Richard Kuhn

Kuhnweg (F 8), benannt 1976 nach

Richard Kuhn (1900-1967)

Chemiker

Biographie: Vollständiger Text (PDF)

Lebenslauf

  • * 3. Dezember 1900 in Wien
  • 1910-1918 Gymnasium in Wien (Matura am 18.01.1918)
  • 1918 Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg (Januar-Oktober 1918, K. u. K. Telegrafenregiment)
  • 1918-1919 Studium an der Universität Wien
  • 1919-1922 Studium an der Universität München
  • 1919/20 Mitglied der Zeitfreiwilligenkompanie 20 in München
  • 1922 Promotion zum Dr. phil. an der Universität München bei Richard Willstätter
  • 1922-1926 Assistent am Chemischen Institut der Universität München
  • 1925 Habilitation für Chemie an der Universität München
  • 1926-1929 ordentlicher Professor für Allgemeine und Analytische Chemie an der ETH Zürich
  • 1928 Heirat mit Daisy Hartmann (sechs Kinder)
  • 1929-1950 Honorarprofessor für Chemie an der Naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät der Universität Heidelberg
  • Ab 1929 Leiter der Abteilung für Chemie am KWI für Medizinische Forschung, Heidelberg
  • 1936 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle/Saale
  • 1936 Mitglied des Vorstands der Deutschen Chemischen Gesellschaft (DChG)
  • Ca. 1936-1945 Mitglied der NSV
  • 1936-1940 Vizepräsident der International Union of Pure and Applied Chemistry (IUPAC)/Union Internationale de Chimie (UIC)
  • 1937-1967 Direktor des KWI/MPI für Medizinische Forschung, Heidelberg (kommissarische Leitung ab April 1936)
  • 1938-1946 Mitglied der DAF
  • 1938 Arbeitsgemeinschaft zur Vitaminforschung mit Karl Merck und Heinrich Hörlein
  • Ab 1938 Kooperation zwischen KWI und HWA-Gasschutzabteilung
  • 1938 Leiter der deutschen Delegation auf dem Internationalen Kongress für Chemie, Rom
  • 1938-1945 Präsident der DChG
  • 1939-1945 Leiter der Fachsparte für organische Chemie im Reichsforschungsrat (RFR)
  • 1940 Kandidat für das Amt des Präsidenten der KWG
  • 1941 Einrichtung der Kampfstoff-Abteilung am KWI für medizinische Forschung
  • 1942 1. Senator der Reichsfachgruppe Chemie des NSBDT
  • 1943/44 Nervengasforschung (Tabun-Sarin-Soman) in Kooperation mit dem HWA
  • 1944 Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bevollmächtigten für das Gesundheitswesen Karl Brandt; vier Treffen Tabun-Sarinvergiftungen betreffenD
  • 1948-1966 Senator der Max-Planck-Gesellschaft (MPG)
  • 1950-1967 Ordinariat für Biochemie an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
  • 1955-1966 Vizepräsident der MPG
  • 1964-1965 Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)
  • † 31. Juli 1967 in Heidelberg

Bewertung durch den Fachbeirat

Kuhn machte im Dritten Reich als Professor für Chemie in Heidelberg und als Leiter der Abteilung Chemie im Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI) für medizinische Forschung, ab 1937 als dessen Direktor, eine erfolgreiche Karriere, er bekleidete eine herausragende Stellung als einer der bedeutendsten Wissenschaftsorganisatoren des NS-Regimes, in dessen Dienst er sich in leitender Funktion stellte. Ab 1938 war er Präsident der Deutschen Chemischen Gesellschaft.

Kuhn leistete maßgebliche Forschungen zur Entwicklung von Massenvernichtungsmitteln und richtete am KWI eine Kampfstoffabteilung ein, wo intensiv an Nervengasen geforscht wurde. Für seinen beruflichen Aufstieg biederte er sich bei den Nationalsozialisten an, z. B. durch seine Ergebenheitserklärung für Hitler bei der Ablehnung des Nobelpreises für Chemie 1938 (Des Führers Wille ist unser Glaube). Seine Korrespondenz (soweit sie erschlossen ist), auch private, unterzeichnete er nahezu durchgängig mit Heil Hitler.

Hinweis: 2005 stellte die Gesellschaft deutscher Chemiker die Verleihung der seit 1968 vergebenen Richard-Kuhn-Medaille aufgrund von Kuhns Wirkens in der NS-Zeit ein.

Der Fachbeirat Straßennamen empfahl daher die Aberkennung des Straßennamens.

"Streitsache Straßennamen"

Die Ausarbeitung der Biographie und die Bewertung des Straßennamens fand im Rahmen des Projektes “Streitsache Straßennamen” statt: www.darmstadt.de/strassennamen.