In Darmstadt erinnern die Kittlerstraße und die Erasmus-Kittler-Schule an den Professor der Elektrotechnik. Die Technische Universität Darmstadt benannte anlässlich Kittlers 150. Geburtstags im Jahr 2002 ein Hörsaalgebäude der Elektrotechnik nach dem ersten Lehrstuhlinhaber des Faches und ehrt zudem Personen, die sich um die Institution persönlich verdient gemacht haben, mit der Erasmus-Kittler-Medaille.

Paula Ludwig wurde am 5. Januar 1900 in Altenstadt als Tochter des sozialdemokratischen Orgelbauschreiners Paul Ludwig aus Breslau und dessen Frau Maria geboren.

Im Alter von neun Jahren zog Paula Ludwig mit ihrer Mutter nach Linz. Nach dem Tod der Mutter 1914 wuchs Ludwig bei ihrem Vater auf, der wieder nach Breslau zurückgekehrt war.

Hier arbeitete sie als Dienstmädchen, Ateliergehilfin und Modell und wurde Mitglied der Breslauer Dichterschule. Mit ihrem 1917 geborenen Sohn Friedel lebte sie seit 1918 in München und fand Zugang zur Literaturszene. Ihr erster Gedichtband erschien 1920. Paula Ludwig veröffentlichte in wichtigen expressionistischen Zeitschriften der Zeit und wandte sich der Malerei zu. 1923 übersiedelte sie mit ihrem Sohn nach Berlin.

1934 verließ Paula Ludwig das nationalsozialistische Deutschland und ging nach Tirol. Der Prosaband „Traumlandschaft“ erschien 1935 in einem Berliner Verlag – und wurde direkt nach der Veröffentlichung verboten. Im März 1938 floh Paula Ludwig. Sie überquerte die Pyrenäen und gelangte im Dezember 1940 nach Portugal und bestieg ein Schiff mit Ziel Rio de Janeiro. In Brasilien verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt mit Malereien und Dekorationsarbeiten.

1953 kehrte Paula Ludwig nach Europa zurück. Ihre dichterische Tätigkeit war nahezu in Vergessenheit geraten. 1958 erschien der Band „Gedichte. Eine Auswahl aus der Zeit von 1920 bis 1958“, für den sie 1962 mit dem Georg Trakl-Preis ausgezeichnet wurde. Ab 1970 lebte sie in Darmstadt, der letzten Station ihres Lebens. 1972 bekam sie den Preis des Österreichischen Schriftstellerverbandes in Wien verliehen.

Posthum erschienen 1986 eine Gesamtausgabe ihrer Gedichte und 1990 eine Neuausgabe vom „Buch des Lebens“. Anlässlich ihres 100. Geburtstages benannte die Stadt Darmstadt einen Platz am Fuße der Mathildenhöhe in Paula-Ludwig-Platz.

Am 27. Januar 1974 starb Paula Ludwig in den Städtischen Kliniken Darmstadt und wurde auf dem Waldfriedhof beigesetzt.

Carlo Mierendorff wurde am 24. März 1897 als Sohn der Johanna Charlotte  und des Textilkaufmanns Georg Carl Ludwig Mierendorff in Großenhain geboren.

Bereits 1907 gelangte er nach Darmstadt. Dort besuchte er das humanistische Ludwig-Georgs-Gymnasium, gemeinsam mit seinem lebenslangen Freund Theodor Haubach. Er wuchs in einem liberalen Elternhaus auf und nahm an Aktivitäten der Wandervogelbewegung teil.

Als Kriegsfreiwilliger kämpfte er zunächst an der Ostfront, später an der Westfront.

1919 gründete er die Zeitschrift „Das Tribunal. Hessische Radikale Blätter“.

Sein Jurastudium beendete Mierendorff in Heidelberg mit einer Dissertation über die Wirtschaftspolitik der KPD. Während seiner Studienzeit war Mierendorff in sozialistischen und republikanischen Studentengruppen aktiv, seit 1920 war er Mitglied der SPD.

Politisch sah der Demokrat Mierendorff eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen in der Überwindung der Kluft zwischen Arbeiterschaft und Bürgertum.

Im Februar 1926 wurde er Zweiter Sekretär der SPD-Reichstagsfraktion in Berlin. Als Wehrexperte wurde er in die SPD-Reichwehrkommission gewählt, in der er gemeinsam mit den Freunden Haubach und Julius Leber an programmatischen Positionen der SPD feilte.

Der neue Hessische Innenminister Wilhelm Leuschner berief den sozialdemokratischen Intellektuellen zum Pressesprecher. Hier widmete sich Mierendorff vor allem dem Abwehrkampf der Republik gegen den erstarkenden Nationalsozialismus.

Im September 1930 wurde er in den Reichstag gewählt. Gemeinsam mit Wilhelm Leuschner veröffentlichte er im November 1931 die so genannten „Boxheimer Dokumente“, die den demokratiefeindlichen Charakter der NSDAP belegten, und machte sich damit endgültig zum Feind des Nationalsozialismus.

In einer Reichstagsrede griff er Joseph Goebbels persönlich an. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten musste Mierendorff untertauchen. Im Juni 1933 wurde er schließlich in Frankfurt verhaftet, nach Darmstadt gebracht und von der SS durch die Straßen der Stadt getrieben. Nach über dreieinhalb Jahren Haft in verschiedenen KZ wurde er 1938 in Berlin entlassen.

Er führte ein Doppelleben: Offiziell tätig für die BRABAG, war er inoffiziell als Mitglied des Kreisauer Kreises ein führender Kopf des konspirativen sozialdemokratischen Widerstands gegen das NS-Regime.

Carlo Mierendorff wurde am 4. Dezember 1943 bei einem Luftangriff auf Leipzig verschüttet und mehrere Tage später tot aufgefunden. Sein Leichnam wurde nach Darmstadt überführt und im Grab der Eltern auf dem Waldfriedhof beigesetzt. Die Trauerrede hielt sein Freund Theodor Haubach.

Auf dem Waldfriedhof in Darmstadt erinnert ein Ehrenmal an Carlo Mierendorff, in Darmstadt-Eberstadt trägt eine Straße und in Griesheim eine Grundschule seinen Namen.

Max Noack wurde am 24. Januar 1905 in Berlin geboren. In seiner Heimatstadt Berlin besuchte er das Realgymnasium.

Erste Engagements führten Noack über Bonn , Oldenburg, Godesberg und Neuss nach Bremen. Seinen Durchbruch feierte er am Alten Theater in Leipzig, wo er von 1928 bis 1935 auf der Bühne stand. 1935 wechselte er an die Städtischen Bühnen Frankfurt am Main, engagiert vom dortigen Intendanten Hans Meißner.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Max Noack als unabkömmlich reklamiert, von September 1940 bis 1945 nahm er jedoch am Krieg teil.

Ab Herbst 1945 spielte Noack für einige Zeit am Theater in Essen, 1947 kehrte er zurück an die Städtischen Bühnen nach Frankfurt am Main. Neben seinem darstellerischen Wirken gab er Schauspielunterricht an der Hochschule für Musik und Theater und führte bei einzelnen Inszenierungen der Städtischen Bühnen Regie.

Im Herbst 1951 gelangte Max Noack nach Darmstadt, wo er bis zu seinem Tode 1971, das Landestheater prägen sollte. Noack brillierte auf der Behelfsbühne in der Orangerie als König Lear. In den kommenden zwanzig Jahren spielte Noack  nahezu alle großen Rollen. Er verkörperte Charaktere sowohl in vielen klassischen als auch in modernen Aufführungen und prägte die Spielzeiten der Intendanten Sellner und Gerhard F. Hering maßgeblich. Noacks Fokus als Schauspieler lag stets auf dem Theater, nur gelegentlich war er in Fernsehproduktionen zu sehen.

Anlässlich seines 60. Geburtstags wurde Max Noack mit der Johann-Heinrich-Merck-Ehrung der Stadt Darmstadt ausgezeichnet.

Max Noack starb am 13. Mai und wurde in einem Urnengrab auf dem Waldfriedhof beigesetzt.

Melchior Palágyi, wurde am 26. Dezember 1859 als Sohn des Volksschullehrers Moritz Silberstein in Paks/Tolna geboren.

Palágyi besuchte die Realschule in Temesvár und später die Oberrealschule in Kassa. An der Technischen Universität Budapest besuchte er zunächst einen Vorbereitungskurs für das Lehramt in Mathematik und Physik. Zudem eignete er sich gründliche Kenntnisse in der Theoretischen Physik an.

Zu Studienzeiten besuchte unter anderem Vorlesungen zu anthropologischen Fragestellungen. Nach dem Examen widmete er sich der Literatur und der Schriftstellerei, schrieb Kritiken für große Zeitungen und beschäftigte sich ausführlich mit philosophischen Grundlagentexten und Schulen.

Als freier Schriftsteller trat er für eine Erneuerung der ungarischen Literatur und Kultur jenseits des herrschenden Kanons ein. Später arbeitete er in Budapest als Lehrer schließlich als Gymnasialprofessor und wandte sich psychologischen wie erkenntnistheoretischen Themen zu. 1899 verlieh ihm die Universität Budapest den Doktortitel.

Zwischen 1900 und 1903 kam Palágy zum ersten Mal in Deutschland, wo er in verschiedenen Städten Kontakt zu Philosophen wie zu Mathematikern aufnahm und seine erste deutschsprachige Abhandlung mit dem Titel „Neue Theorie des Raumes und der Zeit“ verfasste.

Wieder in Budapest und nahm er eine Stelle als Mittelschulprofessor an. Von Herbst 1905 an lehrte er in Klausenburg. Unter dem Titel „Natur-philosophische Vorlesungen über die Grundprobleme des Bewusstseins und des Lebens“ veröffentlichte er 1908 sein Hauptwerk in deutscher Sprache.

In den Jahren 1910 und 1911 weilte Palágyi im Auftrag des ungarischen Kultusministeriums zu Kunststudien in Paris. In einer daraus resultierenden Veröffentlichung verband er Kunstkritik mit seiner Theorie der Phantasie.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 wurde Palágyi Ministerialangestellter, begab sich später wieder nach Deutschland und wirkte unter anderem in Darmstadt. Melchior Palágyi starb am 13. Juli 1924 in Darmstadt, wo er auf dem Waldfriedhof beerdigt wurde.

Alexander Posch wurde am 21. Juni 1890 als ältester Sohn des aus Österreich stammenden Schlossers Christian Posch und dessen Frau Katharina bei Bensheim geboren.

Alexander Posch absolvierte eine Ausbildung bei dem Glaskünstler Hans Müller-Hickler Anschließend besuchte er die private Malschule von Adolf Beyer in Darmstadt. Ab 1910 studierte Posch an der Kunstgewerbeschule München, danach  schloss sich ein Studienaufenthalt in Wien an.

Nach dem Ersten Weltkrieg lebte er als freischaffender Künstler in Darmstadt.  

Gemeinsam mit Hartmuth Pfeil und Marcel Richter gründete Posch 1920 die „Darmstädter Gruppe“, die sich zur Zeit ihrer Gründung dezidiert als Gegenpol zur stärker politisch ausgerichteten „Darmstädter Sezession“ verstand und stilistisch weitgehend der Neuen Sachlichkeit zugeordnet werden konnte. 1928 schlossen sich beide Gruppen zur „Interessengemeinschaft fortschrittlicher Künstler Hessens“ zusammen, um durch gemeinsames Auftreten mehr Einfluss gewinnen zu können.  

Er setzte er sich für die Belange von Künstlerkollegen ein, war in zahlreichen Ausstellungsausschüssen und Verbänden vertreten und maßgeblich an der Gründung des „Reichsverbandes bildender Künstler Hessens“ beteiligt, dessen Geschäftsführer er war. 1926, gab es eine große Ausstellung der „Darmstädter Gruppe“ in der Kunsthalle, 1929 folgte auf der Mathildenhöhe die von Posch mit organisierte internationale Ausstellung „Der schöne Mensch in der Neuen Kunst“.

1931 wurde Alexander Posch der Georg-Büchner-Preis des Volksstaats Hessen verliehen.

In der Brandnacht am 11. September 1944 verlor er seine Frau, sein Atelier auch große Teile seines künstlerischen Werks  wurden zerstört.

Nach einem zweijährigen Aufenthalt im Allgäu wurde er Mitglied des Hessischen Kunstvereins (1946) und der wieder gegründeten „Neuen Darmstädter Sezession“ (1949). Nach 1945 entstanden zahlreiche Landschafts- und Architekturbilder, zum Teil noch geprägt von Eindrücken aus dem Allgäu.

Alexander Posch starb am 2. August 1950 nach längerer Krankheit in Darmstadt und wurde auf dem Waldfriedhof beigesetzt.

Hans Heinrich Hieronymus Schiebelhuth wurde am 11. Oktober 1895 als Sohn des Wachtmeisters Johannes Schiebelhuth und dessen Frau Marie in Darmstadt geboren.

Er wuchs in Bessungen auf und besuchte nach der Volksschule die Ludwigs-Oberrealschule. Schon seit seiner Jugendzeit war er befreundet mit Carl Gunschmann,  Carlo Mierendorff und Kasimir Edschmid.

Mit siebzehn Jahren veröffentlichte Schiebelhuth seinen ersten Gedichtband. Im Frühjahr 1913 begab er sich zum Studium nach München und nahm vor allem am kulturellen Leben teil. Nach dem Krieg lebte er zunächst wieder in München.

1920 zog für kurze Zeit nach Hannover, wo er als Lektor und Mitherausgeber der Kunstzeitschrift „Zweemann“ in Erscheinung trat. Noch im selben Jahr siedelte er wieder nach Darmstadt um. Seit 1919 publizierte er Gedichte und Hymnen in der politisch ausgerichteten Zeitschrift „Das Tribunal“. Zugleich war Schiebelhuth Mitbegründer der Darmstädter Sezession.

Er veröffentlichte 1920 im Verlag „Die Dachstube“ eine Sammlung „neo-dadaistischer Ungedichte“ unter dem Titel „Hakenkreuzzug“ und 1921 den Gedichtband „Wegstern“, der zahlreiche Gedichte aus vorangegangenen Jahren vereinte.

In Florenz lernte er die wohlhabende Alice Trew Williams kennen, sie heirateten und zogen für drei Jahre in die Vereinigten Staaten. Von 1932 bis 1937 lebte das Ehepaar Schiebelhuth wieder in Darmstadt. Hier entstand die letzte lyrische Veröffentlichung „Schalmei vom Schelmenried“. Zum Geldverdienen übersetzte er amerikanische Literatur ins Deutsche.  

Politisch stand Hans Schiebelhuth dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüber.  

Er verbrachte seine letzten Lebensjahre in East Hampton. Im Jahr 1947 wurde Hans Schiebelhuth posthum der Georg-Büchner-Preis für das Jahr 1945 verliehen. In Darmstadt erinnert der Schiebelhuthweg an den Dichter

Hans Schiebelhuth starb am 14. Januar 1944 in East Hampton. Seine Asche wurde Jahre später nach Darmstadt überführt.  

