Ludwigs-Tempel

Albert-Schweitzer-Anlage

 

Der Pavillon wurde 1877 als Ludwigs-Tempel von Valentin Justus Noack gestiftet und in der "Anlage am Exerzierplatz" - der heutigen Albert-Schweitzer-Anlage - aufgestellt.
Die "Anlage am Exerzierplatz" entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als westliches Abstands- und Begleitgrün zur Main-Neckar-Eisenbahnstrecke und trennte die Trasse vom Exerzierplatz. Sie war gärtnerisch gestaltet mit kleinem Teich, exotischem Bewuchs und dem Ludwigs-Tempel.
Der unter Denkmalschutz stehende Pavillon wurde am 22. September 1995 mutwillig zerstört. Die Überreste wurden von der Denkmalschutzbehörde sichergestellt und eingelagert.
Dank ehrenamtlichen Engagements konnte der Pavillon 2023 unter Verwendung der Originalteile rekonstruiert und wieder aufgestellt werden. 

(Text des Infoschildes)

Nach fast dreißig Jahren konnte der Ludwigs-Tempel in der Albert-Schweitzer Anlage dank ehrenamtlichem Engagement und Spenden wieder aufgebaut werden. Der ehemals unter Denkmalschutz stehende Tempel wurde fachkundig unter Leitung der Denkmalschutzbehörde und des Grünflächenamtes so wieder aufgebaut, dass er dem 1995 mutwillig zerstörten Original im Wesentlichen entspricht. Fehlende Bauteile wurden auf Grundlage der Erkenntnisse aus restauratorischer Befundung und Archiv-Recherche denkmalgerecht ergänzt, originale Bauteile sorgsam ertüchtigt und repariert. 1877 hatte der Darmstädter Valentin Justus Noack den filigranen, achteckigen Pavillon gestiftet, dessen dünne gusseiserne Stützen eine leichte Dachkonstruktion trugen. Die Brüstungsfelder waren mit schmalen Stäben ausgefacht, eines zum Eintreten offen.

Mit dem Pavillon, einem kleinen Teich und exotischem Bewuchs wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die „Anlage am Exerzierplatz“ (die heutige Albert-Schweitzer-Anlage) als Grünanlage zwischen der Main-Neckar-Eisenbahnstrecke und dem Exerzierplatz gärtnerisch gestaltet. Nachdem die Bahnlinie 1912 aufgegeben worden war, wurden in den 1920-er Jahren auf der ehemaligen Gleistrasse Wohnhäuser längs der heutigen Fritz-Bauer-Straße errichtet. Im Jahre 1968 erfolgte die Umbenennung der Grünanlage nach Albert Schweitzer. In der Nacht vom 22. September 1995 hatten Unbekannte den Ludwigstempel mutwillig zerstört und einige der dünnen gusseisernen Stützen gestohlen. Die restlichen wurden zusammen mit weiteren bruchstückhaften Überresten im städtischen Bauhof eingelagert, bis sie auf Initiative vom Ehrenamt für Darmstadt e.V. und Stadtbild Deutschland, Ortsverband Darmstadt dort wiederentdeckt wurden und beide Vereine sich in einer bürgerschaftlichen und ehrenamtlichen Initiative für den Wiederaufbau des Pavillons engagierten.

Ein Spendenaufruf von Stadtbild Deutschland e.V., Ortsverein Darmstadt und dem Ehrenamt für Darmstadt e.V. motivierte etwa 25 Bürgerinnen und Bürger nicht nur zu umfänglichen Geldspenden, sondern auch Zeit und Fachwissen einzubringen. Die originalgetreue Wiederherstellung des Dachstuhls wurde als ehrenamtliches Hands-on-Projekt durch den Rotary Club Darmstadt ausgeführt. Die großzügigen Spenden aus der Bürgerschaft wurden durch Stiftungen und Firmenspenden ergänzt. Zu nennen sind hier die Bauverein AG, die Bürgerstiftung Darmstadt, die ENTEGA Stiftung, die Jubiläumsstiftung der Sparkasse Darmstadt, die Merck'sche Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft, die Sparkasse Darmstadt sowie die Wissenschaftsstadt Darmstadt.

