Gemeinsame Gedenkveranstaltung am 16. März

(dk)

Erinnerung an Deportation der Darmstädter Juden und Sinti in die NS-Vernichtungslager vor über 80 Jahren

KZ Auschwitz. Quelle: Bundesarchiv, Mucha Stanislaw, 1945

Die Wissenschaftsstadt Darmstadt, der Landesverband Sinti und Roma Hessen, die Jüdische Gemeinde Darmstadt, die Initiative Denkzeichen Güterbahnhof sowie Bündnisse gegen Rechts in Südhessen laden alle Bürgerinnen und Bürger sowie Medienvertreterinnen und Medienvertreter ein, am Sonntag, 16. März, um 12 Uhr am Güterbahnhof Darmstadt, in der Galerie Kurzweil, Bismarckstraße 133, gemeinsam der historischen Verbrechen der NS-Zeit zu gedenken. Gemeinsam wird an den 82. Jahrestag der Deportation der Darmstädter Sinti und Roma sowie an den 83. Jahrestag der ersten Deportation jüdischer Bürger und Bürgerinnen aus Darmstadt erinnert.

Am 15. März 1943 deportierte die Darmstädter Kriminalpolizei 69 Sinti aus Darmstadt und Umgebung. Diese Menschen waren zuvor Nachbarinnen und Nachbarn, Mitschülerinnen und Mitschüler sowie Kolleginnen und Kollegen. Männer, Frauen, Kinder – sogar Säuglinge – wurden gewaltsam verschleppt. Bereits am 20. März 1942, fand die erste Deportation jüdischer Bürgerinnen und Bürger über Darmstadt statt. Die Stadt spielte dabei eine zentrale Rolle: Jüdinnen und Juden aus vielen südhessischen Städten und Dörfern wurden nach Darmstadt gebracht und von dort aus vom Güterbahnhof nach Auschwitz deportiert.

„Mit dieser Veranstaltung gedenken wir gemeinsam den Opfern des Nationalsozialismus und setzen gemeinsam ein Zeichen gegen das Vergessen“, erklärt dazu Oberbürgermeister Hanno Benz. „Vor über 80 Jahren wurden Millionen von unschuldigen Menschen Opfer von Hass, Rassismus und Völkermord, darunter auch tausende in unserer Stadt. Systematisch wurden Minderheiten angefeindet, diskriminiert und schließlich vernichtet. Auch heute sind wieder viele Menschen in unserem Land und auf der ganzen Welt Opfer rechtsradikaler Angriffe. Es ist daher von großer Wichtigkeit, dass wir gegen Vorurteile, Diskriminierung und Hass ankämpfen und dafür zu sorgen, dass sich solche Gräueltaten niemals wiederholen.“

„Wir als Nachkriegsgenerationen tragen heute keine Schuld für die Taten der Vergangenheit, doch wir sind alle in der Verantwortung, aus ihr zu lernen und für eine demokratische Gesellschaft einzutreten. Die Erinnerung an die Opfer ist ein Appell an uns, wachsam zu bleiben und jede Form von Diskriminierung zu bekämpfen. Es liegt an uns, die Werte der Menschlichkeit zu bewahren und weiterzugeben“, erklärt Adam Strauß, Vorsitzender des Verbands Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Hessen.

„Der Hass, die Hetze, die Propaganda und Abwertung und Ausgrenzung von Juden und Sinti und Roma, die unter deutscher Führung vor über 80 Jahren in dem industriellen Massenmord gipfelten, müssen uns eine dauernde Warnung sein, im Kampf gegen den Rechtsextremismus nicht nachzulassen. Gerade und vor allem in einer Zeit, in der rechtsextreme Ideologien eine Renaissance in Deutschland und Europa erleben“, so Daniel Neumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Darmstadt.

„Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, die Erinnerung an die Verbrechen der NS-Zeit zu konsolidieren und jeder Form von Hass und Hetze, Ausgrenzung und Diskriminierung, Antisemitismus und Antiziganismus entschieden entgegenzutreten und sich für eine offene demokratischen Gesellschaft zu engagieren“, ergänzt Renate Dreesen von der Initiative Denkzeichen Güterbahnhof.