Ehrengräber auf dem Alten Friedhof

Luise Büchner wurde am 12. Juni 1821 als Tochter des Obermedizinalrats Ernst Karl Büchner und dessen Frau Luise in Darmstadt geboren.

Bis 1835 besuchte sie eine Darmstädter Mädchenschule. Bereits in jungen Jahren verfasste sie erste Gedichte, ihr literarisches Werk umfasste neben lyrischen Texten zahlreiche Erzählungen, Dramen, biografische Portraits sowie einen Roman. Anregungen zu ihren belletristischen Arbeiten, vor allem zu ihren Reiseberichten, erhielt sie durch Aufenthalte in Paris, der Normandie, in Holland und der Schweiz.

Besondere Bedeutung erlangte Luise Büchner als eine der ersten Frauenrechtlerinnen in Deutschland. In ihrem 1855 erschienenen Buch setzte sie sich für eine gleichwertige Ausbildung von Mädchen und Jungen sowie für eine qualifizierte Berufsausbildung von Frauen ein. Sie unterstützte und forderte Verbesserungen der Frauenbildung  und der Erwerbsfähigkeit von Frauen. Durch zahlreiche Veröffentlichungen zur „Frauenfrage“, aber auch als Dozentin wirkte sie in die Gesellschaft hinein, um ihre emanzipatorischen Ziele in die Tat umzusetzen.

1860/1861 hielt Büchner Vorlesungen zur deutschen Geschichte für Mädchen und Frauen in ihrem Wohnhaus. 1872 erschienen sowohl die überarbeitete vierte Auflage ihres erfolgreichen Buches „Die Frauen und ihr Beruf“ als auch ein Ratgeber. Eine Sammlung ihrer Vorlesungen wurde 1875 publiziert.

Luise Büchner gehörte seit 1865 der bürgerlichen Frauenbewegung an. In Darmstadt arbeitete sie eng mit Prinzessin Alice zusammen und gründete mit ihr und Gleichgesinnten 1867 die Alice-Frauenvereine, die sich für die Verbesserung der Ausbildung von Krankenschwestern ohne konfessionelle Bindung einsetzten. Luise Büchner war an der Gründung des Alice-Lyzeums und der Aliceschule beteiligt. Die erste Generalversammlung des Verbands deutscher Frauenbildungs- und Erwerbvereine fand unter Büchners Mithilfe in Darmstadt statt.

Für ihren Lazarett-Einsatz 1870/71 wurde Luise Büchner mit dem Militär-Sanitäts-Kreuz ausgezeichnet.

Luise Büchner starb am 28. November 1877 in Darmstadt. 2010 wurde die Luise-Büchner-Gesellschaft gegründet.

Elli Büttner wurde am 9. Oktober 1901 als Elisabethe Elli Büttner, der Katharina und des Malers Georg Büttner in Darmstadt geboren.

Nach dem Schulbesuch in Darmstadt erlernte Elli Büttner das Handwerk der Damenschneiderei, parallel zu ihrer Lehrzeit nahm sie Zeichenunterricht. Von 1919 bis 1921 besuchte Elli Büttner eine private Kunstschule in Darmstadt und arbeitete in einem Modeatelier.

1922 gelangte Elli Büttner an das Landestheater Darmstadt. Anfangs arbeitete sie als Volontärin und Assistentin dem Ausstattungschef des Hessischen Landestheaters zu. Später wurde ihr die Verantwortung für erste eigene Bühnenausstattungen übertragen.

Von 1933 bis 1944 vertraute man ihr auch die großen Produktionen an, deren Bühnenausstattungen von der Presse gebührend gefeiert wurden. Büttner erarbeitete sich den Ruf der phantasievollen und fleißigen Künstlerin hinter den Kulissen.

Direkt nach der erzwungenen Spielpause arbeitete sie wieder als Bühnenbildnerin, nun am Nottheater in der Orangerie.

Ein besonderes Anliegen waren Elli Büttner die alljährlichen Märchenaufführungen in der Vorweihnachtszeit. Mit viel Phantasie und Liebe zum Detail führte sie darin eine große Zahl von Kindern an das Theater heran.

Zu annähernd 500 Bühnenausstattungen leistete Büttner in über vier Jahrzehnten am Darmstädter Theater ihren Beitrag, zeichnete sie für Bühnenbild und/oder Kostüme verantwortlich.

Anlässlich ihres vierzigjährigen Bühnenjubiläums erhielt Elli Büttner mit der Bronzenen Verdienstplakette der Stadt Darmstadt eine Auszeichnung für ihr großes und schönes Lebenswerk. Zu gleichem Anlass wurde in den Räumen der LHB eine Ausstellung ihr zu Ehren eröffnet, die Zeichnungen und andere Werke der beliebten Bühnen- und Kostümbildnerin zeigte. Rossinis Stück „Die Italienerin von Algier“ sollte 1965 ihre letzte Inszenierung sein. Wie die Presse berichtete, wurde Büttner für ihr Lebenswerk bei dessen Uraufführung vom Darmstädter Publikum ausgiebig gefeiert.

Elli Büttner starb nach kurzer Krankheit am 5. November 1973 in Darmstadt.

Georg Wilhelm Diehl wurde am 10. Januar 1871 des Kreisbauaufsehers Johann Balthasar Diehl und dessen Gattin Margarethe in Groß-Gerau geboren.

Nach dem Abitur studierte er Theologie und absolvierte das Predigerseminar in Friedberg, promovierte zum Lizentiaten der Theologie sowie zum Doktor der Philosophie.

1895 trat Wilhelm Diehl eine Stelle als Pfarrassistent der Martins- und Johannesgemeinde in Darmstadt an. 1899 wurde er zum Pfarrverwalter und kurze Zeit später zum Pfarrer der Diasporagemeinde in Hirschhorn am Neckar ernannt.

Im Oktober 1907 wurde er zum Pfarrer des Kaplaneibezirks berufen, anschließend zum Pfarrer des Schlossbezirks der Darmstädter Stadtkirche. Die nächste Station führte ihn nach Friedberg an das Predigerseminar.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Diehl 1920 mit überwältigender Mehrheit zum Präsidenten der Nachkriegssynode, des Evangelischen Landeskirchentages und 1923 zum Prälaten der Hessischen Kirche gewählt. Eines seiner Ziele bestand in der angestrebten Wiederherstellung einer großhessischen Kirche.  

Von 1919 bis 1927 war Diehl als Abgeordneter der Deutschnationalen Volkspartei Mitglied des Hessischen Landtags.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten gerieten die Landeskirchen zunehmend unter Druck. Bei der Wahl des Reichsbischofs stimmte er gegen den nationalsozialistischen Kandidaten Ludwig Müller. Diehl wurde zum Rücktritt aufgefordert, kam dieser Aufforderung aber nicht nach, daher wurde er in den Ruhestand versetzt und konzentrierte er sich fortan verstärkt auf seine publizistische Tätigkeit. 1932 war er als „Ordentlicher Honorarprofessor“ an der Universität Gießen als Lehrender der Kirchengeschichte tätig.

Wilhelm Diehl wurde mit dem Ehrendoktortitel der Theologie und mit dem juristischen Ehrendoktortitel der Universität Gießen ausgezeichnet. 1917 erhielt Diehl die Silberne Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen.

Die einstige Höhere Bürgerschule in Groß-Gerau trägt seit 1951 den Namen Prälat-Diehl-Schule, und in Ober-Ramstadt wurde ein Gemeindehaus in Prälat-Diehl-Haus benannt.

Wilhelm Diehl starb gemeinsam mit seiner Frau in der Brandnacht vom 11. auf den 12. September 1944 in Darmstadt.

Christian Eckhardt wurde am 1. Juli 1784 als Sohn des Pfarrers Johann Heinrich Eckhardt und dessen Frau Karoline Friederike in Dauernheim geboren.

Er studierte ab 1802 zunächst Rechtswissenschaften in Gießen und besuchte Vorlesungen in Physik, Mathematik und Astronomie. Er wurde mit dem Militärkartografen Haas bekannt, der ihm astronomisch-geodätische Arbeiten seiner Kartenplanungen übertrug, der Grundstein für Eckhardts berufliche Entwicklung zum Geodät.

In den folgenden Jahren beschäftigte er sich gemeinsam mit dem Freund Ludwig Johann Schleiermacher mit geodätischen Arbeiten. 1808 bestimmten beide die Strecke zwischen dem Turm der Darmstädter Stadtkirche und der Kirche in Griesheim (7,749 km). Diese Basismessung, sollte später als Bezugspunkt für das Hessische Urkataster dienen.

1809 wurde er als Direktor der Katasteraufnahme der hessischen Provinz Westfalen nach Arnsberg berufen. Eckhardt verfeinerte das Verfahren der Landesvermessung durch Triangulation und praktizierte es unter Verwendung moderner Hilfsmittel.

Er wurde 1817 Mitglied der Hofkammer in Darmstadt und mit der Erstellung eines neuen hessischen Maß- und Gewichtsystems betraut. Außerdem arbeitete er am Hessischen Urkataster. Das trigonometrische Messverfahren wurde zur Grundlage für topographische Karten und diente als Basis des Katasters und damit des Hypothekenwesens im gesamten Großherzogtum Hessen.

Als Mitglied der 1821 neu entstandenen Oberfinanzkammer war Eckhardt verantwortlich für die Einführung eines landesweit einheitlichen Steuerwesens; im 1830 gegründeten Finanzministerium war er zuständig für Forste, Bauwesen und später für die Eisenbahnen. Er entwarf einen Plan für das Straßennetz des Großherzogtums und schloss Staatsverträge für den Eisenbahnbau ab. Von 1843 bis 1848 war er mit der Leitung für den Bau der Main-Neckar-Bahn auf hessischem Gebiet betraut.

Eckhardt war 1836 Gründungsmitglied sowie erster Präsident des Gewerbevereins für das Großherzogtum Hessen und gilt als Initiator der ersten Industrieausstellung in Darmstadt Seit 1848 war er Direktor der Staatsschulden-Tilgungskasse, seit 1853 Regierungs-Kommissar bei der Bank für Handel und Industrie.

Nach seiner Versetzung in den Ruhestand widmete sich Eckhardt weiter der wissenschaftlichen Forschung. Für seine Verdienste erhielt er badische, bayerische und preußische Verdienstorden. Bereits 1834 war er zum Ehrendoktor der Universität Gießen ernannt worden.

Am 20. Dezember 1866 starb Christian Eckhardt in Darmstadt. Ihm zu Ehren wurde 1903 die Eckhardtstraße im Darmstädter Martinsviertel benannt.

Kasimir Edschmid wurde am 5. Oktober 1890 unter dem Namen Eduard Hermann Wilhelm Schmid als Sohn des Gymnasialprofessors Wilhelm Schmid und seiner Frau Bertha in Darmstadt geboren.

Nach dem Abitur am Ludwig-Georgs-Gymnasium studierte er in München, Paris, Gießen, Straßburg und Genf Romanistik, Geschichte und Germanistik. 1911 war unter dem Pseudonym „ED Schmid“ ein erster Gedichtband erschienen. Parallel zu lyrischen Texten schrieb Edschmid Erzählungen und Novellen, außerdem publizierte er in Zeitungen und Zeitschriften.

Prosa wurde ab 1914 die eigentliche Ausdrucksform des Schriftstellers. Edschmids literarischen Ruhm als „Wortführer des Expressionismus“ begründeten die Novellenbände „Die sechs Mündungen“ und „Das rasende Leben“.

Gemeinsam mit Carl Gunschmann gründete Edschmid 1919 die Darmstädter Sezession und gab die Schriftenreihe „Tribüne der Kunst und Zeit“ heraus. In den 1920er Jahren wurde er durch seine Reiseberichte zum bedeutendsten deutschen Reiseschriftsteller seiner Zeit.

1933 wurden Publikationen Edschmids als „unerwünscht“ deklariert. 1946 erschien der über eintausend Seiten umfassende Roman „Das gute Recht“.  Zahlreiche Bücher, Aufsätze und Zeitungsbeiträge sollten folgen.

Mit seiner Familie zog Edschmid 1949 in  ein Haus der Neuen Künstlerkolonie. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit avancierte er zum einflussreichen Literaturfunktionär. Von Beginn an war er Mitglied des neu gegründeten deutschen P.E.N-Zentrums und wurde Vize-Präsidenten.

Für sein Lebenswerk wurde Kasimir Edschmid die Ehrenbürgerwürde der Stadt Darmstadt verliehen. Bereits 1927 hatte er den Georg-Büchner-Preis des Volkstaats Hessen erhalten. Der Pfad, der zum Haus der Familie auf der Rosenhöhe führte, wurde nach seinem Tod in Edschmidweg umbenannt.

Kasimir Edschmid starb am 31. August 1966 in Vulpera an Herzversagen.

Johann Heinrich Felsing wurde am 18. September 1800 als Sohn des Hofkupferstechers Johann Conrad Felsing und dessen Frau Dorothea in Darmstadt geboren.

Heinrich Felsing besuchte das Gymnasium in Darmstadt. Felsing war von Naturwissenschaften begeistert, doch bestimmte ihn der Vater zur Kunst des Kupferstechens und Kupferdruckens. Ersten künstlerischen Unterricht erhielten Heinrich und sein jüngerer Bruder Georg Jakob von Georg Moller. Nach dem frühen Tod des Vaters begab sich Heinrich Felsing zur weiteren Ausbildung nach Paris, bevor er 1821 den väterlichen Betrieb übernahm.

Besonderes Interesse brachte Felsing der Vervollkommnung der Druckproduktion entgegen. Mit dem Chemiker Justus Liebig führte Heinrich Felsing intensive Korrespondenz über die Zusammensetzung von Druckfarben. Felsing betrieb zudem eigene Papierstudien und setzte sich früh mit der neuen Galvanotechnik auseinander.

Renommierte Kupferstecher und Kunsthandlungen aus dem In- und Ausland beauftragten Felsings Kupferdruckerei, ebenso namhafte Kunstvereine. Wichtige Kupferstecher vertrauten ihr ihre Platten an. Neben den Original-Druckgrafiken erweiterte Felsing das Geschäft um Reproduktionsgrafiken.

Über sein Handwerk hinaus machte sich Heinrich Felsing in Darmstadt als Vereinsgründer und engagierter Bürger einen Namen 1837 gründete er den Lokalgewerbevereins und 1846 den  TSG Darmstadt, da seine zweite Passion das Turnen war.  

Auch die Gründung einer ersten Lösch- und Wehrmannschaft aus dem Kreise der Turner heraus wird Felsing zugeschrieben. In Anerkennung seiner Verdienste um das Turnen erhielt er den Beinamen „Hessischer Turnvater“.

Für die Darmstädter Turner entwickelte er das Turnerkreuz, ein Kreuz in den hessischen Landesfarben, dass die Anfangsbuchstaben des Turnerspruchs „Frisch, fromm, fröhlich, frei“ aufgreift.

