Bernhard Hoetger

Hoetgerweg (J 9), benannt 1973 nach

Bernhard Hoetger (1874-1949)

Bildhauer

Biographie: Vollständiger Text (PDF)

Lebenslauf

  • * 4. Mai 1874 in Hörde (heute Stadtteil von Dortmund)
  • 1888-1892 Ausbildung zum Stein- und Holzbildhauer in Detmold
  • 1892-1894 Gesellenwanderjahre in Sachsen, Berlin, Dortmund
  • 1895-1897 Leiter einer Werkstatt für Kirchenmöbelschnitzerei in Wiedenbrück
  • Ca. 1898-1900 Meisterschüler bei Carl Janssen an der Kunstakademie in Düsseldorf
  • 1900-1907 Übersiedlung nach Paris; hier Stil durch Rodin und Maillol beeinflusst (Statuetten, Plastiken, Zeichnungen)
  • 1905 Heirat mit Helene Natalie (genannt Lee) Haken
  • 1906 Erste Begegnung mit Paula Modersohn-Becker und August Freiherr von der Heydt (Mäzen)
  • 1907 Rückkehr nach Deutschland (Holthausen bei Büren)
  • 1911-1914/15 Berufung an die Künstlerkolonie in Darmstadt durch Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein; Gesamtkunstwerk Platanenhain, allegorischer Figurenzyklus „Licht- und Schattenseiten“
  • 1913 Atelier in Fischerhude bei Bremen; Aufenthalt in Florenz
  • 1914 Beteiligung an der dritten Ausstellung der Künstlerkolonie: Neben Ausgestaltung des Platanenhains unter anderem Löwen des Löwentors (Architekt: Albin Müller; seit 1917 Eingang Rosenhöhe)
  • 1914 Übersiedlung in die Künstlerkolonie Worpswede; Bau und Einrichtung des „Brunnenhofs“; fortan Prägung der Künstlerkolonie Worpswede durch Plastiken, Kunstobjekte und Architektur
  • 1915-1922 „Niedersachenstein“, umstrittenes monumentales Denkmal in Worpswede in Erinnerung an den Ersten Weltkrieg (Bauzeit 1920-1922)
  • 1916/17 Entwurf der TET-Stadt (nicht umgesetzt) im Auftrag von Hermann Bahlsen, Sonderausstellung bei Paul Cassirer (Berlin)
  • 1918 Einweihung des „Revolutionsdenkmals“ (Piéta) auf dem Friedhof Walle (Stadtteil von Bremen), das an die Niederschlagung der Bremer Räterepublik erinnern sollte 1918 erstes Treffen mit Ludwig Roselius; in dessen Auftrag später Ausgestaltung der Böttcherstraße in Bremen
  • 1921/22 Bau eines zweiten Hauses in Worpswede, am Hang des Weyerbergs (Das Kreative Haus)
  • 1921/22 Café Winuwuk („Wille ist neu und Weg unserer Kunst“) in (Bad) Harzburg
  • 1924-1927 Gesamtkunstwerk „Hoetger-Ensemble“ in Worpswede: Kaffee Worpswede (1925), Hotel (1926) und Ausstellungsraum „Große Kunstschau“ (1927)
  • 1925-1936 Künstlerische Arbeiten an der Böttcherstraße in Bremen: Paula-Modersohn-Becker-Haus und 7-Faulen-Brunnen (1925-1927), Haus Atlantis (1929-1931), „Der Lichtbringer“ (1936)
  • 1927/28 „Zyklus des Lebens unter dem Stigma der Arbeit“, acht Bronzefiguren an der Backsteinfassade des Gewerkschaftshauses in Walle (Stadtteil von Bremen)
  • 1928 Hag-Turm auf der Pressa in Köln; Friedrich-Ebert-Denkmal in Dortmund-Hörde
  • 1931-1934 Aufenthalt in der Schweiz, in Portugal, Frankreich und Italien
  • 1933 Zerstörung einzelner Werke Hoetgers
  • 1934 Mitglied der NSDAP in Rom (Mitglieds-Nr. 2791181; Eintritt: 01.10.1934)
  • 1934 Mitglied der RKdbK
  • 1934-1936 Übersiedlung nach Berlin-Wilmersdorf; Tätigkeit als Bildhauer und Architekt; gemeinsam mit dem Architekten Herbert Helfrich Arbeit am „Deutschen Forum“
  • 1936 Ikonografisches Relief „Der Lichtbringer“ am Eingang zur Böttcherstraße in Bremen
  • 1936 Hitler lehnt in seiner Rede auf dem Nürnberger Reichsparteitag „Böttcher-Straßen-Kultur schärfstens ab“
  • 1936-1938 erneuter Aufenthalt in der Schweiz sowie in Portugal
  • 1938 Ausschluss aus der NSDAP und aus der RKdbK
  • 1938-1943 Übersiedlung nach und Aufenthalt in Berlin; Entwurf und Bau seines Atelier-/Wohnhauses in Berlin-Frohnau (1939/40, 1943 teilweise zerstört); Reliefs und Plastiken
  • 1938/39 Reliefs für die Luftwaffenschule Greifswald
  • Um 1939 Adolf-Hitler-Büste
  • Um 1944 Aufenthalt in Hain (Riesengebirge/Schlesien)
  • Ca. 1944-1948 Aufenthalt in Eichendorf (Niederbayern) und Reit im Winkl (Oberbayern)
  • 1949 Übersiedlung in die Schweiz; Aufenthalt in Beatenberg bei Interlaken
  • † 18. Juli 1949 in Interlaken (CH)

Bewertung durch den Fachbeirat

Bernhard Hoetger (NSDAP 1934-1938) hat sich an das NS-Regime angebiedert. Er sah sich selbst als Anhänger der „Bewegung“ und „Verehrer des Führers“, wurde aber überwiegend von der NS-Führung (und von Adolf Hitler selbst) abgelehnt. Sein Opportunismus war demnach erfolglos: die NSDAP hat ihn 1938 aus der Partei ausgeschlossen, einzelne seiner Werke wurden als entartet gebrandmarkt.

Hoetger erfuhr von den Nationalsozialisten nicht die Wertschätzung, die er sich erhoffte, obwohl er sich wiederholt als überzeugter Anhänger des Nationalsozialismus bezeichnet hatte und dies auch in seinen Werken demonstrierte: „Der Lichtbringer“ in der Bremer Böttcherstraße (1936); Mitarbeit am für Berlin geplanten „Deutschen Forum“ (mit NS-Symbolik arbeitende Monumentalarchitektur, ab 1934); Reliefs und Plastiken in Berlin-Frohnau (Wohnhaus) und Greifswald (Luftwaffenschule) (1938-1943); Hitler-Büste (1939).

Hoetger stützte durch seine Kunst das System, auch wenn er nicht parteipolitisch tätig und kein aktiver Verfechter der NS-Ideologie war; er äußerte sich (zumindest punktuell nachweisbar) 1936 antisemitisch: Es war damals (vor 1933) durch die Einflüsse der jüdischen Presse sehr schwer eigene, unserem Volke verwandte Formen zu schaffen.

Der Fachbeirat Straßennamen war sich in der Beurteilung Hoetgers nicht einig und sprach sich nicht einstimmig für eine Aberkennung des Straßennamens aus.

"Streitsache Straßennamen"

Die Ausarbeitung der Biographie und die Bewertung des Straßennamens fand im Rahmen des Projektes “Streitsache Straßennamen” statt: www.darmstadt.de/strassennamen.