Die denkmalgerechte Instandsetzung der achteckigen mit Sandstein eingefassten bauzeitlichen Bodenplatte und Erneuerung der Bodengestaltung mit Mosaikpflaster erfolgte durch die Ausbildungskolonne des Grünflächenamtes. Außerdem unterstützte der Eigenbetrieb für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen (EAD) das Vorhaben mit der unentgeltlichen zur Verfügung Stellung eines WCs für die Baumaßnahme, die Bormuth Metallkultur GmbH mit einer Sachspende in Form der Rekonstruktion der fehlenden Zierspitze und die Schreinerei Uhland GmbH stellte Werkstatt und Arbeitsgerätes für die Umsetzung des Hands-on-Projektes des Rotary-Clubs Darmstadt zur Verfügung. Im kommenden Frühjahr ist die Gestaltung des Umfeldes des Tempels mit exotischen Pflanzen nach historischem Vorbild geplant. Beim Wiederaufbau des Pavillons konnte mithilfe der noch vorhandenen originalen Bauteile der originale Zustand der gusseisernen Grundstruktur wiederhergestellt werden. Fehlende Stützen wurden nachgegossen und beschädigte Bauteile repariert. Das fehlende hölzerne Dachtragwerk mit seinen Verzierungen wurde anhand der historischen Aufnahmen rekonstruiert. Die Eindeckung des Daches und die fehlende Zierspitze in Zinkblech wurden ebenfalls in bauzeitlicher Technik und auf Grundlage der Erkenntnisse aus den historischen Aufnahmen wieder hergestellt.Dank der sichergestellten und eingelagerten Überreste, war eine fachkundige Rekonstruktion des Pavillons unter Verwendung der Originalstücke möglich.

Für die Rekonstruktion und Wiederaufstellung des Ludwigs-Tempels engagierten sich die Vereine

Ehrenamt für Darmstadt e.V.
Stadtbild Deutschland e. V. - Ortsverband Darmstadt
Rotary Club Darmstadt

 

Dem ehrenamtlichen Engagement der Mitglieder aus den Vereinen Ehrenamt für Darmstadt e.V., Stadtbild Deutschland e.V. (OV Darmstadt) und des Rotary Club Darmstadts ist es gelungen, die im Herbst 2020 entwickelte Idee für einen Wiederaufbau des "Ludwigs-Tempel" voranzutreiben und diese gemeinschaftlich zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Mehr zum Ehrenamtspreis des Hessischen Denkmalschutzpreises 

Oberbürgermeister Hanno Benz würdigte den ehrenamtlichen Einsatz der engagierten Bürgerschaft als beispielhaft und vorbildlich: „Der Ehrenamtspreis der Hessischen Denkmalschutzes ist eine äußerst angemessene Auszeichnung für dieses Engagement.“

Denkmalschutzdezernent Michael Kolmer: „Es freut mich, dass das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern offiziell gewürdigt wurde, die sich finanziell und handwerklich für den Wiederaufbau eines fast schon aufgegebenen Kulturdenkmals engagiert haben.“ 

Olaf Köhler, Leiter der Denkmalschutzbehörde, ergänzt: „Wie sehr der Ludwigstempel gefehlt hat, fällt jetzt auf, nachdem das Kleinod wieder an seinem ursprünglichen Platz steht. Fast dreißig Jahre lang zeugte lediglich die Bodenplatte von dem Pavillon. Herzlichen Dank an die Preisträger, denen es zu verdanken ist, dass es den Pavillon wieder gibt.“
Mehr in der Pressemeldung vom 4.9.2024

 

Im Sommer 2023 konnte der Wiederaufbau des Ludwigs-Tempels in der Albert-Schweitzer Anlage dank ehrenamtlichem Engagement und Spenden erfolgreich abgeschlossen werden, im Sommer 2024 wurde dieses außerordentliche Engagement mit dem Ehrenamtspreis des Hessischen Denkmalschutzpreises ausgezeichnet. Neben einer Bronzeplakette und einer Urkunde beinhaltete diese Auszeichnung ein Preisgeld von 2.500 Euro, das die Vereine Ehrenamt für Darmstadt e.V. und Rotary Club Darmstadt jetzt wiederum gestiftet haben, um eine Sitzbank anzuschaffen. Ideengeber war dabei ein privater Spender in Erinnerung an seine Jugendzeit und die dort mit Freunden verbrachte Zeit. Finanzielle Unterstützung kam auch von der Darmstädter Steuerkanzlei Trinkaus. Künftig können Bürgerinnen und Bürger regensicher und sonnengeschützt unter diesem baulichen Kleinod Platz nehmen.
Dafür dankt auch Stadtrat Michael Kolmer. „Es bleibt mir, mich nochmals bei den genannten Vereinen und Spendern zu bedanken. Ihr Engagement endete nicht mit dem Wiederaufbau des Ludwig-Tempels. Die vom Preisgeld und Spenden finanzierte Sitzbank wertet den Pavillon zusätzlich zu einem besonderen Aufenthaltsort für die Bürgerschaft auf.“