Heinrich Felsing, seit 1871 Ehrenmitglied der Turngemeinde Darmstadt, wurde 1868 mit dem Ritterkreuz II. Klasse des Ludwigsordens ausgezeichnet.

Am 29. März 1875 starb Heinrich Felsing nach langer Krankheit in Darmstadt.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts erinnert zudem die Felsingstraße in Darmstadt an den Kupferdrucker und „Hessischen Turnvater“, und die Felsing-Halle der TSG Darmstadt 1846 wurde 1967 eingeweiht.

Friedrich von Flotow wurde am 27. April 1812 als Sohn des Gutsbesitzers Wilhelm von Flotow und dessen Gattin Caroline Sophie Rahel in Teutendorf geboren.

Ersten musikalischen Unterricht erhielt Friedrich von Flotow im mecklenburgischen Elternhaus, wo er bis zu seinem zehnten Lebensjahr auch in anderen Fächern unterrichtet wurde. Anschließend durchlief er Bildungseinrichtungen in der näheren Umgebung. Sein musikalisches Talent war unverkennbar.

Am Pariser Konservatorium erhielt Flotow Unterricht bei Anton Reicha sowie bei Johann Peter Pixis, einem der erfolgreichsten Pianisten seiner Zeit. Mit Jacques Offenbach verband ihn eine Freundschaft; zusammen komponierten sie Stücke für Violoncello und Klavier, die sie erfolgreich gemeinsam aufführten.

Ein größeres Bühnenstück des jungen Komponisten Flotow wurde erstmals 1834/35 in Ludwigslust inszeniert. Der Durchbruch als Komponist gelang Flotow in 1844 mit seiner Oper „Alessandro Strandella“ , die im Hamburger Stadttheater uraufgeführt wurde. Weitere Opern folgten, und mit dem Erfolg von „Martha“, 1847 im Wiener Kärntnertortheater uraufgeführt und auf zahlreichen europäischen Bühnen gespielt, war Friedrich von Flotow zu einem bekannten Opernkomponisten gereift.

1855 wurde Flotow zum Intendanten des Schweriner Hoftheaters berufen und zum Kammerherrn ernannt. Durch die Reorganisation des Schweriner Orchesters gelang es ihm, dessen künstlerische Qualität zu erhöhen. Nach sieben-jähriger Tätigkeit legte er sein Amt 1863 nieder.

Die nächsten Jahre verbrachte Flotow teils in Paris, teils in Wien. Ende 1880 zog er in das Haus seiner Schwester nach Darmstadt. In den musikalischen Kreisen der Stadt genoss der greise Komponist hohe Anerkennung. Es entstanden letzte Kompositionen, darunter 1882 eine dem Darmstädter Männergesangverein gewidmete Messe.

Friedrich von Flotow wurde Zeit seines Lebens mit hochrangigen Auszeichnungen bedacht.

Beinahe erblindet starb Friedrich von Flotow am 24. Januar 1883 in Darmstadt. Sein Grab auf dem Alten Friedhof ziert ein vom Bildhauer Benedikt König geschaffenes Denkmal. Die Flotowstraße im Darmstädter Komponistenviertel wurde nach ihm benannt.

Georg Fröba wurde am 27. November 1896 in Bayreuth als Kind des Fuhrmanns Christoph Fröba und dessen Frau Kunigunde geboren.

Er erlernte das Schneiderhandwerk, ging auf die Walz und arbeitete nach Ablegen der Meisterprüfung als selbständiger Schneidermeister in Darmstadt.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs engagierte er sich politisch. Über die USPD gelangte er zur KPD und war von 1924 an Vorsitzender des KPD-Unterbezirks Darmstadt. Als einziger Abgeordneter der KPD zog Fröba 1930 in die Darmstädter Stadtverordnetenversammlung ein.

Er setzte sich vehement für die Belange der Arbeiterschaft ein und opponierte gegen den aufstrebenden Nationalsozialismus, außerdem war er ein aktiver Gewerkschafter. Er agierte als ehrenamtlicher Vorsitzender des Deutschen Bekleidungsarbeiter-Verbands im Kreis Darmstadt. In den Zeiten der Weltwirtschaftskrise setzte er sich erfolgreich für die Einrichtung einer Suppenküche in der Darmstädter Altstadt ein.

Im Frühjahr 1933 wurde Fröba verhaftet und im Konzentrationslager Osthofen in „Schutzhaft“ genommen. Nach seiner Entlassung wurde er vom Oberlandesgericht Kassel zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt.

Ab 1936 leitete er in Darmstadt und Umgebung den Aufbau eines illegalen kommunistischen Widerstandsnetzwerks. Erst Anfang 1943 gelang es der Gestapo aufgrund einer Denunziation Georg Fröba festzunehmen. Fast eineinhalb Jahre verbrachte er in Einzelhaft im Darmstädter Gefängnis in der Rundeturmstraße.

Der Zweite Senat des „Volksgerichtshofs“ verurteilte Georg Fröba am 6. September 1944 wegen Hochverrats zum Tode. Noch am Tage der Verurteilung wurde Georg Fröba in die Haftanstalt Frankfurt-Preungesheim verlegt und am 27. Oktober 1944 hingerichtet. Sein Leichnam wurde der Frankfurter Universitätsklinik zur Verfügung gestellt und vermutlich beim Einmarsch der Amerikaner auf dem Frankfurter Hauptfriedhof gemeinsam mit anderen Leichen verbrannt. Erst 1947 wurde eine Urne im Familiengrab seiner Frau auf dem Alten Friedhof beigesetzt.

Im Jahr 1983 wurde eine Straße in der Heimstättensiedlung in Fröbaweg benannt. Auch in Griesheim und Alsbach-Hähnlein erinnert heute eine Georg-Fröba-Straße an den kommunistischen Widerstandskämpfer.

Wilhelm Heinrich August Freiherr von Gagern wurde am 20. August 1799 als Sohn des nassauischen Staatsmanns Hans Christoph Ernst Freiherr von Gagern und dessen Frau Karoline in Bayreuth geboren

In Weilburg an der Lahn besuchte er das Gymnasium, 1812 schickte ihn der Vater auf die bayerische Kadettenschule nach München. Als Adliger und Kriegsheld nahm er unter den jungen Burschenschaftern eine führende Rolle ein.

1820 legte Gagern an der Landesuniversität Gießen sein Staatsexamen ab und trat in die Dienste des Großherzogtums Hessen. 1824 gelangte er als Assessor zur Starkenburger Provinzialregierung, die ihren Sitz in Darmstadt hatte.

Gagern entschied sich in den folgenden Jahren für die politische Bühne. Er ließ sich 1832 in den Hessischen Landtag wählen, wurde Vorsitzender des Finanzausschusses und zum Führer der liberalen Opposition. Nach der Auflösung des Landtags 1833 wurde Gagern wegen seiner liberalen Gesinnung in den Ruhestand versetzt.

Mit dem Erstarken des Liberalismus kehrte Gagern 1846 in die Politik zurück. Er  trat mit einer Schrift gegen die Einführung des hessischen Polizeistrafgesetzes in Erscheinung. Im Vorfeld der März-Unruhen 1848 löste er den konservativen Freiherrn du Bos du Thil als Hessischen Ministerpräsidenten ab.

Im Mai 1848 wurde er zum Präsidenten der Frankfurter Nationalversammlung gewählt, und ab Dezember fungierte er als Ministerpräsident der provisorischen Reichsregierung und war an der Ausarbeitung und der Durchsetzung der Reichsverfassung beteiligt.

Nach dem Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung sowie des Erfurter Unionsparlaments zog er sich weitgehend  aus der Politik zurück. 1863 übernahm Heinrich von Gagern die Hessische Gesandtschaft in Wien. Von 1866 bis 1872 war er nochmals Mitglied des Hessischen Landtags, dieses Mal für die liberal-konservative Partei. 1864 war er zudem mit dem Großkreuz des Verdienstordens Philipps des Großmütigen ausgezeichnet worden, 1871 erhielt „seine Exzellenz der Wirkliche Geheime Rat“ den Österreichischen Orden der Eisernen Krone I. Klasse.

Im Alter von achtzig Jahren starb Heinrich von Gagern am 22. Mai 1880 in Darmstadt.

Willem de Haan wurde am 24. September 1849 als Sohn des Kaufmanns Johannes Jacobus de Haan und dessen Gattin Catarina Sara in Rotterdam geboren.

Mit zwölf Jahren soll er seine erste Oper komponiert haben, die im Kreise der Familie aufgeführt wurde.

Zunächst trat er in ein Speditionsgeschäft ein, um den Beruf des Kaufmanns zu erlernen. Unzufrieden mit dem Lebensweg, besuchte de Haan die Musikschule in Rotterdam. 1870 wechselte er an das Konservatorium Leipzig, es folgten musikalische Studien in Berlin, Wien und München. 1873 übernahm de Haan als Musikdirektor die Leitung des Cäcilienvereins in Bingen, später gelangte er als Dirigent des Mozartvereins nach Darmstadt. 1889 übernahm er die Leitung des Darmstädter Musikvereins.

Parallel hatte de Haan als Kapellmeister am Großherzoglichen Hoftheater großen Einfluss auf das Darmstädter Musikleben. 1878 war er als zweiter Kapellmeister an das Hoftheater berufen worden. 1880/81 übernahm de Haan für über drei Jahrzehnte die Leitung der Darmstädter Oper als Erster Kapellmeister.

Neben der Klassik fühlte sich de Haan musikalisch vor allem der Romantik verbunden. Eine Neuerung bestand in den Sinfoniekonzerten, die zugunsten des Witwen- und Waisenfonds des Hoftheaters veranstaltet wurden. Gemeinsam mit den ersten Künstlern des Orchesters veranstaltete er Kammermusikkonzerte. Seine Versetzung in den Ruhestand erfolgte 1914.

Willem de Haan wurde anlässlich seiner langjährigen Verdienste am Hoftheater 1903 zum Hofrat und 1913 zum Geheimen Hofrat ernannt. Ihm wurden für sein musikalisches Wirken hohe Ehrungen zuteil. Der von ihm ins Leben gerufene „Hilfsfond der Hofmusik“ wurde anlässlich seines Ruhestands 1914 in „Willem de Haan-Stiftung“ umbenannt.

1923 zog er zu seiner jüngeren Tochter nach Berlin. Willem de Haan starb am 26. September 1930, seine Asche wurde im Familiengrab auf dem Alten Friedhof in Darmstadt beigesetzt.

Well Habicht wurde am 7. Juli 1884 in Oberstein an der Nahe als Sohn eines Apothekers geboren.

In Darmstadt besuchte er das Gymnasium und begann nach dem Abitur ein Studium der Architektur an der Technischen Hochschule. In Dresden schloss sein Architekturstudium ab.

Sein eigentliches Interesse galt der Bildhauerei. Im Anschluss an das Studium nahm er Unterricht bei dem Bildhauer Georg Wrba und studierte einige Semester an der Kunstakademie Dresden. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs blieb er in der sächsischen Landeshauptstadt als selbständiger Bildhauer niedergelassen.

Während des Ersten Weltkriegs wurde er nach Darmstadt zurückversetzt und gründete im gleichen Jahr, gemeinsam mit 20 weiteren Künstlern, die „Darmstädter Sezession“.

Er übernahm die künstlerische Leitung der Großherzoglichen Keramischen Manufaktur und wurde 1923 als künstlerischer Leiter bei der Neueinrichtung der Hessischen Keramischen Manufaktur in Großen-Linden engagiert.

Mitte der 1920er Jahre zog es Habicht nach Wien. Hier ging er – in fortgeschrittenem Alter – noch einmal bei Anton Harnak in die Schule, um seine bildhauerischen Fertigkeiten zu verfeinern. Als freischaffender Künstler betrieb er ab 1927 eine Lehrwerkstätte für freie und angewandte Plastik auf der Mathildenhöhe.

In den Jahren nach 1933 entwarf er monumentale Figuren, etwa die überlebensgroße Skulptur „Jungvolk“ sowie Soldaten und Reichsadler für Kasernen in Wetzlar und Gelnhausen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Habicht zahlreiche Aufträge für Plastiken und Reliefs im öffentlichen Raum. Als künstlerische Stärke des Bildhauers galten seine Tierplastiken. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen der Niebergallbrunnen sowie das Denkmal für Carlo Mierendorff auf dem Waldfriedhof.

1928 erhielt Well Habicht vom Volksstaat Hessen den Georg-Büchner-Preis verliehen.

Well Habicht starb nach längerer Krankheit am 2. Dezember 1966 in Darmstadt.

Ludwig Hoffman wurde am 30. Juli 1852 als Sohn des Hofgerichtsadvokaten Karl Johann Hoffmann und dessen Gemahlin Mathilde in Darmstadt geboren.

1874 nahm Hoffmann sein  Architekturstudium an der Bauakademie Berlin auf. Hoffmanns Lehrer dort waren unter anderen Richard Lucae, Friedrich Adler und später vor allem der Schinkelianer Johann Heinrich Strack.

Nach dem Ersten Staatsexamen 1879 war Hoffmann als Königlicher Regierungsbauführer am Neubau der Kriegsakademie in Berlin beteiligt. Der Entwurf von Hoffmann und Dybwad wurde einstimmig mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Von 1887 an zeichnete Hoffmann für die Ausführung des Sandsteinquaderbaus verantwortlich.

Mit dem Bau des Reichsgerichts entwickelte sich Hoffmann zu einem der begehrtesten Architekten seiner Zeit.

Als Stadtbaurats von Berlin prägte er das architektonische Bild von Berlin. Bis 1914/18 waren es besonders die großen Sozialbauten der Stadt, die unter seiner Regie entstanden. In großer Zahl ließ er nach seinen Entwürfen Krankenhäuser, Schulen, Badeanstalten und andere „Wohlfahrtsbauten“ errichten.

Eines seiner wichtigsten Bauwerke war das Rudolf-Virchow-Krankenhaus in Wedding.

Zu weiteren wichtigen Werken zählen das Berliner, das Märkische Museum  sowie der Märchenbrunnen im Volkspark Friedrichshain. Außerdem war Hoffmann über viele Jahre mit der Ausführung des Pergamon-Museums betraut

Ludwig Hoffmann hatte als Baubeamter Karriere gemacht, war 1887 zum Königlichen Regierungsbaumeister und 1892 zum Königlichen Landbauinspektor ernannt worden. Ab 1896 war er als Stadtbaurat tätig. 1895 hatte er vom Kaiser den Titel eines Königlichen Baurats erhalten und 1906 schließlich wurde er zum Geheimen Baurat ernannt. Ludwig Hoffmann wurden zu Lebzeiten hohe Auszeichnungen verliehen, war Ehrendoktor der Technischen Hochschulen Darmstadt und Wien sowie Ehrenbürger der Städte Berlin und Darmstadt.

Ludwig Hoffmann starb am 11. November 1932 in Berlin.

