Die seit zehn Jahren in Darmstadt bestehende Anlaufstelle für Drogenabhängige, das „Scentral“, zog am Mittwoch (27.) im Rahmen einer kleinen Feierstunde eine Bilanz ihrer Arbeit. Einrichtungsleiter Dietmar Lange ging dabei auf die hohe Akzeptanz des „Scentral“ in Darmstadt ein ein und rief dabei in Erinnerung, dass „Sucht eine Krankheit ist.“ Dietmar Lange: „In unserer Gesellschaft landet man schnell im Abseits, wie schnell geht das dann erst bei Drogenkranken?“ Lange dankte seinen Mitarbeitern, die in den vergangenen zehn Jahren die Einrichtung „trotz aller Schwierigkeiten, die es auch gab“ zu einer „kleinen Solidargemeinschaft ausgebaut“ hätten.
Die Bilanz der Einrichtung nach zehn Jahren macht die Drogenproblematik auch im Oberzentrum Darmstadt sichtbar: 331.730 Besuchskontakte wurden gezählt, rund 19.000 Beratungsgespräche gab es, 86.442 Essen wurden gekocht und ausgegeben, rund 1,398 Millionen infizierte Spritzbestecke wurden in den zehn Jahren allein im Kontaktladen am Herrngarten entsorgt.
Jochen Partsch, Vorsitzender des städtischen Sozialausschusses und gewählter künftiger Sozialdezernent, würdigte die Arbeit des „Scentral“ für die Stadt Darmstadt. Er rief in Erinnerung, wie schnell die Drogenabhängigen das „Scentral“ akzeptiert hätten. „Schlagartig wurde deutlich und real sichtbar, wie massiv das Drogenproblem in Darmstadt ist“, sagte Partsch. Daher sei es wichtig gewesen, dass sich das „Scentral“ nach Worten des künftigen Sozialdezernenten „in einer für Darmstadt beispielhaften Geschwindigkeit entwickelt hat und dem Bedarf vorbildlich entsprochen werden konnte.“
Partsch erinnerte aber auch daran, dass „die Drogenpolitik in Darmstadt und damit ‚Scentral‘ auch Rückschläge und Stagnationen in der Arbeit hat hinnehmen müssen. Er nannte etwa die rund ein Jahr währende Standortdiskussion oder die Debatten um die künftige Trägerschaft. Partsch verband mit dem Übergang der Trägerschaft des „Scentral“ auf das Diakonische Werk den Wunsch auf eine Neubelebung der Drogenpolitik in Darmstadt „mit neuen und kritischen Ansätzen.“ In der Zukunft sei es wichtig, einen Ausbau der Drogenprävention zu prüfen. Weiter sollten Beschäftigungsangebote für ehemalige, etwa mit Methadon therapierte Drogenabhängige gefunden werden und „der Ausbau des bisherigen Standorts oder ein neuer Standort für die räumlich schon lange nicht mehr ausreichenden Substitutionsambulanz geprüft werden.“
Auch die aktuellen Entwicklungen in der Innenstadt sprach der künftige Sozialdezernent an und nannte hier „besonders die Entmischung der Punker- und Jugendszene und der Drogenszene“ als wichtige Aufgabe.
Partsch abschließend: „Ich wünsche allen Mitarbeitern der Einrichtung viel Kraft, Ausdauer und immer wieder Geduld, gemeinsam mit den ihnen anvertrauten Klienten, den Weg aus der Sucht zu finden.“