Im Rahmen des Förderprojekts ‚NaMoLi - Nachhaltige Mobilität Lincoln‘ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wird Ende Februar eine quantitative Anwohnerbefragung in der Lincoln-Siedlung durch die Goethe Universität Frankfurt am Main (AG Mobilitätsforschung, Institut für Humangeographie) durchgeführt. Dafür werden am Donnerstag und Freitag (27. und 28. Februar 2020) 500 Fragebögen an die Haushalte in der Siedlung versandt. Sie sollen Erkenntnisse zum Mobilitätsverhalten der Bewohner liefern und Vorschläge für Verbesserungen sammeln. Das Ausfüllen des Fragebogens dauert etwa 20 Minuten.
„Die Befragung soll neue Erkenntnisse rund um die Themen innenstädtischer Verkehr und Förderung nachhaltiger Mobilität liefern“, erläutert Oberbürgermeister und Verkehrsdezernent Jochen Partsch. „Die Herausforderungen vieler Großstädte sind bekannt und machen auch vor Darmstadt nicht Halt: anhaltender Bevölkerungszuwachs, Zunahme des motorisierten Individualverkehrs, Forderung nach weniger Schadstoffemissionen. Eine Besonderheit ist, dass diese Entwicklungen bei der Planung der Lincoln-Siedlung als Wohnstandort bereits berücksichtigt wurden. Für das Mobilitätskonzept, das für die Siedlung entwickelt wurde, gewann die Wissenschaftsstadt Darmstadt 2018 den Deutschen Verkehrsplanungspreis und 2019 den Deutschen Mobilitätspreis. Die Angebote in der Siedlung, etwa Carsharing, Fahrradverleihsysteme und eine gute ÖPNV-Anbindung sollen dazu befähigen, den persönlichen Alltag zu gestalten, ohne ständig auf ein Auto zurückgreifen zu müssen.“
„Die Erfahrung aus anderen Projekten zeigt, dass solche Maßnahmen nur Erfolg haben können, wenn die Sichtweisen der Bevölkerung einbezogen werden“, sagt dazu der wissenschaftliche Mitarbeiter Marcus Klein der Goethe Universität.
Die Ergebnisse der Fragebogenstudie fließen in das Projekt „NaMoLi – Nachhaltige Mobilität in der Lincoln-Siedlung“ ein. Das Projekt wird von der Goethe Universität Frankfurt in Kooperation mit dem Darmstädter Mobilitätsamt bearbeitet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Alle Beteiligten hoffen auf eine hohe Beteiligung. Um den Rücklauf zu steigern, wird es neben einer schriftlichen Vorankündigung auch den persönlichen Kontakt durch Studierende geben, die etwa eine Woche nach dem Verteilen der Fragebögen bei den Haushalten klingeln, um für die Teilnahme zu werben.
OB Partsch weiter: „Mit dem Mobilitätskonzept für die Lincoln-Siedlung gehen wir neue Wege und greifen die Verkehrsproblematik auf, mit der derzeit viele Städte kämpfen. Um das Konzept laufend zu verbessern, sind wir auf die Mithilfe und die Rückmeldung der Bewohner angewiesen.“
Die Lincoln-Siedlung in Bessungen blickt auf eine bewegte Geschichte zurück und ist ein gelungenes Beispiel für die Konversion innenstadtnaher Flächen, die im Zuge des Strukturwandels neu genutzt werden. Mehr als 50 Jahre lang diente die ‚Lincoln Family Housing‘ Mitgliedern der US-Army und deren Familien als Zuhause. Mit dem Truppenabzug im Jahr 2008 wurden die Wohngebäude und sozialen Einrichtungen nicht mehr gebraucht. Im Jahr 2014 hat der Prozess der Umwandlung zu einem modernen Wohnquartier begonnen, der nach wie vor andauert. Bestandsgebäude wurden saniert, neue Baufelder geplant und bebaut und so bewegt sich die Lincoln-Siedlung stetig in Richtung Fertigstellung.