„Der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt verfolgt Stadtentwicklung mit einem nachhaltigen, alle wichtigen urbanen Funktionen und Flächentypen integriert und vernetzt betrachtenden Ansatz. Dies gilt auch für die zeitliche Abgestimmtheit von Vorgehensweisen und Flächenausweisungen, wie es zum Beispiel im Bereich Wohnungsbau mit der Abfolge Lincoln-Siedlung, Ludwigshöhviertel und sodann mittelfristig Starkenburgkaserne / Kuhnwald-Areal ablesbar ist.“ Dies hat Oberbürgermeister Jochen Partsch jetzt auf eine Große Anfrage der FDP-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung mitgeteilt.
Bei gewerblichen Flächen, heißt es in der Antwort weiter, habe man in den vergangenen Jahren die Umnutzung in Wohnraum von Grundstücken mit nicht mehr zeitgemäßen Zuschnitten oder Bebauungstypen an stadträumlich sinnvoller Stelle unterstützt, um eine Marktentlastung zu erreichen. Zum Ausgleich wurde ein wichtiger Anteil der US-Konversionsflächen gewerblich gewidmet. Zusammen mit dem Faktor starker Mobilisierungs- und Optimierungsaktivitäten im Bestand ergibt sich so eine positive Entwicklung von Beschäftigung und Wirtschaftskraft in Darmstadt – „dies spiegelt sich“, so Partsch „nicht zuletzt auch in zahlreichen vorderen Plätzen in Wirtschaftsrankings wie dem fünfmaligen Platz eins im Zukunftsindex der ,Wirtschaftswoche‘ wieder.“
Als Belege für die Umnutzung ehemaliger Gewerbeflächen zu Wohnraum seit 2010 werden in der Antwort auf die Große Anfrage genannt: das Edelsteinviertel mit 6,6 Hektar, das Gebiet der früheren Prinovis-Druckerei am Haardtring (0,8 Hektar), das ECHO-Areal (1,8), Nähr-Engel (2,2), Maschinenfabrik Press in Eberstadt (1 Hektar), Bahngelände in der Waldkolonie (1,6), EAD-Flächen an der Niersteiner Straße (2,6), Kleinsche Höfe und Nachbargelände (0,6), Hoppenstedt-Verlag (0,8), Nothnagel (0,7). Hinzu kommt die Konversion ehemaliger US-Flächen: St. Barbara-Siedlung (3,3 Hektar), Lincoln (24,3), Ludwigshöhviertel (34). An weiteren Flächen für den Wohnungsbau werden folgen: Marienplatz (1,4), Klinikum Eberstadt (4,3), Starkenburgkaserne (30), Kuhnwaldgelände (10) und der Heag-Betriebshof Böllenfalltor (3,5 Hektar).
Im selben Zeitraum wurden folgende Gewerbeflächen ausgewiesen: Kao in Eberstadt (2,8 Hektar), die Ostseite Frankfurter Straße / Maulbeerallee (13,5), Ortskern Arheilgen (0,5), Bauhaus Drive-In Otto-Röhm-Straße (1,3), ehemaliges Eisenbahnausbesserungswerk (3,8), HSE-Gasturbinenkraftwerk (0,9), Europaplatz (Gewerbe und Wohnen, 0,5), Rüdesheimer Straße/ Karlsruher Straße (1,9) sowie die Konversionsflächen (Nathan-Hale-Depot, 13,2 Hektar), Kelley Barracks (22,3).
Die Fläche des Nathan-Hale-Depots ist durch die bereits erfolgten Ankäufe und Entwicklungen der Firmen Döhler, Wiest und Lacher nahezu vollständig genutzt oder in Vorbereitung für eine Bebauung durch die Unternehmen. Auf dem Kelley-Gelände wurde die Firma Alnatura (4 Hektar) angesiedelt. Der Unternehmenshauptsitz von Akasol (2 Hektar) befindet sich im Bau. Weitere 4,9 Hektar hat die Firma Döhler erworben, um ihren Stammsitz zu arrondieren, der die Bereitstellung der US-Flächen auf über 16 Hektar erweitert werden konnte. Die Zahl der so angesiedelten Arbeitsplätze beträgt aktuell etwa 1500, im Endausbau der Areale bis zu 3000.
Wie erfolgreich sich der Magistrat und die Fachverwaltung um die Wirtschaftsförderung bemühen, zeigt sich an der Entwicklung der Beschäftigung in Darmstadt. Von 2009 (87 554) bis 2019 (105 581) stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 18 027 Personen.
„Die Wirtschaftskraft und die Zahl der in Darmstadt arbeitenden Menschen ist also gewachsen – trotz der Umwandlung von gewerblichen in Wohnbauflächen und obwohl im Außenbereich keine neuen Gewerbegebiete ausgewiesen wurden“, betonte Partsch. „Die Mobilisierungs- und Optimierungsmöglichkeiten für Gewerbeflächen werden aber mittelfristig weitgehend erschöpft sein. Dies gilt insbesondere für unbebaute Grundstücke“, erklärte Partsch. „Aus diesem Grund hat der Magistrat jüngst gehandelt und Voruntersuchungen für eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme mit gewerblichem Schwerpunkt im Darmstädter Norden – Arheilgen West und Wixhausen Ost – auf den Weg gebracht.“