Vom 8. bis zum 12. Mai kamen etwa 600 Sprecher der internationalen Sprache Esperanto unter dem Signet eines elsässischen Storches zu einem Europäischen Esperantokongress zusammen. Der deutsche und der französische Esperantoverband hatten sich zusammengeschlossen und gemeinsam mit ihren italienischen und belgischen Partnerorganisationen diese Veranstaltung ausgerichtet. Mit dabei waren auch die Esperantosprecher aus Darmstadt, die dort ihre Freunde aus den Partnerstädten Alkmaar, Brescia und Troyes trafen.
In Video-Schaltungen begrüßten die Bürgermeisterin der Stadt Strasbourg und die Vorsitzende der Regionalversammlung Oberrhein die Kongressteilnehmenden. Das Arbeitsprogramm der Konferenz in der Universität nahe der Ill sah angesichts der anstehenden Europawahlen selbstverständlich Veranstaltungen zur Europäischen Einigung vor. Dazu gehörten auch Exkursionen zum Europäischen Parlament und der Besuch von Europaparlamentariern. Esperanto sprechende Europaabgeordnete wurden interviewt und sie berichteten über die Schwierigkeiten, in einem vielsprachigen Parlament mit ihrer Brückensprache angemessen zu bestehen.
Natürlich war auch die Städtepartnerschaftsbewegung ein wichtiges Thema in einer derart von der Geschichte und den Zeitläuften gebeutelten Stadt. So erläuterte der Brescianer Luigi Fraccaroli am Beispiel der Städtepartnerschaften der Stadt Darmstadt die Funktionsweise eines friedfertigen Zusammenwachsens einer europäischen Gemeinschaft. Weitere Themen waren u.a. europäische Einrichtungen und Organisationen sowie Grenzen, von denen eine Schweizer Referentin berichtete – auch im übertragenen Sinne.
Sehr wichtig und tief beeindruckend für alle Teilnehmenden war eine Ausstellung über zehn elementare Grundlagen der militärisch-/politischen Propaganda – schon beginnend in der Antike und endend im Jetzt. Eine sehr erschütternde Zeitreise durch die Fänge der Demagogen der Welt, bereitgestellt von Anne Morelli.
Nicht zuletzt – neben dem umfangreichen Musik-, Kultur- und Exkursionsangebot – konnten die Esperantisten in mehreren Vorträgen des Astrophysikers Amri Wandel auf der Suche nach außerirdischen Lebensformen Reisen ins Weltall unternehmen und dabei ergründen, wie man sich möglicherweise die Kommunikation mit diesen vorzustellen hat.
Wer sich dazu bereit fühlte, konnte sich auch einer Sprachprüfung im europäischen Referenzrahmen unterziehen. Immer sehr begehrt waren die Angebote der Bücherdienste, bei denen man sich verfügbare Literatur anschauen aber auch Autorenlesungen lauschen konnte.
Die vielen Angebote zwischen neun Uhr und Mitternacht konnte man gar nicht alle wahrnehmen – da waren die Pausen mit den Freunden aus den Partnerstädten bei einem Kaffee oder Tee oder einem Fläschchen speziell für den Kongress in Colmar gebrauten Bierchen „Liberté“ [=libereco] sehr willkommen.
Parallel zum Hauptprogramm gab es noch eigene Veranstaltungen für Jugendliche und junge Erwachsene, z.B. zu interkulturellen Konflikten und geschlechtergerechter Sprache.
Die fünf Teilnehmenden aus Darmstadt konnten jedenfalls mit ihren Freunden aus vielen Ländern und besonders den Partnerstädten wieder eine tolle Begegnung erleben. Schon in zwei Wochen werden zwei von ihnen in der ewigen Stadt Rom erneut zwei Esperantisten aus Brescia begegnen, die sie allemal zu ihren wirklich besten Freunden zählen dürften.
Detlef Haußner
Esperantogruppe in der Wissenschaftsstadt Darmstadt
Fakten:
Europäischer Esperanto-Kongress in Straßburg vom 8.-12. Mai 2024,
600 Teilnehmer aus 35 Nationen
Teilnahme der Partnerstädte Alkmaar, Brescia, Darmstadt, Troyes