Christian Heinrich Kleukens

Kleukensweg (Q 8), benannt 1963 nach

Christian Heinrich Kleukens (1880-1954)

Buchkünstler und Schriftsteller

Biographie: Vollständiger Text (PDF)

Lebenslauf

  • *7. März 1880 in Achim bei Bremen
  • Schulbesuch in Bremen
  • Um 1900 Mitglied des sozialdemokratischen Wahlvereins
  • Ca. 1900-1905 Ausbildung zum Setzer und Drucker in der „Steglitzer Werkstatt“ (Berlin) bei seinem Bruder Friedrich Wilhelm Kleukens
  • 1902 Militärdienst
  • 1903 Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit (Fabeln)
  • Um 1904 Studium an der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig; wohnhaft in Groß-Deuben bei Leipzig (dort auch SPD-Mitglied)
  • 1907-1914 Setzer/Drucker und künstlerischer Berater an der (von seinem Bruder Friedrich Wilhelm geleiteten) „Ernst-Ludwig-Presse“ in Darmstadt
  • 1911 Errichtung seines Wohnhauses in Trautheim (Mühltal)
  • 1912 Heirat mit Luise Krüger, eine Tochter
  • 1913 Ernennung zum Mitglied der Darmstädter Künstlerkolonie
  • 1914-1917 Leiter der „Ernst-Ludwig-Presse“ in Darmstadt (während des Kriegs eingestellt)
  • 1914-1918 Teilnahme am Ersten Weltkrieg (August 1914 – Ende 1918), Frontkämpfer (Westfront, 50. Infanterie-Division)
  • 1919 Gründung der „Kleukens-Presse“ in Nieder-Ramstadt (gemeinsam mit Rudolf G. Binding und weiteren Freunden)
  • 1923-1944 erneut Leiter der „Ernst-Ludwig-Presse“ in Darmstadt/Mainz
  • 1927-1945 Leiter der 1927 gegründeten „Mainzer Presse“ des Gutenberg-Museums in Mainz
  • 1929-1948 Professur an der Mainzer Staatsschule für Kunst und Handwerk
  • 1930 Veröffentlichung „Die Großtat der Letter“
  • 1932 Radiobeitrag „Die Weltgeltung Deutschlands durch Gutenberg“
  • 1932 Veröffentlichung „Der bankrotte Jona“ (Drama)
  • 1932 Beginn der Herausgabe der „Welt-Goethe-Ausgabe“ (bis 1940 erschienen acht der auf 50 Bände konzipierten Ausgabe); gesetzt in von Kleukens entwickelter Handsatzschrift
  • 1932/33 Mitglied der DNVP
  • 1933 Mitglied des Stahlhelms
  • 1933 Veröffentlichung „Deutschlands Weltgeltung und Gutenbergs Großtat“
  • 1934 Mitglied der SA (als Stahlhelm-Mitglied SA-Reserve ab 15.6.1934)
  • 1934 Leiter der Fachgruppe Schrift und Buchkunst der Ortgruppe Mainz des „Kampfbundes für deutsche Kultur“
    1934 Veröffentlichung „Die deutsche Kunst der Letter“, verlegt von der „NS-Kulturgemeinde, Ortsverband Mainz“
  • 1935-1945 Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste (RKdbK)
  • 1936 Vortrag „Die Weltgeltung Deutschlands durch Gutenberg“
  • Ca. 1937-1939 Beiträge in der Zeitung „Der SA-Mann. Kampfblatt der Obersten SA-Führung der NSDAP“(ca. 30) sowie in der Zeitschrift „Westmark. Monatsschrift für deutsche Kultur“ (ca. 20)
  • 1937 Veröffentlichung „30 Jahre Ernst Ludwig Presse“
  • 1937-1945 Mitglied der NSDAP (Mitglieds-Nr. 5860129, Eintritt: 01.05.1937)
  • 1937-1945 Mitglied der NSV
  • 1938-1945 verschiedene Auflagen von „Ein Trostbüchlein für Vormänner“
  • 1940 Veröffentlichung „Die Kunst der Letter“
  • 1942 Ernennung zum SA-Sturmführer
  • 1943 Ernennung zum SA-Obersturmführer
  • 1943 Veröffentlichung „Die Kunst Gutenbergs“
  • 1951 Übernahme der Leitung der „Mainzer Drucke“ (es erschienen bis 1954 acht Titel)
  • † 7. April 1954 in Trautheim (Mühltal)

Bewertung durch den Fachbeirat

Kleukens war seit 1934 Mitglied der SA, später in leitender Position (1942 SA-Sturmführer, 1943 SA-Obersturmführer). Außerdem war er ab 1934 Leiter der Fachgruppe Schrift und Buchkunst der Ortsgruppe Mainz des „Kampfbundes für deutsche Kultur“, 1935-1945 Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste und 1937-1945 Mitglied in der NSDAP. Kleukens war demnach in mehreren NS-Organisationen nicht nur aktiv tätig, sondern machte dort auch Karriere. Auch die Mitgliedschaft im Kampfbund für deutsche Kultur und die Veröffentlichungen in der Zeitschrift „Der SA-Mann“ belegen ein aktives Eintreten für die NS-Ideologie.

Literarisch und künstlerisch war er im Sinne der NS-Ideologie tätig und profitierte davon auch beruflich: als Buchkünstler und Schriftsteller übernahm er zahlreiche Auftragsarbeiten, brachte Reden von NS-Größen in Form und publizierte sie, plante auch eine Monumentalausgabe von „Mein Kampf“, die aber nicht erschien. Hinzu kommt, dass er all dies nach 1945 zu vertuschen suchte und in seinem Meldebogen im Entnazifizierungsverfahren verschwieg.

Der Fachbeirat Straßennamen empfahl daher die Aberkennung des Straßennamens.

"Streitsache Straßennamen"

Die Ausarbeitung der Biographie und die Bewertung des Straßennamens fand im Rahmen des Projektes “Streitsache Straßennamen” statt: www.darmstadt.de/strassennamen.