Moritz Friedrich Illig wurde am 30. November 1777 als Sohn des Papiermachermeisters Johannes Illig und dessen Gattin Christiane Elisabeth in Erbach geboren.

Illig entstammte einer traditionsreichen Papiermacherfamilie. 1790 begann Moritz Friedrich eine Uhrmacherlehre und begab sich nach Abschluss der Lehre zur weiteren Ausbildung in die Schweiz. Zurück in Deutschland fand er keine Anstellung als Uhrmacher, sondern arbeitete in einer Papierfabrik. Anfang des 19. Jahrhunderts übernahm er vom Vater die Geschäftsführung der heimischen Papiermühle zu Erbach.

Er hatte ein Verfahren entwickelt, wonach der Papierstoff in der Masse mit Harzseife geleimt werden konnte. Die Erfindung der Harzleimung stellte sich später als zentrale Innovation der Herstellung von Papierrollen auf den neuen Papiermaschinen dar.

Da die väterlichen Geschäfte rückläufig waren und sich schließlich im Niedergang befanden, wandte sich Illig wieder der Uhrmacherei zu.

1813 ließ er sich in Darmstadt als „Uhrmacher und Mechanikus“ nieder. Er setzte sich mit mechanischen Apparaten auseinander, die der naturwissenschaftlichen Anwendung dienten. Davon zeugte ein Instrument, das für das Darmstädter Observatorium bestimmt war. Er fertigte ein Gehwerk für das Glockenspiel im Residenzschloss sowie die Turmuhr für das Großherzogliche Jagdschloss Wolfsgarten und das Uhrwerk einer Flötenuhr im Alten Palais.

Auf der Gewerbeausstellung in Darmstadt 1837 präsentierte er zwei von ihm gefertigte Sekundenuhren. Auch bei der Gewerbeausstellung 1839 war er mit Exponaten aus seiner Werkstatt vertreten, darunter eine astronomische Uhr, eine Taschenuhr, ein Uhrmacherwerkzeug zur Herstellung von Schrauben sowie ein Metronom. Für die präzise gearbeiteten Gegenstände wurde er mit der Silbernen Medaille ausgezeichnet.

Am 26. Juli 1845 starb Moritz Friedrich Illig in Darmstadt. 1914 ließ der Verein deutscher Papierfabrikanten dem Erfinder der „vegetabilische[n] Leimung des Papiers in der Masse“ einen Gedenkstein auf dem Alten Friedhof errichten. In Darmstadt befindet sich der nach ihm benannte Illigweg.

Wilhelm Jäger wurde am 27. Februar 1839 als Sohn des Predigtamt-Kandidaten Carl Friedrich Wilhelm Jäger aus Gießen und dessen Gattin Eleonore in Darmstadt geboren.

Seine Jugend und Schulzeit verbrachte Jäger in Darmstadt. Er studierte Medizin in Gießen, wo er im April 1864 zum Doktor der Medizin promoviert wurde. Von 1865 an wirkte er als Arzt am Militärhospital in Darmstadt.

Ende Mai 1873 wurde Jäger zum ärztlichen Leiter des unter städtischer Verwaltung stehenden Hospitals Darmstadt bestimmt. Über 27 Jahre lang, bis Oktober 1900, war er als Direktor für den klinischen Komplex an der Grafenstraße verantwortlich, der 1890 in Stadtkrankenhaus umbenannt wurde. 1879 wurde Jäger zum Medizinalrat und 1892 schließlich zum Geheimen Medizinalrat ernannt. Für seine Verdienste im medizinischen Bereich bekam er 1878 das Ritterkreuz I. Klasse des Ludwigsordens verliehen.

Dr. Wilhelm Jäger starb am 30. November 1910 in Darmstadt.

Im Darmstädter Woogsviertel erinnert die Wilhelm-Jäger-Straße an den langjährigen ärztlichen Leiter des Stadtkrankenhauses. Am Grabstein auf dem Alten Friedhof ist eine Tafel erhalten, auf der die Stadt Darmstadt seiner Leistungen gedenkt.

Johann Jakob Kaup wurde am 20. April 1803 als Sohn der Dorothea Elisabeth Göbel in Darmstadt geboren.

Im Alter von neun Jahren konnte er das Pädagog besuchen,  1819 verließ Kaup das Gymnasium. Nahezu mittellos finanzierte er seinen Lebensunterhalt zunächst mit Schreibarbeiten, später erlernte er die Kunst des Ausstopfens von Vögeln.

Sein wissenschaftliches Interesse führte ihn an die Universitäten  Göttingen und Heidelberg. Aus finanziellen Gründen musste er seine akademische Ausbildung nach 2 Semestern abzubrechen.

1823 ging er ins holländischen Leiden an das Reichsmuseum, allerdings zu Fischen und Reptilien. Nach zwei Jahren kehrte er nach Darmstadt zurück und gab 1826 eine illustrierte „Galerie der Amphibien“ heraus. 1828 wurde Kaup offiziell dem Leiter des Naturalienkabinetts, Georg Bekker als Gehilfe zugewiesen. Bereits 1830 übernahm Kaup die Leitung der Zoologischen Sammlung, 1837 wurde er zum Inspektor und 1840 schließlich zum „wirklichen Inspektor“ ernannt.

Die Landesuniversität in Gießen hatte ihm 1831 den Doktortitel verliehen. Kaup publizierte zwischen 1823 und 1873 insgesamt über 150 Titel. Durch die Erforschung und Beschreibung von Fossilien machte er sich einen Namen in naturwissenschaftlich bewanderten Kreisen.

Aufgrund seiner internationalen Kontakte erhielt Kaup Aufträge im Ausland, darunter ab 1852 die Katalogisierung der umfangreichen Fischsammlung des Britischen Museums in London. Durch Tausch und Ankauf gelang es Kaup, die Großherzogliche Naturaliensammlung nachhaltig zu ergänzen und ihr zu internationalem Ruhm zu verhelfen. Auch für den Erwerb des Mastodon-Skeletts aus London, war er verantwortlich.

Er war Mitglied bzw. Ehrenmitglied zahlreicher naturwissenschaftlicher Vereinigungen im In- und Ausland und erhielt zahlreiche Ehrungen.  In Neuseeland, wohin Kaup in seinen letzten Lebensjahren intensiven Kontakt pflegte, wurde ein Berg nach ihm benannt.

Johann Jakob Kaup starb am 4. Juli 1873 in Darmstadt. In seiner Heimatstadt erinnert die Kaupstraße an den berühmten Naturwissenschaftler.

Johann Friedrich Knapp wurde am 20. September 1776 als Sohn des Kammerrats Theodor Friedrich Knapp und Juliane Katharina in Erbach geboren. Knapp wuchs im Umfeld des Grafen Franz I. von Erbach-Erbach auf. Von 1792 an besuchte er das Pädagog in Darmstadt.

Nach dreijährigem Jurastudium trat Knapp in die Dienste der Grafschaft Erbach. Befördert zum Regierungsassessor entwickelte er sich bald zum persönlichen Referenten des Grafen Franz I. von Erbach-Erbach.

Neben seiner beruflichen Verwaltungstätigkeit beschäftigte sich Knapp mit historischer Forschung. Ergebnisse seiner Arbeit veröffentlichte er 1813 unter dem Titel „Römische Denkmale des Odenwaldes“.

1816 wechselte Knapp an das Oberappellationsgericht nach Darmstadt. Auf politischer Ebene vertrat er zwischen 1820 und 1824 als Abgeordneter den Wahlbezirk Heppenheim/Fürth. Er war aktiv an den Verfassungsdebatten beteiligt. 1823 wurde er Mitglied des neu eingerichteten Staatsrats. Von 1825 an wirkte er im Ministerium des Innern und der Justiz. Knapp unterstützte die Politik des Dirigierenden Staatsministers Carl du Bos du Thil, womit er den Unmut der liberalen Opposition auf sich zog.

Nach einer Kontroverse zwischen Knapp und Heinrich von Gagern, dem Führer der Liberalen, wurde 1834 der Landtag aufgelöst.

1830 war Knapp in Verhandlungen um die Linienführung der Eisenbahn involviert. Er setzte sich für eine Verbindung zwischen Frankfurt und Mainz auf der rechten Mainseite ein. Er führte als Begründung sachliche Argumente ins Feld, nahm aber später eine Schenkung an, was ihm von Teilen der Öffentlichkeit als Bestechung ausgelegt wurde. Unter starkem öffentlichem Druck bot er 1838 seine Pensionierung an, sein Angebot wurde angenommen, ein Verfahren jedoch nicht eingeleitet. 1840 wurde er zum ständigen Mitglied des Staatsrats ernannt.

Nach seiner Pensionierung widmete sich Knapp verstärkt seinem historiografischen Wirken. Seit 1839 Präsident des Historischen Vereins für das Großherzogtum Hessen, veröffentlichte er zahlreiche Beiträge. 1840 erschien sein Buch „Vierzehn Abhandlungen über Gegenstände der Nationalökonomie und Staatswirtschaft“, in dem er seine persönliche Sicht auf die Innenpolitik des Großherzogtums darlegte.

Johann Friedrich Knapp wurden hohe Auszeichnungen verliehen.

Am 22. Mai 1848 starb Johann Friedrich Knapp in Darmstadt.

Der Verleger und Publizist Alexander Koch wurde am 9. November 1860 als Sohn der Mathilde und des Musikprofessors Ernst Koch in Köln geboren.

Er absolvierte bei der Schriftgießerei Otto Weisert eine Ausbildung im Bereich des Druckwesens. Über geschäftliche Kontakte lernte Koch den Darmstädter Tapetenfabrikanten Carl Hochstätter kennen, dessen Tochter Anne-Marie er 1886 heiratete. Er trat in das Unternehmen des Schwiegervaters ein und gründete Ende 1887 die Verlagsanstalt Alexander Koch, in der ab Anfang 1888 die „Tapeten-Zeitung“ erschien.

Er verlegte ab 1890 die sehr erfolgreiche Zeitschrift „Innen-Dekoration“ und ab 1897/98 mit der Zeitschrift „Deutsche Kunst und Dekoration“ eine der bedeutendsten deutschsprachigen Zeitschriften auf diesem Gebiet. Zum Verlagsprogramm zählten weitere Zeitschriften sowie zahlreiche Monografien und Kunstbildbände.

Mit seiner Denkschrift an Großherzog Ernst Ludwig im Herbst 1898 regte Alexander Koch die Etablierung der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe in Darmstadt erfolgreich an. Im gleichen Jahr war er maßgeblich beteiligt an der Konzeption der ersten Kunstausstellung in Darmstadt, die von der „Freien Vereinigung Darmstädter Künstler“ ausgeführt wurde. Gezeigt wurden im Jugendstil ausgestaltete Räume, deren Einrichtungen einem Gesamtkonzept folgten. Koch organisierte zudem Ausstellungen bekannter Künstler, wie die Peter-Behrens-Ausstellung 1899. Kochs Einfluss auf die Kunst- und Kulturszene der Stadt Darmstadt kann gerade um die Jahrhundertwende als beachtlich bezeichnet werden.

Alexander Koch war Träger einer großen Zahl hoher Auszeichnungen. In „Würdigung seiner Verdienste um die Förderung der deutschen Wohnkultur und des Kunstgewerbes“ erhielt Koch 1923 zudem die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Hannover verliehen.

Alexander Koch starb am 5. Januar 1939 in Darmstadt.

Ernst Kreuder wurde am 29. August 1903 in Zeitz bei Halle geboren, als Sohn des Ingenieurs Ludwig Kreuder und dessen Frau Johanna geboren.

Von 1922 bis 1924 studierte Kreuder sechs Semester Philosophie, Literaturwissenschaft und Kriminologie an der Universität Frankfurt am Main. Nachdem er sein Studium abgebrochen hatte, erschien im Feuilleton der „Frankfurter Zeitung“ sein erstes Gedicht, Kurzgeschichten folgten in verschiedenen Zeitungen. Kreuder fand in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre Anschluss an den „Mainzer Kreis“, eine Gruppe literarischer Anfänger, aus der sich 1928 unter dem Namen „Animalisten“ eine Künstlergruppe mit irrationalistischem, naturmythischem Programm gründete.

1931 zog Kreuder nach München, wo er bei der bekannten Satire-Zeitschrift Simplicissimus schnell vom Volontär zum Redaktionsassistenten aufstieg. Er schrieb Grotesken und Buchbesprechungen. Im März 1933 wurden die Redaktionsräume des Simplicissimus von der SA zerstört und Kreuder aus der Redaktion entlassen.

Im Herbst 1934 zog Kreuder nach Darmstadt in die Kaisermühle.  

In den folgenden Jahren vertrieb Kreuder seine un-politischen Kurzgeschichten, 1939 erschien eine Auswahl seiner Kurzgeschichten als Buch, ein zweiter Band mit Erzählungen wurde nach 1945 ausgeliefert. Von Oktober 1940 bis 1945 diente Kreuder als Soldat, schwerkrank kehrte er nach zweimonatiger Internierung im Kriegsgefangenenlager in die Kaisermühle zurück.

Die 1946 erschienene Erzählung „Die Gesellschaft auf dem Dachboden“ wurde zum großen Erfolg. Ende 1949 berief ihn Alfred Döblin in die „Klasse für Literatur“ der neu gegründeten Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Daraus entstanden freundschaftliche Verbindungen zu Hans Erich Nossack und Hans Henny Jahnn, Elisabeth Langgässer und Kasimir Edschmid. Aus dem gleichen Jahr datiert Kreuders Mitgliedschaft im P.E.N. 1953 erhielt er in Darmstadt den Georg-Büchner-Preis. Posthum erschien 1973 Kreuders letzter Roman, „Der Mann im Bahnwärterhäuschen“.

Ernst Kreuder starb am 24. Dezember 1972 in der Kaisermühle bei Darmstadt-Eberstadt.

Elisabeth Maria Langgässer wurde am 23. Februar 1899 als älteste Tochter der Eugenie und des Architekten und Kreisbaudirektors Eduard Langgässer in Alzey geboren.

1909 starb Elisabeth Langgässers Vater, worauf die Mutter mit ihren beiden Kindern nach Darmstadt zog.

Hier besuchte sie ab 1909 die Viktoriaschule,  von 1920 bis 1928 war sie als Lehrerin in Griesheim beschäftigt. Nachdem Langgässer bereits 1920 stark religiös geprägte lyrische Texte verfasst hatte, erschien 1924 ein erster Gedichtzyklus, der den Gang des Kirchenjahres widerspiegelte.

Im Herbst 1927 begegnete Elisabeth Langgässer dem Staatswissenschaftler Hermann Heller, einem verheirateten Juden und Sozialisten, von dem sie schwanger wurde und ein Kind gebar. Da Lehrerinnen weder verheiratet sein noch Kinder haben durften, musste sie aus dem Staatsdienst ausscheiden.