Seit Dezember 2024 kann auf der gestifteten Bank Platz genommen werden. Sehen Sie hier das Video dazu.

  • Bauverein AG
  • Bormuth Metallkultur
  • Bürgerhaushalt 2.0 / Wissenschaftsstadt Darmstadt
  • Bürgerstiftung Darmstadt
  • Ehrenamt für Darmstadt e.V.
  • ENTEGA Stiftung
  • Jubiläumsstiftung der Sparkasse Darmstadt
  • Merck'sche Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft
  • Rotary Club Darmstadt
  • Sparkasse Darmstadt
  • Stadtbild Deutschland e.V. - Ortsverband Darmstadt

Ein herzliches Dankeschön an alle Bürgerinnen und Bürger, die für das Projekt gespendet haben. Ein besonderer Dank geht hierbei an Herrn Amin Schwarm, der nicht nur einen hohen Betrag gespendet, sondern auch Zeit und Fachwissen eingebracht hat.

Den Spendenaufruf finden Sie hier.

Zur Gründung der öffentlichen Grünanlage am Exerzierplatz schreibt die Autorin Karin Walz:

 

"Wilhelm Schwab, zu dieser Zeit Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, beantragte beim Stadtvorstand die Errichtung einer Gartenanlage am Exerzierplatz, entlang der Bahnlinie Frankfurt-Heidelberg. Um dieses Vorhaben zu verwirklilchen, wurde ein umfangreicher Geländetausch zwischen Militär- und Forstverwaltung sowie der Stadt eingefädelt. Im März 1875 schrieb der Gartenbauverein im Auftrag der Stadt die Gestaltung der Anlage öffentlich aus. Ein Preisrichtergremium bewertete die eingehenden Vorschläge und erklärte schließlich den im Dienste des Großherzogs stehenden Hofgartenassistenten Friedrich Göbel zum Wettbewerbssieger. Der Kostenvoranschlag für die Errichtungn der Anlage belief sich auf 18000 Mark. 1876 ermöglichte dann eine anonyme Privatspende - wahrscheinlich von Wilhelm Schwab - in Höhe von 3000 Mark den sofortigen Arbeitsbeginn."

 

Karin Walz, Gründung des Gartenbau Vereins Darmstadt 1835, in: Festschrift 175 Jahre Gartenbauverein Darmstadt e.V., 2010, S. 11-32 (S. 19)

 

Informationen zur Albert-Schweitzer-Anlage finden Sie auch im Stadtlexikon Darmstadt

Aus den Akten des Stadtarchivs sind einige Informationen über Justus Valentin Noack, den Spender des Pavillons, bekannt: 

Justus Valentin Noack wurde am 28. Oktober 1799 in Bessungen geboren, er war der ältere Bruder des bekannten Malers Wilhelm Noack (1800-1833). Justus Valentin Noack war seit dem 13. Januar 1825 Bürger und Schreinermeister in Darmstadt. Seine erste Frau Louise, die er am 5. Oktober 1825 geheiratet hatte, starb bereits am 9. August 1826 mit 24 Jahren. Am 29. Mai 1827 heiratete er Nanna Marie, geb. Berl, aus Darmstadt, geboren 1807. Die Tochter Caroline Wilhelmine, geboren am 24. Janaur 1828, starb bereits am 14. April des Jahres. Weitere Kinder hatte Noack nicht. Seine 2. Frau starb am 23. August 1873, er selbst am 28. Juni 1880.

Seine Schreinerei betrieb er 1870 in der Gartenstraße, heute Schleiermacherstraße. 1877 stiftete er den Ludwigs-Tempel.