Nach Durchführung eines „Antikolonialistischen Weihnachtsmarkts“ in Michaelsgemeinde: OB Hanno Benz kritisiert Veranstaltung und fordert Kirchenvorstand zur Stellungnahme auf

(dk)

„Unterstützung solcher Veranstaltungen und Haltungen widerspricht den Werten der Nächstenliebe, des Respekts und der Toleranz – Antisemitismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz“

Oberbürgermeister Hanno Benz. Quelle: Sandra Kühnapfel

Nachdem am vergangenen Wochenende in den Räumlichkeiten der evangelischen Michaelsgemeinde eine von den Organisatoren als „Antikolonialistischer Weihnachtsmarkt“ bezeichnete Veranstaltung stattgefunden hat, hat Oberbürgermeister Hanno Benz in einem Brief die Durchführung kritisiert, sich davon distanziert und den Kirchenvorstand zur Stellungnahme aufgefordert. Dazu appellierte Benz an den Vorstand, sich aktiv gegen Antisemitismus einzusetzen und eine klare Haltung zu zeigen – auch und gerade gegen israelbezogenen Antisemitismus. Im Nachgang zur Veranstaltung hatte den OB eine Reihe von Zuschriften, unter anderem von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische-Zusammenarbeit, erreicht, die sich entsetzt über die teils antisemitischen Inhalte der Veranstaltung gezeigt hatten.  

„Aufgrund der Berichte und des gesammelten Bildmaterials muss ich feststellen, dass in Ihrer Gemeinde eine Veranstaltung durchgeführt wurde, die antisemitische Inhalte propagiert hat, die nicht nur verletzend, sondern auch gefährlich sind“, beginnt OB Benz sein Schreiben. „Die Bilder sind zutiefst verstörend. Es wird versucht, das Existenzrecht Israels zu delegitimieren und den Staat Israel zu dämonisieren, indem judenfeindliche Stereotype auf den Staat Israel und seine Politik übertragen werden.“ Hier würden ganz klar antisemitische Erzählmuster aufgenommen, so der OB, gleichzeitig fehle von Kritik an dem brutalen Überfall der Hamas auf Israel – und damit auf jüdisches Leben am 7. Oktober 2023, jedes Anzeichen.

„Antisemitismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz. Er spaltet Gemeinschaften, schürt Hass und führt zu einer Entmenschlichung von Menschen aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Herkunft“, führt Benz weiter aus. „Die Unterstützung solcher Veranstaltungen und Haltungen widerspricht den Werten der Nächstenliebe, des Respekts und der Toleranz, die doch im Christentum verankert sind. Eine solche Veranstaltung unter dem Dach einer evangelischen Gemeinschaft durchzuführen, ist deshalb unerträglich. Ich distanziere mich ausdrücklich von dieser Veranstaltung und ihren Inhalten und fordere Sie auf dazu Stellung zu nehmen.“

Eine Kopie des Schreibens ging auch an den Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Dr. h. c. Volker Jung.