Mit der unehelichen Tochter Cordelia übersiedelte Langgässer 1929 nach Berlin. Hier begann der Aufstieg Elisabeth Langgässers zu einer viel beachteten Autorin. Seit Ende 1930 lebte sie als freie Schriftstellerin.

Obgleich sie 1936  als „Halbjüdin“ aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen wurde, schwankte ihre Haltung zum Nationalsozialismus.  1935 heiratete sie Wilhelm Hoffmann. Im Sommer 1935 schloss Elisabeth Langgässer ihren ersten großen Roman „Gang durch das Ried“ ab. Noch im gleichen Jahr begann sie mit dem Schreiben, das ihr Hauptwerk darstellen sollte, „Das unauslöschliche Siegel“.

1948 übersiedelte das Ehepaar nach Rheinzabern in der Pfalz. 1950 wurde Elisabeth Langgässer, seit 1948 Mitglied des P.E.N., in die Mainzer Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Nach einem schweren Schub Multipler Sklerose gelang es ihr noch das Manuskript zu dem Roman „Märkische Argonautenfahrt“ abzuschließen. Posthum wurde der Literatin 1950 der Georg-Büchner-Preis verliehen. Seit 1957 trägt der Langgässerweg in Darmstadt ihren Namen, 1984 wurde die Elisabeth-Langgässer-Gesellschaft e. V. Darmstadt gegründet.

Elisabeth Langgässer starb am 25. Juli 1950 in einem Krankenhaus in Karlsruhe.

Ilse Langner wurde am 21. Mai 1899 im schlesischen Breslau geboren.

Den Ersten Weltkrieg erlebte Langner als traumatische Erfahrung, die sich in einer lebenslangen Verurteilung des Kriegs widerspiegeln sollte. Nach dem Krieg brach sie den Besuch des Gymnasiums vorzeitig ab und versuchte ihre bereits begonnene journalistische Tätigkeit auszubauen.

Nach ihrer Scheidung zog sie 1928 nach Berlin. Hier wurde 1929 ihr erstes Theater-Stück, „Frau Emma kämpft im Hinterland“, erfolgreich uraufgeführt. Schon in diesem frühen Antikriegs-Drama thematisiert Langner den ausgeprägten Emanzipationsanspruch der Frauen. Das Thema „Frau und Krieg“ sollte in ständig neuen Variationen Langners weiteres Werk prägen.

Ilse Langner erhielt während der Zeit des Nationalsozialismus keine Möglichkeit zur Publikation, sie galt als „unerwünscht“. Sie begab sich auf ausgedehnte Reisen. Ihre Erlebnisse spiegeln sich in literarischen Texten wider, etwa im 1937 erschienenen, später verbotenen Peking-Roman „Die purpurne Stadt“.

In der Nachkriegszeit schrieb Ilse Langner weitere Dramen, mit denen sie aber nicht an den Erfolg der frühen Werke anknüpfen konnte. Die Stellung der Frau im sozialen Gefüge der Gesellschaft blieb ihr zentrales Thema. Die Widersprüche herausgearbeitet zu haben, denen Frauen ausgesetzt sind, gilt als eine ihrer wichtigsten literarischen Leistungen.

Nach 1945 begab sich Langner erneut auf ausgiebige Reisen, ihre Reiseberichte wurden zum Teil in den „Frankfurter Heften“ publiziert.

1963 verlegte sie ihren festen Wohnsitz endgültig nach Darmstadt. Hier war die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung angesiedelt, deren ordentliches Mitglied sie seit 1950 war. Langner war seit 1928 Mitglied des P.E.N. .

Ilse Langner gilt heute als eine bedeutende deutsche Dramatikerin und Erzählerin.

Sie wurde mit hohen Ehrungen ausgezeichnet.

Noch zu Lebzeiten wurde der Ilse-Langner-Fonds gegründet, seit 1997 gibt es in Darmstadt den Ilse-Langner-Platz .

Am 16. Januar 1987 starb Ilse Langner nach schwerer Krankheit.

August Lucas wurde am 4. Mai 1803 als Sohn des Damenschneiders Georg Friedrich August Lucas und dessen Gattin Anna Maria in Darmstadt geboren.

Von 1813 bis 1817 besuchte er das Gymnasium. 1825 besuchte er die Kunstakademie in München.

Er verkehrte in einem Kreis von Darmstädter und Frankfurter Künstlern, die sich gegenseitig unterstützten. Seine Skizzenbücher aus der Zeit sind gefüllt mit Landschaftsimpressionen aus dem Odenwald und von der Bergstraße. Von einem Freund, dem Naturwissenschaftler Johann Jakob Kaup, erhielt er den Auftrag für Zeichnungen zu dessen „Galerie der Amphibien“, und 1828 nahm er am Fest anlässlich des 300. Todestags von Albrecht Dürer in Nürnberg teil. Von Dürer übernahm Lucas auch die typografische Anordnung seines Monogramms.

1829 reiste Lucas nach Italien. 1834 nach Darmstadt zurückgekehrt entstanden auf der Grundlage seiner Studien Gemälde, die sowohl italienische Motive verarbeiteten als auch den Odenwald und die Bergstraße.

Seit 1841 wirkte Lucas als Lehrer im Freihand- und Figurenzeichnen an der Realschule sowie an der Höheren Gewerbeschule, der späteren Technischen Hochschule Darmstadt. Neben der Landschaftsmalerei erledigte er Auftragsarbeiten. Auch Figuren- und Kostümzeichnungen für die geplante Statue des Großherzogs Ludewig I. auf dem Ludwigsmonument entstammen seiner Hand.

August Lucas wird allgemein den „Romantikern“ zugeordnet. Sein Werk war aber zunehmend geprägt von einem zeittypischen Realismus. Neben Johann Heinrich Schilbach gilt Lucas als einer der Wegbereiter dieser Art der Landschaftsmalerei zwischen Romantik und frühem Realismus in Darmstadt.

Am 28. September 1863 starb August Lucas nach kurzer Krankheit in Darmstadt. Heute erinnert der Lucasweg auf der Mathildenhöhe an den Maler und Zeichner.

Paul Meißner wurde am 7. Mai 1868 als Sohn eines Bankdirektors in Eisleben geboren.

Nach der Schulzeit studierte er Baukunst an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg. 1902 zog Meißner nach Darmstadt und war verantwortlich für die Wiederherstellung des mittelalterlichen Fachwerkrathauses in Michelstadt.

1904 trat er in den Dienst der Ministerialabteilung für Bauwesen und wurde Stellvertreter von Friedrich Pützer als Denkmalpfleger für Rheinhessen, 1924 übernahm Meißner das Amt des Denkmalpflegers für den nördlichen Teil der Provinz Starkenburg.

Seit dem Wintersemester 1904/05 arbeitete Meißner als Assistent an der THD. Dort habilitierte er sich und lehrte ab 1909/10 Baukunst als Privatdozent. 1915 übernahm er den Lehrstuhl der Baukunst. Paul Meißner arbeitete bis 1933 als Architekt, Denkmalpfleger und Hochschullehrer und war als Architekt an der Gestaltung zahlreicher Wohnhäuser, Kirchen und Verwaltungsgebäude beteiligt.

Ein besonders pittoreskes Beispiel seiner Baukunst stellt das an der Landstraße in Richtung Dieburg gelegene Gasthaus Einsiedel dar.

Darüber hinaus war Meißner für Industriebauten verantwortlich, so für die Planung und Errichtung der Fabrikgebäude der Firma Opel in Rüsselsheim und für große Brückenbauprojekte. Nachhaltig engagierte er sich weiterhin auf dem Gebiet der Denkmalpflege. Besonders aufwändig waren die von ihm begleiteten Maßnahmen am Mainzer Dom.

Meißners akademische Laufbahn endete 1933 mit seiner Emeritierung. Er war in Konflikt mit der SA geraten, weil er als Dekan das Aufziehen der Hakenkreuzfahne an der Hochschule verweigerte. Im Mai 1935 gab er auch sein Amt als Denkmalpfleger auf.

Der Meißnerweg in Darmstadt-Kranichstein sowie eine Büste im Gebäude der Kirchenleitung der EKHN am Paulusplatz erinnern an den „Professor der Baukunst“.

Paul Meißner starb am 5. September 1939 in Darmstadt und wurde auf dem Alten Friedhof beigesetzt.

Georg Moller wurde am 22. Januar 1784 als Sohn des Notars und Prokurators Levin Adolph Moller und dessen Frau Elisabeth Sophie in Diepholz geboren.

1800 begann er beim Architekten Christian Ludwig Wittig in Hannover seine Ausbildung. 1810 ging er nach Darmstadt und wurde mit der Planung der Neuen Vorstadt im Westen betraut wurde. Mollers Konzept sah für die Stadterweiterung im Westen und Süden Darmstadts einen regelmäßigen Grundriss mit klassizistisch geprägten breiten Straßen, Plätzen und Fassaden vor. Moller wurde in Darmstadt zudem mit der Gestaltung repräsentativer Gebäude beauftragt, darunter das Kasino der „Vereinigten Gesellschaft“ und das heute so genannte „Moller Haus“ sowie das Versammlungshaus der Freimaurerloge.

Zu den Hauptwerken zählten das Hoftheater und katholische St. Ludwigskirche das neue Kanzleigebäude am Mathildenplatz und das Alte Mausoleum auf der Rosenhöhe.

In Darmstadt zeichnete er für die Errichtung des Prinz-Carl-Palais verantwortlich, er errichtete das Ludwigsmonument, der so genannte „Lange Ludwig“ , bis in die Gegenwart ein Wahrzeichen der Stadt Darmstadt.

Moller wirkte als Architekt auch außerhalb der Residenzstadt. Zu den bedeutendsten Bauten unter seiner Federführung gehören die Kirche St. Georg in Bensheim, das  Stadttheater in Mainz sowie das Stadtschloss zu Wiesbaden. Nach Plänen Mollers entstanden über ein Dutzend Landkirchen im südhessischen Raum. Moller publizierte zu Brückenbautechniken und projektierte die Eisenbahnbrücke über das Göhltal bei Aachen.

Moller gilt als Wegbereiter des Klassizismus, der die antike Formsprache mit den Erfordernissen moderner Architektur verband. Außerdem hatte Moller eine wichtige Rolle hinsichtlich des Erhalts von Baudenkmälern. Unter seinem Einfluss verabschiedete der Großherzog schließlich 1818 die erste deutsche Denkmalschutzverordnung.

Moller wurde zum Ehrendoktor der Architektur und zum Ehrenbürger der Stadt Mainz ernannt und erhielt viele Ehrungen.

Am 13. März 1852 starb Georg Moller und wurde auf dem Alten Friedhof beigesetzt.

In Darmstadt erinnern „Moller-Haus“, „Mollerstadt“ und „Mollerbau“ und die Mollerstraße im Martinsviertel an den Architekten. Die Technische Universität Darmstadt und die Stadt Darmstadt verleihen seit 1989 den Georg-Moller-Preis an Studierende des Fachbereichs Architektur.

Albrecht Ohly wurde am 27. Dezember 1829 als Sohn des Pfarrers Johann Heinrich Ohly und dessen Gattin Friederike in Buchenau an der Lahn

geboren.

In Gießen besuchte er das Gymnasium, studierte dort von 1847 bis 1852 Rechtswissenschaften. Anschließend zog  er nach Darmstadt. Nach Zulassung als Advokat am Hofgericht Darmstadt 1862 baute er sich eine eigene Anwaltskanzlei auf.

Er setzte sich für eine liberalere protestantische Kirchenverfassung unter stärkerer Mitbestimmung der Gemeindeglieder ein. Auf sein Betreiben hin entwickelte sich 1862 aus dem Vorschussverein die Darmstädter Volksbank – mit Ohly als einem der ersten Direktoren.

Im Darmstädter Vereinsleben war Ohly als Sprecher der Turngemeinde und als Mitbegründer des Volksbildungsvereins aktiv. Gemeinsam mit Gleichgesinnten gründete er zudem den Odenwaldklub, dessen Vorsitzender er seit 1888 war.

Seit 1871 war Ohly Mitglied des Gemeinderats. Nach Einführung der Hessischen Städteordnung wählte ihn die Stadtverordnetenversammlung zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Stadt. Nach Ablauf der ersten Amtsperiode 1886 wurde er einstimmig auf Lebenszeit wiedergewählt. Von 1884 an war Ohly Mitglied der Zweiten Kammer des Hessischen Landtags auf Seiten der Nationalliberalen.

Während seiner Amtszeit verhalf Ohly der Stadt zu einer neuen Infrastruktur. Dazu gehören der Bau des Wasserwerks und die Verbesserung der Abwasserbeseitigung. Dampfstraßenbahnen verbanden die Stadt ab 1886 mit den Vororten, 1888 wurde Bessungen eingemeindet.

Ohly hatte in einer seiner ersten Amtshandlungen öffentlich zugängliche Stadtverordnetensitzungen eingeführt. Ein besonderes Anliegen war ihm die Einrichtung einer Anstalt für „verwahrloste“ Kinder, die auf dem Gelände der ehemaligen Wasserburg Gräfenhausen eingerichtet wurde und im Jahr 1895 den Namen Ohlystift erhielt.

Ohly starb an den Folgen eines Herzleidens am 20. Dezember 1891 in Darmstadt.

Der Odenwaldklub benannte seinem Mitgründer zu Ehren einen Aussichtsturm auf dem Felsberg bei Reichenbach in Ohlyturm In Darmstadt erinnert die Ohlystraße an den langjährigen Oberbürgermeister der Stadt.

Joseph Maria Olbrich wurde am 22. Dezember 1867 als Sohn des Lebkuchenbäckers und Wachsziehers Edmund Olbrich und dessen Gattin Aloisia in Troppau geboren.

In Wien besuchte er die Staatsgewerbeschule und studierte an der Akademie der bildenden Künste.

In Wien machte er als Architekt auf sich aufmerksam, entwarf Villen und Geschäftshäuser, aber auch komplette Inneneinrichtungen im Jugendstil.

Er gehörte 1897 zu den Gründungsmitgliedern der  Wiener Sezession. Olbrich entwarf das Ausstellungsgebäude am Karlsplatz, das mit der Zweiten Ausstellung der Wiener Sezession eröffnet werden konnte.

1899 wurde er von Großherzog Ernst Ludwig als Gründungsmitglied der Künstlerkolonie nach Darmstadt berufen. Als führender Kopf der Künstlerkolonie zeichnete Olbrich für die Gesamtplanung der Mathildenhöhe sowie für zahlreiche Gebäude verantwortlich. Dazu gestaltete er weitere temporäre Gebäude und Inneneinrichtungen anlässlich der großen Ausstellungen der Künstlerkolonie. Zwischen 1905 und 1908 entstanden nach seinem Entwurf der Hochzeitsturm und das angrenzende Ausstellungsgebäude.

Olbrich war beteiligt an Projekten in ganz Europa sowie den USA. Er nahm erfolgreich teil an internationalen Kunstgewerbe-Ausstellungen, entwarf Villen, Arbeitersiedlungen, Fabrikgebäude und Funktionsbauten. Zudem gestaltete er Interieurs für Paläste, Privathäuser, sogar für Schiffe. Im Bereich der Objektgestaltung kreierte er zahlreiche Gebrauchsgegenstände.

