Karl Krolow

Krolowweg (J 10), benannt 1999 nach

Karl Krolow (1915-1999)

Lyriker

Biographie: Vollständiger Text (PDF)

Lebenslauf

  • * 16. Februar 1892 in Eberstadt [Vater dort Pfarrverwalter]
  • 1898-1901 Volksschule in Dalheim [Vater dort Pfarrer]
  • 1901-1905 Progymnasium Alzey [Vater Pfarrer in Flomborn, heute Verbandsgemeinde Alzey-Land]
  • 1905-1910 Neues Gymnasium Darmstadt [Vater Pfarrer in Arheilgen]
  • 1910-1914 Studium der evangelischen Theologie in Tübingen und Gießen (I. Examen Februar 1914)
  • 1914 Einjährig-Freiwilliger im 2. Großherzoglich Hessischen Infanterie-Regiment Nr. 116 in Gießen
  • 1914 Kriegsfreiwilliger, eingesetzt an West- und Ostfront (zuletzt Unteroffizier)
  • 1915-1919 Russische Kriegsgefangenschaft
  • 1917 Lagergeistlicher in Tschita, Ostsibirien
  • 1918 Vikar der evangelisch-russischen Gemeinde in Irkutsk
  • 1918 Nach Fluchtversuch im Straflager Tomsk
  • 1919 Bibliothekar an der Akademie des russischen Großen Generalstabs
  • 1919/20 Flucht über Wladiwostok und Indien nach Europa und schließlich Rückkehr nach Darmstadt
  • 1920 Wiederaufnahme des Studiums der evangelischen Theologie (II. Examen Mai 1921)
  • 1921 Pfarrvikar in Erbach im Odenwald (Ordination am 05.06.1921), Assistent an der französischreformierten
  • Gemeinde in Neu-Isenburg, Verwalter der 2. Pfarrstelle in Reichelsheim im Odenwald
  • 1921 Hochzeit mit Erna Backhaus in Oldenburg (ein Sohn * 1924)
  • 1922 Pfarrer in Reichelsheim
  • 1924 Promotion (Lic. Theol.) in Gießen, „Über das Amt der Ältesten in der Kirche Hessen-Darmstadts“
  • 1925-1934 Landesjugendpfarrer der evangelischen Landeskirche Hessen-Darmstadt; zeitweise Vorsitzender des Landesausschusses der deutschen Jugendverbände
  • 1933-1945 Mitglied der SA(-Reserve II); Eintritt in die SA: 03.11.1933; Rang 1939: Rottenführer
  • 1933 Mitglied des Kulturausschusses der HJ-Bannführung (Darmstadt)
  • 1933 Mitglied der „Deutschen Christen“
  • 1933-1939 Förderndes Mitglied der SS
  • 1933-1945 Mitglied der NSV
  • 1934-1944 Lehrer an der Justus-Liebig-Schule Darmstadt (Oberrealschule)
  • Ab 1934 Mitglied des NS-Lehrerbunds
  • 1936 Ernennung zum Studienrat
  • 1937-1945 Mitglied der NSDAP (Mitglieds-Nr. 5224003, Aufnahme beantragt: 06.06.1937)
  • 1939 Promotion (Dr. phil.) in Gießen, „Das Volkstanzgut im Rheinfränkischen“ (summa cum laude), bei Prof. Alfred Götze
  • 1939 Teilnahme an der Dritten Internationalen Volkstanz-Tagung in Stockholm
  • 1940 Beginn der Arbeit im Auftrag des „Ahnenerbes“ (Amt A Hauptamt „Persönlicher Stab des Reichsführers-SS“)
  • 1941 volkskundliche Befragungen in „Umsiedlerlagern der Dobrudscha-Deutschen“
  • 1943 Beförderung zum SA-Scharführer
  • 1944 Einberufung zum Zollgrenzschutz nach Diedenhofen (Lothringen)
  • 1945 amerikanische Kriegsgefangenschaft und Rückkehr nach Darmstadt
  • 1945/46 Pfarrtätigkeit in Darmstadt-Eberstadt
  • 1947 Mitarbeit im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt
  • 1947/48 Krankenhausseelsorger
  • 1948 Lehrer an der Viktoriaschule in Darmstadt
  • 1951 (Mit-)Initiator des ersten deutschen Volkskundekongresses in Jugenheim (Bergstraße)
  • 1952 Referat auf internationalem Volksmusik-Kongress auf Mallorca (Spanien)
  • † 21. Mai 1955 in Darmstadt
  • Nach dem Krieg Mitglied der Kommission der Gesellschaft für deutsche Musikforschung; Mitarbeiter der Commission des Arts et Traditions Populaires (CIAP, Vorgängerorganisation der Internationalen Gesellschaft für Ethnologie und Folklore)

Bewertung durch den Fachbeirat

Als Mitglied der HJ (seit 1934), Mitglied der NSDAP (1937-1945) und (nach eigenen Angaben) 1938/39 NSDAP-Blockleiter und Referent beim Reichsführer SS – Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums zeigte Krolow eine relativ große Nähe zu NS-Organisationen, auch wenn nicht nachweisbar ist, welche Tätigkeit er beim Reichsführer SS ausgeübt hat. Ab 1940 finden sich Veröffentlichungen von Gedichten auch in NS-Presseorganen; 1944 publizierte Krolow in der NS-Wochenzeitung „Das Reich“.

Sein Gesuch um Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer 1942 unterschrieb er mit Heil Hitler. Zudem hat Karl Krolow in seinem Meldebogen zur Entnazifizierung einiges verschwiegen. Auch er hat versucht, seine Rolle im NS zu vertuschen.

Einige Mitglieder des Fachbeirats sahen die Verfehlungen Krolows nicht als schwerwiegend genug für eine Aberkennung des Straßennamens an. Der Fachbeirat Straßennamen sprach sich deshalb nicht einstimmig für eine Aberkennung des Straßennamens aus.

"Streitsache Straßennamen"

Die Ausarbeitung der Biographie und die Bewertung des Straßennamens fand im Rahmen des Projektes “Streitsache Straßennamen” statt: www.darmstadt.de/strassennamen.