Max Ratschow

Max-Ratschow-Weg (Q-R 7), benannt 1991 nach

Max Ratschow (1904-1963)

Mediziner, Begründer der Fachdisziplin der Angiologie

Biographie: Vollständiger Text (PDF)

Lebenslauf

  • * 7. August 1904 in Rostock
  • 1913-1922 Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Rostock
  • 1920 Mitglied eines Freiwilligenverbands („Zeitfreiwilliger“, keine Teilnahme an Kampfhandlungen)
  • 1921 Eintritt in den Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund
  • 1922/23 Abschluss des Humanistischen Gymnasiums in Rostock
  • 1923-1924 Forstlehre in der Mecklenburgischen Staatsforstverwaltung (Abschluss: Revierjäger)
  • 1923 Teilnahme (nach 4 wöchiger Kurzausbildung bei der Reichswehr) mit dem Reiter-Regiment Ludwigslust/Mecklenburg an der Bekämpfung von Unruhen
  • 1924-1929 zunächst Studium der Forstwissenschaften, dann der Medizin in Rostock, Freiburg, Wien, München, Berlin und Breslau
  • 1926 Forstverwaltungsprüfung in Schwerin
  • 1929 Medizinisches Staatsexamen an der Universität Breslau
  • 1930 Promotion zum Dr. med. an der Universität Breslau, „Experimentelle und klinische Untersuchungen über die künstliche Varizenverödung unter besonderer Berücksichtigung der Calorose“
  • 1930 Hochzeit mit Adalberta Klara Elisabeth Schrameier (vier Kinder, 27.03.1941 geschieden)
  • 1930-1932 Assistenzarzt an den Medizinischen Universitätskliniken in Frankfurt am Main
  • 1932-1938 Assistenzarzt, ab 1934 Oberarzt am Stadtkrankenhaus Hamburg-Altona, 1. Oberarzt der Inneren Abteilung (unter Prof. Kroetz)
  • 1933-1945 Mitglied der NSDAP (Mitglieds-Nr. 2817843, Eintritt: 01.05.1933)
  • 1933 „Spezialausbildung in erbbiologischer Forschung“ bei Prof. Otmar von Verschuer
  • 1934 Mitglied des Erbgesundheitsgerichts beim 1. Zivilsenat Hamburg
  • 1934 Studienaufenthalt an der Medical School, University of London, bei Sir Thomas Lewis
  • 1935 Mitglied des Erbgesundheitsobergerichts beim Oberlandesgericht Hamburg
  • 1936 Habilitation an der Universität Kiel (damals für Altona zuständig)
  • 1936-1938 Mitglied des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebunds
  • 1937 Bewerbung um Dozentur an der Hansischen Universität Hamburg (abgelehnt)
  • 1938-1952 Beschäftigung an der Medizinischen Universitäts(poli)klinik Halle/Saale (mit Unterbrechungen durch Kriegsdienst und kurzzeitiger Entlassung 1945)
  • 1938 Dozent für das Fach Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Halle-Wittenberg [offizielle Ernennung zum Dozenten am 10.07.1939]
  • 1938-1945 Mitglied der Reichsdozentenschaft
  • 1939 Assistentenstelle an der Medizinischen Universitätsklinik Halle/Saale
  • 1939 „Die peripheren Durchblutungsstörungen“
  • 1939-1940 Kriegsdienst, Abteilungsleiter im Reservelazarett Halle/Saale
  • 1940 Amtswalter im NS Dozentenbund
  • 1940-1943 (Vertretung der) Oberarztstelle an der Medizinischen Universitätsklinik Halle/Saale
  • 1941 Leiter des Auslandsamts der Deutschen Dozentenschaft an der Universität Halle-Wittenberg
  • 1941 Nach Scheidung Heirat seiner Doktorandin Marie Luise Steckner (drei Kinder)
  • 1942 „Die Sexualhormone als Heilmittel innerer Krankheiten“
  • 1943 außerplanmäßiger Professor an der Universitätsklinik Halle/Saale
  • 1943-1945 erneuter Einzug zum Kriegsdienst: Sanitätssoldat in Eilenburg, Truppenarzt in Zittau und Rouen; im April 1945 erkrankt entlassen
  • 1945 Entlassung durch die Universität Halle im Oktober; Wiedereinstellung auf Anweisung der SMA
  • Nach 1945 Mitglied der CDU [ab wann unklar]
  • 1946 Leitung der Medizinischen Universitätspoliklinik in Halle/Saale
  • 1946 erneute Ernennung zum außerplanmäßigen Professor an der Universität Halle-Wittenberg
  • 1948 ordentlicher Professor für Pathologische Physiologie an der Universität Halle-Wittenberg
  • 1952 Übersiedelung in die BRD mit dem Ziel, in Nordrhein-Westfalen eine Forschungsklinik für Gefäßkrankheiten einzurichten
  • 1952 Gastprofessor an der Universität Köln
  • 1953-1963 (bis zu seinem Tod) Ordinarius für Innere Medizin und Direktor der Medizinischen Klinik Darmstadt; Aufbau des ersten angiologischen Forschungszentrums (Eröffnung Mai 1963), aus dem später die nach ihm benannte Max-Ratschow-Klinik für Angiologie am Klinikum Darmstadt hervorging
  • 1955 Organisation eines Kongresses deutscher Kreislaufforscher in Darmstadt
  • 1959 Herausgeber des Standardwerks „Angiologie – Pathologie, Klinik und Therapie der peripheren Durchblutungsstörungen“
  • 1961 Vizepräsident der „Union Internationale d’Angèilogie“ in Paris
  • 1962 Präsident der „Deutschen Gesellschaft für Kreislaufforschung“
  • 1962 Organisation des „Internationalen Angiologenkongresses“ in Darmstadt
  • 1963 Honorarprofessor an der Universität Heidelberg
  • 1963 1. Direktor des neu gegründeten angiologischen Forschungszentrums in Darmstadt-Eberstadt
  • † 8. November 1963 in Darmstadt

Bewertung durch den Fachbeirat

Max Ratschow stand als Mitglied der NSDAP (1933-45) und des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebunds (1938-1945) sowie anderer NS-Organisationen dem NS-Regime recht nahe. Für eine Aberkennung des Straßennamens spräche aber vor allem, dass Ratschow nach eigener Aussage ab 1935 Mitglied des Erbgesundheitsobergerichts beim OLG Hamburg und ab 1938 „Ständiger Fachrichter“ des Erbgesundheitsgerichts beim 1. Zivilsenat Hamburg war.

Zuvor hatte er ab 1933 eine Spezialausbildung in erbbiologischer Forschung bei Prof. Verschuer absolviert und sich 1936 dort habilitiert. Die Selbstbezeichnung ist aber in den Quellen nicht nachweisbar. Es besteht damit zumindest die Möglichkeit, dass Ratschow mit seinen Aussagen „prahlen“, seine Leistung hervorheben wollte.

Der Fachbeirat Straßennamen war sich nicht einig, ob die Selbstaussagen Ratschows für eine Aberkennung ausreichen, weil ein Nachweis aufgrund fehlender Quellen bisher nicht möglich ist. Einige Aktenbestände, die darüber vielleicht Auskunft geben könnten, sind bisher noch nicht zugänglich. Deshalb sprach er sich nicht einstimmig für eine Aberkennung des Straßennamens aus

"Streitsache Straßennamen"

Die Ausarbeitung der Biographie und die Bewertung des Straßennamens fand im Rahmen des Projektes “Streitsache Straßennamen” statt: www.darmstadt.de/strassennamen.