Olbrich entwarf auch Bauten und Räume im Privatbereich des Großherzogs, etwa den Musiksaal im Neuen Palais und das Spielhäuschen für Prinzessin Elisabeth im Park von Schloss Wolfsgarten. In Düsseldorf wirkte er an seinem größten Projekt, dem Warenhaus Tietz.

Olbrich, Mitbegründer des Bundes Deutscher Architekten und des Deutschen Werkbundes wurde mit zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet. In Düsseldorf starb Joseph Maria Olbrich am 8. August 1908 im Alter von nur 40 Jahren. Er wurde am 12. August 1908 auf dem Alten Friedhof in Darmstadt bestattet.

Bis in die Gegenwart erinnert neben den Bauwerken der Olbrichweg auf der Mathildenhöhe an ihn.

Arthur Osann wurde am 4. November 1829 als Sohn des Philologen Professor Friedrich Gotthilf Osann und dessen Gattin Friederike in Gießen geboren.

Osann studierte ab 1847 in Gießen und Bonn Rechtswissenschaften und wurde 1850 an der Gießener Universität zum Dr. jur. promoviert. 1862 erhielt er die Erlaubnis, als Advokat und Prokurator am Hofgericht Darmstadt tätig zu sein.

Bekannt wurde Arthur Osann durch sein politisches Wirken. Seit Einführung der Städteverordnung 1874 war er Stadtverordneter in Darmstadt und langjähriges Mitglied im Finanz- und Verkehrsausschuss sowie Vorsitzender des Rechtsausschusses der Stadtverordnetenversammlung. Darüber hinaus saß er von 1875 bis 1899 als Abgeordneter der Hessischen Fortschrittspartei bzw. der aus ihr hervor gegangenen Nationalliberalen Partei im Großherzoglich Hessischen Landtag. Als Sprecher und Führer der nationalliberalen Fraktion setzte Osann sich maßgeblich für die Verstaatlichung der Hessischen Ludwigsbahn und die Gründung der Hessisch-Preußischen Eisenbahngesellschaft ein. Auch setzte er sich für die Förderung des Mittelstandes und der Landwirtschaft ein. Von 1890 bis 1898 war Osann zugleich Abgeordneter der Nationalliberalen Partei im Berliner Reichstag.

Auf Osanns Initiative hin wurde Bismarck 1890 zum Ehrenbürger der Stadt Darmstadt ernannt. Anlässlich des 80. Geburtstags Bismarcks 1895 hielt er im Auftrag der Reichstagsfraktion und im Namen der nationalliberalen Delegation eine Rede auf den Jubilar. Bereits 1898 regte Osann ein Bismarck-Denkmal in Darmstadt an.

1899 wurde er zum Geheimen Justizrat sowie zum stellvertretenden Direktor der Stadtsparkasse ernannt. Das Amt als Darmstädter Stadtverordneter behielt er bis zu seinem Tod inne.

Am 30. September 1908 starb der Jurist und Parlamentarier In seiner Wahlheimat Darmstadt hält die Osannstraße die Erinnerung an den Politiker aufrecht.

Ludwig August Parcus wurde am 18. November 1819 als Sohn des Staatsprokurators Johann Jacob Parcus und dessen Frau Luise Adelheid in Mainz geboren.

August Parcus studierte Rechtswissenschaften in Gießen und trat 1846 in die Dienste der Hessischen Ludwigsbahn. Er war von Beginn seiner Tätigkeit an in die Entwicklung des Bahnbaus involviert und 1852 zum Direktor der Ludwigsbahn aufgestiegen und begleitete die Eröffnung der Strecke 1853 in leitender Funktion.

Unter seiner Führung begann die Expansion der Ludwigsbahn. Als zweite Strecke wurde die Rhein-Main-Bahn in Angriff genommen, die Bingen über Mainz und die Landeshauptstadt Darmstadt mit Aschaffenburg verbinden sollte.

Parcus gab 1856 seine Stellung in Mainz auf und trat in die Direktionen der Bank für Handel und Industrie sowie der ebenfalls neu gegründeten Bank für Süddeutschland ein, beide mit Sitz in Darmstadt. Im Jahr 1862 war er Gründungsmitglied der ersten Handelskammer in Darmstadt.

Auch in seiner neuen Funktion als Bankdirektor blieb Parcus der Hessischen Ludwigsbahn verbunden. Als Mitglied des Verwaltungsrats der Ludwigsbahn, dessen Vizepräsident er 1866 und dessen Präsident er im darauf folgenden Jahr wurde, behielt er Einfluss auf die Ausrichtung des Unternehmens. Er gilt zumindest als einer der Initiatoren weiterer Strecken der Ludwigsbahn, etwa der von Mainz nach Frankfurt sowie der Rheinhessenbahn, die von Bingen über Alzey nach Worms führte. Auch hinsichtlich der Erteilung der Konzession zum Bau der Odenwaldbahn an die Ludwigsbahn 1868 gilt Parcus als Wegbereiter. Für die Regierung des Großherzogtums war Parcus ein wichtiger Gesprächspartner.

August Parcus wurden hohe Auszeichnungen zuteil, darunter 1859 das Ritterkreuz I. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen. Anlässlich des 25. Jubiläums seines Dienstantritts bei der Hessischen Ludwigsbahn erhielt er 1871 das Ritterkreuz I. Klasse des Ludwigsordens

Am 16. Juli 1875 starb August Parcus in Darmstadt und wurde auf dem Alten Friedhof beigesetzt. Die Parcusstraße im Darmstädter Johannesviertel erinnert an den Bankdirektor und Präsidenten des Verwaltungsrats der Hessischen Ludwigsbahn.

Julius Georg Bertold Reiber wurde am 12. Juli 1883 als Sohn der Anna und des Postunterbeamten Georg Friedrich Reiber in Gießen geboren.

Er durchlief das Volksschullehrerseminar in Alzey und. Er war an verschiedenen Schulen in Mainz tätig und  studierte an der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften Frankfurt am Main unter anderem Germanistik, Geschichte und Psychologie.

Am Ersten Weltkrieg nahm Reiber als Soldat teil und wurde anlässlich des rheinischen Separatisten-Putsches 1919 verhaftet und von den französischen Besatzungsbehörden ausgewiesen und gelangte so nach Darmstadt.

1922 wurde er Rektor der Ballonschule, bis er 1933 von der NS-Regierung wegen seiner aktiven politischen Arbeit aus dem Dienst entlassen wurde. Er war von 1919 bis 1931 für die DDP im Hessischen Landtag und inhaltlich besonders mit schulpolitischen Aufgaben betraut. Er war an der Ausgestaltung des Schulgesetzes beteiligt sowie an der Neuordnung der Lehrerbesoldung. Zudem fungierte Reiber in weiteren Organisationen, etwa als Vorsitzender des Hessischen Landeslehrervereins oder als Vorstandsmitglied des Hessischen und später des Deutschen Beamtenbundes.

Um den Lebensunterhalt seiner Familie sicherstellen, vertrat er eine Weinhandlung, arbeitete als Versicherungsvertreter und als Gehilfe in einer Buchhandlung. Ende März 1945 wurde Julius Reiber von Ludwig Metzger kommissarisch zum Bürgermeister und Stadtschulrat ernannt, 1946 in das Amt des Bürgermeisters gewählt. Er war am Aufbau Darmstadts beteiligt, besonders an der Reformierung des Schul- und Erziehungswesens. 1948 für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt, trat Reiber mit der Einführung der Magistratsverfassung als Bürgermeister in den Ruhestand und engagierte sich als ehrenamtlicher Stadtrat für Schule, Theater, Jugendpflege und Sport. 1952 wurde er einstimmig zum Stadtverordnetenvorsteher gewählt. Neben den politischen und beruflichen Ämtern war Reiber Mitglied in zahlreichen Vereinen und gilt als Initiator des Heinerfestes, dessen erster Präsident er war.

Für seine Verdienste erhielt Julius Reiber hohe Auszeichnungen. Ihm zu Ehren wurde die Lagerhausstraße in Julius-Reiber-Straße umbenannt. Zudem existiert eine Julius-Reiber-Eiche im Herrngarten.

Julius Reiber starb am 21. September 1960 in Darmstadt und wurde auf dem Alten Friedhof beigesetzt.

Gustav von Römheld wurde am 27. Januar 1861 als Sohn des damaligen Kreisassessors Ludwig Römheld und dessen Gattin Wilhelmine in Dieburg geboren.

Römheld besuchte das humanistische Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt und studierte nach dem Abitur an der Landesuniversität Gießen Rechtswissenschaften.

Nach der Staatsprüfung arbeitete er an den Kreisämtern Gießen, Friedberg und Büdingen.

Im Frühjahr 1889 wurde er berufen, den damaligen Erbprinzen und späteren Großherzog Ernst Ludwig bei dessen Studium zunächst nach Leipzig und später nach Gießen zu begleiten. Schon im darauf folgenden Jahr wurde Römheld zum Kabinettssekretär ernannt, im Herbst 1892 zum Kabinettsrat befördert und schließlich zum Vorstand des Großherzoglichen Kabinetts berufen. Römheld stieg auf bis zum Wirklichen Geheimrat und wurde 1918 in den erblichen Adelsstand des Großherzogtums erhoben.

Kurze Zeit nach der Übernahme der Regierungsgeschäfte durch Ernst Ludwig war Römheld zum Kabinettsvorstand ernannt worden.

Die Planung und die Ausgestaltung der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe wurde in hohem Maße von Römheld beeinflusst. In die vier großen Kunst- und kunstgewerblichen Ausstellungen auf der Mathildenhöhe zwischen 1901 und 1914 war er inhaltlich wie organisatorisch involviert. Römheld verfasste die erste Chronik der Künstlerkolonie, neben den Ausstellungen förderte er die Einrichtung kunstgewerblicher Manufakturen, namentlich die Großherzogliche Keramische Manufaktur und die Edelglasmanufaktur sowie die nach dem Großherzog benannte Ernst-Ludwig-Presse.

Auch die Planung der hessischen Beiträge zu den Weltausstellungen in Paris und St. Louis tragen Römhelds Handschrift; ebenfalls gilt er für die Ausstellungen in Turin und St. Petersburg als zentraler Akteur. Von 1904 bis 1921 war er zudem als Museumsdirektor für das Landesmuseum zuständig.

Nach dem Ersten Weltkrieg bestand Römhelds Aufgabe darin, für den gestürzten Großherzog die Vermögensauseinandersetzungen mit dem Volksstaat Hessen zu führen. In seinen letzten Lebensjahren widmete er sich philosophischen und historischen Studien.

Gustav von Römheld starb am 12. April 1933 in Darmstadt.  

In Darmstadt erinnert der Römheldweg an den Geheimen Kabinettsrat.

Otto Roquette wurde am 19. April 1824 als Sohn des Landrichters Louis Jean Roquette und dessen Gattin Marie Antoinette in Krotoschin geboren.

1840 studierte er Geschichte, Philosophie und Philologie in Berlin, Heidelberg und Halle. Aufgrund revolutionärer Unsicherheiten zog es ihn wieder nach Berlin und schließlich weiter nach Halle an der Saale, wo er 1851 mit einer Arbeit über die Geschichte des deutschen Dramas promoviert wurde.

1853 bis 1856 arbeitet er als Lehrer für Geschichte und Deutsch an einer Gymnasial-Erziehungsanstalt in Dresden. Wieder in Berlin wurde er 1862 Dozent für Literaturgeschichte an der Königlich Preußischen Kriegsakademie. Von 1867 an hielt er Vorlesungen zu deutscher Literatur an der Königlichen Gewerbeakademie zu Berlin.

Im Frühjahr 1869 zog es Roquette nach Darmstadt, wo er am Polytechnikum eine Professur für deutsche Literatur und Sprache erhielt. Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit im Rahmen seines Lehrstuhls wirkte er lange Jahre als Bibliothekar und verwaltete die Hauptbücherei.

Bekannt geworden war Roquette als Schriftsteller, vor allem als Lyriker. Bereits 1851 erschien „Waldmeisters Brautfahrt. Ein Rhein-, Wein- und Wandermärchen“.

Neben lyrischen Texten verfasste Roquette zahlreiche Dramen und Romane. Dabei blieb Roquettes Dichtung stark dem Zeitgeschmack verhaftet. Aus der Zeit des Kriegs 1870/71 stammen patriotische Texte und Lieder. Einige seiner Dramen wurden am Darmstädter Hoftheater aufgeführt.

1875 erhielt Roquette von Großherzog Ludwig IV. die Goldene Verdienstmedaille für Wissenschaft, Kunst, Industrie und Landwirtschaft, 1893 wurde er zum Geheimen Hofrat ernannt.

Am 18. März 1896 starb Otto Roquette in Darmstadt und wurde auf dem Alten Friedhof beigesetzt. In der Stadt seines langjährigen Wirkens erinnert der Roquetteweg an den Literaturhistoriker und Schriftsteller.

Hermann Rückert wurde am 28. September 1866 als Sohn des Lehrers Johannes Rückert und dessen Gattin Maria in geboren.

Rückert studierte Theologie. Von 1891 bis 1894 war er in Langd als Vikar tätig. 1894 wurde er als Gemeindepfarrer nach Griedel berufen, wo er das Gemeindeleben durch die Einführung von Familienabenden stärkte. Zu Rückerts Aufgaben gehörte auch die seelsorgerische Betreuung der nahe gelegenen Kirchengemeinde Rockenberg sowie des Landeszuchthauses Marienschloß. 1898 wurde er zum evangelischen Anstaltsgeistlichen ernannt.

Im Sommer 1899 erhielt er einen Ruf aus Darmstadt, Hermann Rückert wurde als einer der beiden neuen Würdenträger in Bessungen gewählt.

Im Jahr 1903 wurden auf Basis der beiden Pfarrbezirke zwei vollständig selbständige und unabhängige Kirchengemeinden gegründet, die als Petrusgemeinde bzw. Paulusgemeinde firmierten. Hermann Rückert, der die Teilung der Bessunger Kirchengemeinde 1902 initiiert und vorangetrieben hatte, ging als erster Pfarrer der Paulusgemeinde in die Annalen ein. Die Paulusgemeinde erhielt eine neue Kirche, als Baumeister konnte 1904 Friedrich Pützer gewonnen werden.

Hermann Rückert war maßgeblich in die Planung des von 1905 bis 1907 errichteten Bauwerks involviert. Er war in die Konzeption und Ausgestaltung des Innenraums mit Elementen des Jugendstils stark einbezogen.

In der Gemeindearbeit war Pfarrer Hermann Rückert bereit, neue Wege zu beschreiten. Er gründete 1908 den Chor der Paulusgemeinde, außerdem zwei evangelische Jugendvereine. Von seinem Interesse an Bildungsfragen zeugt die Berufung in den Vorstand der Mittel- und Stadtschulen Darmstadts 1914.

Rückert gilt als einer der ersten Pfarrer, der die Erwachsenenbildung angeregt und gefördert hat. Auch auf dem Gebiet der Liturgie zeigte er sich offen für Innovationen.

Im Oktober 1932 wurde er in den Ruhestand versetzt. Für seine verdienstvolle Arbeit wurde er hoch geehrt.

Seinen Ruhestand verbrachte Hermann Rückert in Hamburg, wo er am 19. Januar 1941 verstarb. Am 24. Januar 1941 wurde er auf dem Alten Friedhof in Darmstadt beigesetzt.

Christoph Alexander Ruths wurde am 30. Dezember 1851 in Neutsch im Odenwald als Sohn des Schulverwalters Peter Ruths und dessen Gattin Elisabeth geboren.

Von 1868 an besuchte er das neu gegründete Polytechnikum in Darmstadt und studierte dort ab 1869 Ingenieurwissenschaften. Sein Interesse galt aber der Mathematik und den Naturwissenschaften. Gefördert wurde er darin durch seinen früheren Lehrer, Ludwig Rülp, der als Assistent am physikalischen Institut tätig war. Rülp wies Ruths nicht nur in die experimentelle Physik ein, er stellte ihm auch seine Bibliothek zur Verfügung.

1872 setzte Ruths sein Studium in Würzburg fort, wo er 1874 mit der Dissertation „Über die Beziehung zwischen Härte und Magnetismus des Stahls“ promoviert wurde. 1875 ging er nach Dortmund an die Städtischen Gewerbeschule für Mathematik und Naturwissenschaften.

Nach einem  tragischer Arbeitsunfall erblindete er,  er konnte den wissenschaftlichen Weg nicht weiter verfolgen. Ruths konzentrierte sich nun auf die Psychologie und die Astronomie. Seine Frau Auguste hat ihn dabei maßgeblich unterstützt.

Auf zahlreichen öffentlichen Vorträgen präsentierte Ruths, der seit 1878 wieder in Darmstadt lebte, seine Arbeit einem interessierten Publikum.

In Folge eines schweren Lungen- und Nervenleidens war Ruths ab 1881 gezwungen, seine Vortragstätigkeit aufzugeben. Er widmete sich nun ganz der Schriftstellerei und verfasste eine große Zahl an Aufsätzen und Skizzen in Zeitschriften und Zeitungen.

Hinzu gesellten sich belletristische Beiträge. Sein erstes umfassenderes literarisches Werk veröffentlichte er 1889,  es folgte eine Anzahl kleinerer und größerer, teils humoristischer Werke. In seinem schriftstellerischen Werk verarbeitete er regionale wie auch zeitgeschichtliche Themen. Einem etwas breiteren Publikum bekannt wurde Ruths durch den Odenwaldroman „Hertha Ruland“, erschienen 1905. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte Ruths sich ausführlich mit astronomischen Fragestellungen.

Christoph Ruths starb am 6. Juni 1922 nach kurzer schwerer Krankheit in Darmstadt.

Karl Schaffnit wurde am 11. Oktober 1849 als Sohn des Kreisamtsdieners Nikolaus Schaffnit und dessen Ehefrau Helene in Dieburg geboren.

Nachdem er die höhere Bürgerschule in Dieburg abgeschlossen hatte, wirkte er für zwei Jahre als Hauslehrer auf dem Dilshof.

1866 bis 1868 besuchte er das Lehrerseminar in Friedberg. Im Frühjahr 1869 erhielt Schaffnit eine erste Anstellung als Lehrkraft in Reinheim, von wo er 1872 nach Darmstadt berufen wurde. Bis 1880 unterrichtete er dort an der Stadtmädchenschule, anschließend bis zu seinem Tod 1899 an der Stadtknabenschule.

Bekannt in Darmstadt wurde Schaffnit aber als Mundartdichter. Von 1888/89 an erschienen Gedichtsammlungen unter dem Titel „Allerhand Späss“.  Im ersten Band findet sich auch sein bekanntestes Gedicht „Der Bub will haam“, in dem es um sprachliche Barrieren zwischen einem auswärtigen Lehrer und einem Darmstädter Schüler geht. Des Öfteren trat der Dichter zudem bei Festen und anderen Veranstaltungen mit persönlichem Vortrag seiner Darmstädter Mundart in Erscheinung.

Einen guten Überblick über sein dichterisches Schaffen vermittelt die Gedichtsammlung „Schwarzbrot“ aus dem Jahr 1895. Neben Mundartdichtung finden sich in der Sammlung auch Gedichte in Hochdeutsch mit lokalem Bezug, etwa „Ludwig IV. und die Holzsammlerin“ oder „Das Bauernhäuschen am Schloss Darmstadt“. Das Gros der versammelten Texte hingegen besteht aus „Mundartepen“, die sich in einzelne Abteilungen gruppieren. Zum Teil verarbeitet Schaffnit darin Erinnerungen aus seiner Dieburger und Reinheimer Zeit. In den Kapiteln „Patria“ und „Militaria“ werden Geschichten aus dem Bereich des Militärs in gereimter Form erzählt, mit vaterländischem Unterton und teils mit humoristischer Färbung.

Neben lyrischen Texten verfasste Schaffnit einige Schwänke und Lustspiele in Mundart, inspiriert durch den Darmstädter Mundartdramatiker Ernst Elias Niebergall. Karl Schaffnit starb am 21. Mai 1899 in Darmstadt. In Darmstadt erinnert die Schaffnitstraße an den Lehrer und Mundartdichter.

Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher wurde am 18. Januar 1755 als Sohn des Dr. med. Carl Schleiermacher und dessen Frau Sophia in Alsfeld geboren.

Ernst Schleiermacher gelang nach Darmstadt, wohin sein Vater als Leibarzt an den Hof des Landgrafen zu Hessen-Darmstadt berufen worden war. Schleiermacher besuchte ab 1766 das Pädagog und studierte anschließend  Rechtswissenschaften in Gießen, interessierte sich aber besonders für Naturwissenschaften.

Nach seinem Wechsel an die Universität zu Göttingen 1777 kam Schleiermacher neben dem Jurastudium in Kontakt zu seinem Landsmann Georg Christoph Lichtenberg.

Noch vor Abschluss seines Studiums wurde Schleiermacher Ende 1779 zum Kabinettssekretär des Erbprinzen Ludwig X., des späteren Landgrafen und Großherzogs Ludewig I. berufen.

Schleiermacher machte sich besonders um die landgräfliche Kunst- und Naturaliensammlung verdient. Gemeinsam mit Landgraf Ludwig X. erweiterte er nach dessen Regierungsübernahme die Sammlungen systematisch, auch indem er komplette Sammlungen erwarb. Er galt schon in zeitgenössischen Berichten als treibende Kraft des Museums, dessen erster Direktor er war und bis 1835 bleiben sollte.

Das Großherzogliche Museum trug seine Handschrift und entwickelte quantitativ wie qualitativ rasch überregionale Bedeutung.

In seiner Funktion als Kabinettssekretär war Schleiermacher auch aktiv an der Umsetzung der Großherzoglichen Kunst- und Kulturpolitik beteiligt. Er gilt als Förderer und väterlicher Freund unter anderem von Georg Moller und Justus Liebig. In Anerkennung seiner Verdienste wurde Schleiermacher, Ehrendoktor der Universität Gießen, 1821 zum Geheimen Staatsrat ernannt. Als Wirklicher Geheimer Rat wurde er 1830  im Alter von 75 Jahren in den Ruhestand entlassen.

Schleiermacher beschäftigte sich noch in hohem Alter mit aktuellen wissenschaftlichen Themen. Am 20. April 1844 starb Ernst Schleiermacher in Darmstadt. In Darmstadt erinnert die Schleiermacherstraße westlich des Hessischen Landesmuseums an ihn.

Ludwig Johann Schleiermacher wurde am 28. Mai 1785 als ältester Sohn des Kabinettssekretärs Ernst Schleiermacher und dessen Frau Henriette in Darmstadt geboren.

Im Alter von 17 Jahren zog er nach Gießen und studierte Rechtswissenschaften und Mathematik. Zwischen 1804 und 1806 studierte er in Göttingen und Paris.

1806 wurde er Lehrer für Mathematik und Physik am Darmstädter Gymnasium. Neben der Lehrtätigkeit wurde er Leiter des Physikalischen Kabinetts. Er konstruierte und fertigte Demonstrationsmodelle, insbesondere aus den Bereichen der Mechanik und der Optik, die Eingang in die Sammlung fanden.

Von besonderer Bedeutung war Schleiermachers Beziehung zum Geodäten Christian Eckhardt. 1808 bestimmten sie die Strecke zwischen dem Turm der Darmstädter Stadtkirche und der Kirche in Griesheim, bekannt als „Darmstädter Basis“. Diese Basismessung wurde später Bezugspunkt für das Hessische Urkataster. Er war an geodätischen Untersuchungen beteiligt und entwickelte für die Dreiecksmessung eine Methodik, um Messfehler ausgleichen zu können.

Er war auch an der Einführung eines neuen hessischen Maß- und Gewichtssystems beteiligt. 1811 bekam er als Hofrat die Zuständigkeit für Straßen- und Wasserbau zugesprochen, 1838 wurde er zum Oberbaudirektor und damit zum Leiter der Oberbaudirektion bestimmt.

Intensiv beschäftigte er sich mit Fragen der Optik. Er veröffentlichte mehrere umfangreiche Abhandlungen zu optischen Verfahren. Er hat schon in den 1830er Jahren das gewölbte Brillenglas errechnet. Zwischen 1832 und 1840 hielt er Vorträge im Physikalischen Kabinett. Anhand von Experimenten erläuterte Schleiermacher Zusammenhänge aus den Bereichen der Mathematik und der Physik. 1835 übernahm er die Leitung des Großherzoglichen Museums.  

Er war seit 1835 Mitglied der Rheinischen naturforschenden Gesellschaft zu Mainz und gilt als Mitinitiator der Höheren Gewerbeschule Darmstadt, aus der die Technische Hochschule Darmstadt hervorging.

Am 13. Februar 1844 starb Ludwig Schleiermacher in Darmstadt. Die Schleiermacherstraße erinnert an ihn, an der Fassade des alten Hauptgebäudes der Technischen Universität befindet sich ein Reliefbild des Mathematikers.  

Johann Schmitt wurde am 6. Juni 1815 als Sohn des Landwirts Jakob Wilhelm Schmitt in Ensheim geboren.

Von 1831 bis 1833 besuchte er das Lehrerseminar in Friedberg. Zunächst unterrichtete Schmitt an privaten Lehranstalten. Schmitts Anstellung als Lehrer erfolgte 1841, 1843 trat er eine Stelle an der Gemeindeschule in Fränkisch-Crumbach an. Während seiner fünfjährigen Tätigkeit gründete er den ersten Lehrerverein des Bezirks Lichtenberg. Er gab das „Schulblatt für die Lehrer des Großherzogthums Hessen“ heraus, auf sein Betreiben hin gründete sich im Sommer 1848 der Hessische Landeslehrerverein. Schmitt war später sowohl an der Neugründung des Hessischen wie des Deutschen Lehrervereins beteiligt. Er wurde zum Bezirksrat im Regierungsbezirk Dieburg und zum Abgeordneten der Zweiten Kammer des Hessischen Landtags für den Bezirk Groß-Bieberau gewählt.

1849 kam Schmitt an die Knabenschule nach Bessungen. 1850 wurde ihm die Redaktion des „Schulblatts“ untersagt. Schließlich wurde er aus dem Schuldienst entlassen. Er nahm die Redaktion des „Schulblatts“ wieder auf und wurde 1853 aufgrund eines politisch unliebsamen Leitartikels zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt. In finanzieller Not bemühte er sich um  Wiedereinstellung in den Schuldienst. 1856 bekam er eine Stelle als Vikar in Nierstein, danach wurde er nach  Gräfenhausen und nach Hergershausen versetzt. Er gründete 1860 mit dem „Schulboten für Rhein-Main“ ein neues Lehrerblatt und verfasste zahlreiche schulpolitische Schriften und Schulbücher.

1871 wurde er schließlich auf eigenen Wunsch hin aus dem Schuldienst entlassen.

In fortgeschrittenem Alter widmete sich Johann Schmitt besonders den Aufgaben des Landeslehrervereins. Im Rahmen des „Schulboten“ veröffentlichte er weiterhin kritische Beiträge zum Schulwesen.

Schmitt setzte sich immer wieder aktiv für die Belange Not leidender Bevölkerungsteile ein. Er drängte auf die Einrichtung einer Sterbekasse, die 1864 als Ludwig- und Alice-Stiftung in Kraft trat und forderte er die Etablierung eines Lehrer-Waisenstifts. Er machte sich für bessere Bildung der ländlichen Bevölkerung sowie für die Volksbildung stark.

Am 6. August 1893 starb Johann Schmitt.

Johann Gottfried Schwab wurde am 26. Juni 1851 als Sohn des Kaufmanns Heinrich Theodor Schwab und dessen Gattin Adelheid Barbara Susanne in Darmstadt geboren.

Er besuchte zunächst das Gymnasium in Darmstadt und anschließend zwei Jahre ein Internat in Genf. Eine zwei-jährige Lehre in Lausanne bereitete ihn auf seine Zeit als Kaufmann vor. Doch Gottfried Schwab interessierte sich schon in den Schweizer Jahren mehr für Kunst und die Natur als für kaufmännische Belange.

Nach dem frühen Tod des Vaters war Schwab dennoch für einige Zeit in die Leitung der väterlichen Firma eingebunden. Schon Mitte der 1870er Jahre kehrte er dem Kaufmannsleben jedoch den Rücken und widmete sich der Schriftstellerei. Unterstützung fand er durch seinen Freund Franz von Löher, einen Staatsarchivrat und Schriftsteller sowie durch seine Frau Emma.

Häufig verbrachte Schwab die Sommermonate im Allgäu, in seinem Oberstdorfer Bauernhaus. Ein erster Gedichtband unter dem Titel „Allerlei Bergfahrten“ erschien 1887. Der heimatliche Odenwald bildete den Hintergrund für einige Gedichte, aus denen die Natur zum Idealen verklärt hervortritt. Auch im Sammelband „Wolkenschatten und Höhenglanz“, 1902 erstmals veröffentlicht und in mehreren Auflagen erschienen, spiegelt sich Schwabs Naturverbundenheit wider.

1888 verfasste Schwab die umfangreiche Erzählung „Tisiphone. Eine Geschichte, die in der Spätzeit der Römer am Mittelrhein spielt. Einige kleinere Werke um die Jahrhundertwende haben einen satirischen Charakter.

Überregional bekannt wurde Schwab in dieser Zeit durch seine patriotische Dichtung,

wie dem Beitrag „Michel, horch, der Seewind pfeift!“; das Lied wurde beim ersten Besuch der deutschen Flotte in New York zur Begrüßung gesungen. Vertont worden war das Flottenlied von Arnold Mendelssohn. Weitere „Vaterlandslieder“ und Dichtungen zeugen von seiner patriotischen Gesinnung.

Im Alter von 52 Jahren starb Gottfried Schwab am 2. März 1903 in Neu Wittelsbach bei München.

In Darmstadt erinnert das von Ludwig Habich geschaffene Gottfried-Schwab-Denkmal auf der Mathildenhöhe, an dessen Sockel ein Medaillon mit dem Portrait des Dichters angebracht ist, an den Darmstädter Schriftsteller.

Karl Adolf Spieß wurde am 3. Februar 1810 als Sohn des Lehrers und Pfarrers Johann Balthasar Spieß und dessen Gattin Maria Luise  in Lauterbach geboren.

Er besuchte die vom Vater geleitete reformpädagogische Privatschule. Von 1828 bis 1832 studierte er evangelische Theologie.

Er knüpfte Kontakt zu Größen der Turnerschaft, wie Friedrich Ludwig Jahn, Johann Christoph GutsMuths und Ernst Eiselen.

Die restriktive Politik gegenüber der Turnbewegung in Deutschland verhinderte  eine berufliche Perspektive in diesem Bereich. 1833 trat er eine Stelle als Lehrer in Burgdorf (Kanton Bern) an, zu der auch die Leitung des Turnens gehörte.

Spieß betätigte sich in den folgenden Jahren aktiv an der Verbindung von Schul- und Turnleben. Er gilt als einer der Begründer des Schulturnens in der Schweiz  und trat für die Ausdehnung des Schulturnens auch auf Mädchenschulen ein.

In Darmstadt wurde ihm im Jahr 1848 die Leitung über das hessische Turnwesen übertragen. Zugleich erhielt er Sitz und Stimme in der obersten Schulbehörde des Landes. Bereits 1852 wurde auf seine Initiative hin in Darmstadt die erste Schulturnhalle erbaut, eine der ersten in Deutschland überhaupt. Spieß erteilte selbst Turnunterricht, wirkte als Turnlehrer am Gymnasium sowie an der Realschule in Darmstadt. Zugleich bildete er Lehrer im Unterrichten des Turnens aus.

In Deutschland und in der Schweiz wurde Spieß als „Vater des Schulturnens“ bezeichnet. Er begründete die Tradition des preußischen Schulturnens. Aufgrund seines Einsatzes für die Teilnahme von Mädchen am Turnunterricht gilt Spieß auch als einer der Begründer des Mädchenturnens.

Adolf Spieß starb am 9. Mai 1858 im Alter von erst 48 Jahren an den Folgen eines schweren Lungenleidens. In Darmstadt trägt die Adolf-Spieß-Straße seinen Namen.

Wolfgang Steinecke wurde am 22. April 1910 als Sohn der Käthe und des Reichsbahninspektors und Musikkritikers Hugo Wolfram Steinecke in Essen geboren.

Nach der Musikausbildung an der Essener Folkwangschule studierte er zwischen 1928 und 1934 Musik-, Theater- und Literaturwissenschaften in Köln und Kiel.

1934 schloss er sein Studium mit einer Dissertation ab. In den folgenden zehn Jahren arbeitete Steinecke als Musikjournalist und schrieb bis zur Schließung der deutschen Theater 1944 Musik- und Theaterkritiken für Tages- und Theaterzeitungen.

Vom Kriegsdienst befreit zog er 1939 als Korrespondent für die Theaterzeitung „Der Mittag“ nach Darmstadt. In seinen Artikeln wandte er sich gegen die Internationalität der Musik.

Im Sommer 1945 erhielt er eine Anstellung als Kulturreferent und war in leitender Funktion maßgeblich am Aufbau der Kulturverwaltung und des kulturellen Lebens der Stadt Darmstadt beteiligt.

Steinecke betrieb die Einrichtung der Darmstädter Volkshochschule, war zeitweise Leiter der Stadtbücherei und in den Aufbau der Werkkunstschule involviert.

Er initiierte erste kulturelle Veranstaltungen und Kunstausstellungen und begründete Konzertreihen, wie die städtische Kammermusikreihe.

Im Bereich der Musik waren seine bedeutendsten Leistungen angesiedelt, nämlich die Begründung der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik und des Kranichsteiner Musikinstituts.

Es gelang  Steinecke, Darmstadt zu einem Zentrum des internationalen neuen Musiklebens zu machen. Er brachte namhafte Komponisten, Künstler und Musiktheoretiker der Neuen Musik in Darmstadt zusammen.

In den 1950er Jahren war Steinecke in leitender Funktion für die Ferienkurse und das Musikinstitut verantwortlich. Hauptamtlich arbeitete er für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften sowie als Redakteur des wieder gegründeten „Mittag“.

Posthum wurde ein Weg in Kranichstein, dem Gründungsort der Ferienkurse und des Musikinstituts, nach Wolfgang Steinecke benannt.

Wolfgang Steinecke starb am 23. Dezember 1961 in Darmstadt.

Gustav Waldt wurde am 6. Februar 1883 als Sohn des Kaufmanns Ludwig Waldt und dessen Ehefrau Marie in Darmstadt geboren.

Von 1892 bis 1901 besuchte Gustav Waldt das Neue Gymnasium in Darmstadt. Nach dem Abitur studierte er zunächst Architektur, später Germanistik und Kunstgeschichte in Gießen und Heidelberg.

Im Anschluss an den Vorbereitungsdienst für das Lehramt unterrichtete Waldt mehrere Jahre in Worms. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs trat Waldt als Kriegsfreiwilliger in das Heer ein, wurde aber aufgrund eines Knieleidens zum Landsturm versetzt. 1922 wechselte er an die Ernst-Ludwig-Schule nach Bad Nauheim. Über 15 Jahre lang unterrichtete er hier als Studienrat die Fächer Deutsch, Geschichte, Zeichnen und Kunstgeschichte, Geografie und Latein. Aus gesundheitlichen Gründen ließ er sich 1937 in den Ruhestand versetzen. Fortan widmete er sich vornehmlich seinem künstlerischen Wirken, dem Malen und Schreiben.

Waldts zweiter Roman, „Die Reise nach rückwärts“, erschien im Jahr 1943. Zudem veröffentlichte er zwischen 1934 und 1941 einige lyrische Texte, darunter zwei Gedichtbände, sowie Erzählungen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Gustav Waldt gebeten, wieder als Lehrer tätig zu sein und an der nahe gelegenen Aufbauschule Traisa Deutsch zu unterrichten.

In den letzten Lebensjahren verbrachte er den Herbst vornehmlich am Gardasee, von wo er stets mit vollem Skizzenblock zurückkehrte. Der Süden, vor allem aber Italien, war schon seit Studienzeiten Gustav Waldts beliebtes Reiseziel.

Seit 1952 war Gustav Waldt Mitglied des P.E.N-Zentrums der BRD. Anlässlich seines 75. Geburtstags wurde Gustav Waldt 1958 die Johann-Heinrich-Merck-Ehrung der Stadt Darmstadt verliehen. Eine Eiche nahe dem Waldausgang zum Mühltal erhielt den Namen Gustav-Waldt-Eiche.

Gustav Waldt starb am 6. Dezember 1959 in seinem Haus in Trautheim bei Darmstadt.

Friedrich Ludwig Weidig wurde am 15. Februar 1791 als Sohn des landgräflich-hessischen reitenden Försters Christian Ludwig Weidig und dessen Frau Wilhelmina Christina in Oberkleen geboren.

Nach einem abgeschlossenem Studium wurde Weidig 1812 Konrektor der Städtischen Schule zu Butzbach. Weidig reformierte das Schulwesen, indem er neben Schieß- und Fechtübungen gymnastische Übungen für Schüler einführte. Um 1814 ließ er den wohl ersten Turnplatz im Großherzogtum Hessen errichten – was ihm den Beinamen „hessischer Turnvater“ einbrachte.

1814 war Weidig an der Gründung der „Deutschen Gesellschaft“ in Butzbach beteiligt,  mit dem Ziel, die politische Einigung Deutschlands voranzutreiben. Gemeinsam mit seiner Frau richtete er 1827 eine private Mädchenschule in Butzbach ein.

Von 1830/31 an war Weidig zunehmend an konspirativen Aktionen der liberalen Opposition beteiligt. Im April 1832 unternahm er eine Reise in den deutschen Südwesten, um eine überregionale Zusammenarbeit der Oppositionellen zu befördern. An den Vorbereitungen zum so genannten „Frankfurter Wachensturm“ im April 1833 war Weidig ebenfalls beteiligt. Gemeinsam mit einem Kreis ehemaliger Schüler organisierte Weidig die Verbreitung illegaler Zeitschriften und Flugblätter, welche die Missstände in Hessen anprangerten. Im Januar 1834 traf Weidig erstmals mit Georg Büchner zusammen, der zu der Zeit in Gießen studierte.

Im April 1834 wurde Weidig vom Dienst suspendiert und als Pfarrer in das abgelegene Dorf Obergleen im Vogelsberg versetzt. Zwischenzeitlich erhielt er Georg Büchners Manuskript des „Hessischen Landboten“, welches er stark redigierte.. Am 22. April 1835 erließ das Großherzogliche Ministerium des Innern und der Justiz Haftbefehl gegen den Pfarrer, der des Hochverrats verdächtigt wurde. Am 24. April 1835 wurde er im Pfarrhaus in Obergleen verhaftet.

Am 23. Februar 1837 starb Friedrich Ludwig Weidig infolge schwerer Schnittwunden an Armen, Beinen und am Hals in seiner Zelle im Arresthaus Darmstadt. Immer wieder wurde bezweifelt, dass es sich um einen Selbstmord gehandelt habe.

Weidigs Grab auf dem Alten Friedhof wurde mehrfach umgestaltet. Zeitweise unlesbar gemachte Zeilen wurden 1848 wieder freigelegt und ergänzende Tafeln angebracht, die seine Rolle als Vorkämpfer der demokratischen Freiheit unterstreichen. Neben der Grabstätte erinnert in Darmstadt der Weidigweg in Eberstadt an den Theologen, Turner und Revolutionär. Der Hessische Turnverband verleiht die Friedrich-Ludwig-Weidig-Plakette in Bronze, Silber und Gold für herausragende Leistungen um das Turnen in Hessen.

Robert Oskar Werling wurde am 24. April 1889 in Brendlorenzen im Landkreis Bad-Neustadt geboren.

Bereits in den 1920er Jahren war Oskar Werling als Friedhofsgärtner des Jüdischen Friedhofs in der Seekatzstraße tätig.

In der Zeit des Nationalsozialismus musste die Jüdische Gemeinde Darmstadt Oskar Werling entlassen, da Juden allgemein die Beschäftigung von „Ariern“ untersagt war. Obwohl ihm die Arbeit verboten war und er keine Bezahlung mehr erhielt, kümmerte sich Werling weiterhin um „seinen“ Jüdischen Friedhof, pflegte und hütete das Areal. Einmal verteidigte er den Ort gar gegen einen anti-semitisch motivierten Übergriff. Entgegen einem entsprechenden Verbot bestattete er Urnen mit der Asche von in Konzentrationslagern verbrannten Juden aus Darmstadt auf einem über den Friedhof führenden Fußweg, wo sie sich bis heute befinden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stand Werling in Diensten einer Gärtnerei und übernahm Aufgaben als Friedhofsgärtner auf dem Jüdischen Friedhof.

An der neuen Trauerhalle auf dem Jüdischen Friedhof erinnert heute eine kleine Gedenktafel an Oskar Werlings „Akt ungeheurer Zivilcourage“,.

Oskar Werling starb am 26. März 1969 in Darmstadt.

Ehrengrab auf dem Bessunger Friedhof

Arnold Mendelssohn wurde am 26. Dezember 1855 als ältestes von fünf Kindern des Wilhelm Mendelssohn, und dessen Gattin Louise in Ratibor geboren. Sein Urgroßvater war Moses Mendelssohn, einer der bedeutenden Philosophen des 18. Jahrhunderts.

Schon im Alter von acht Jahren besuchte Arnold Mendelssohn das Gymnasium und erhielt ersten Klavierunterricht. Nach dem Tod des Vaters zog die Familie nach Berlin

Arnold Mendelssohn erhielt Klavierunterricht, zunächst von August Haupt, dem späteren Direktor des Königlichen Instituts für Kirchenmusik, sowie Eduard Wilsing am Institut für Kirchenmusik.

1880 wurde er als Organist und als Universitätslehrer nach Bonn berufen. Von 1883 an arbeitete Mendelssohn als Organist und als Dirigent des Musikvereins sowie des Männerchors in Bielefeld. 1886 zog es ihn als Kompositions- und Orgellehrer an das Kölner Konservatorium.

1891 übernahm Arnold Mendelssohn das neu eingerichtete Amt eines Kirchenmusikmeisters in Darmstadt. Gleichzeitig trat er die Stelle eines „Gesangslehrers an den Darmstädter Gymnasien“ an. Zudem lehrte er am Hoch‘schen Konservatorium in Frankfurt am Main, wo Paul Hindemith zu seinen Schülern zählte. Als Kirchenmusikmeister hielt Mendelssohn Orgelkurse für Organisten und Kantoren ab, er wirkte als Orgelbausachverständiger und Leiter des Chores der Stadtkirche Darmstadt sowie als musikalischer Leiter der Jahresfeste des hessischen Kirchengesangsvereins. Im Auftrag des hessischen sowie des deutschen KGV war er federführend an der Herausgabe von Choral-Sammlungen beteiligt.

Besonders tat sich Arnold Mendelssohn als Komponist hervor. Als zentrale Werke ließen sich die „Deutsche Messe“ und die „Seligpreisungen“ bezeichnen.

Für sein musikalisches Wirken wurden Arnold Mendelssohn hohe Auszeichnungen zuteil. 1899 wurde er für seine Verdienste zum Professor ernannt. Er war Träger der Ehrendoktorwürden der Universitäten Gießen  und Tübingen. 1923 erhielt er den damals erstmals verliehenen Georg-Büchner-Preis des Volksstaats Hessen und  den Beethoven-Preis der Preußischen Staatsakademie. Außerdem war Mendelssohn Ehrenbürger der Städte Leipzig und Darmstadt

Arnold Mendelssohn starb am 19. Februar 1933 in Darmstadt.

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01.04. - 30.09.: 07:00 bis 20:00 Uhr
01.10. - 02.11.: 07:00 bis 19:00 Uhr
03.11. - 28.02.: 08:00 bis 17:00 Uhr
01.03. - 31.03.: 07:00 bis 18:00 Uhr

Die Besuchszeiten des jüdischen Friedhofs weichen von diesen Besuchszeiten ab. Sie finden sie unter Vorstellung Friedhöfe.

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Die Verwaltungen der einzelnen Friedhöfe erreichen Sie

Mo. bis Do.: 8:00 - 15:00 Uhr
Freitag: 8:00 - 13:00 Uhr

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