Die Bestattungskultur in Deutschland ist im Wandel. Durch die Lebensweise jüngerer Generationen, die nur selten den Rest ihres Lebens an dem Ort verbringen an dem sie geboren wurden, haben traditionelle Erdbestattungen, vor allem in Form von Familiengräbern, an Bedeutung verloren. Die Einäscherung und die meist damit verbundene Urnenbestattung ist weitaus beliebter bei den Bürger*innen. Das allein führt zu neuen Freiflächen auf bestehenden Friedhöfen. Durch das zusätzliche in den letzten Jahren gesteigerte Angebot von Urnengemeinschaftsanlagen, werden diese Flächen in Zukunft noch zunehmen.
Diese Flächenpotenziale, werden an verschiedenen Punkten für einen bestimmten Zeitraum der Vegetation überlassen oder mit Blühmischungen eingesät. Die Blühfläche leistet einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung der Biodiversität im urbanen Bereich. Das Blütenangebot aber auch die Grasschichten dienen Insekten als Lebensraum.
Die Blühflächen werden ein bis zwei Mal pro Jahr gemäht, wodurch die Sukzession unterbrochen wird und die Flächen auch weiterhin von krautigen Pflanzen besiedelt werden. Ohne diese Mähvorgänge würde sich auf Dauer eine Strauchgesellschaft bilden. Außerdem können so die Flächen auch jederzeit wieder als Bestattungsfläche genutzt werden.
Im Zuge des Projekts BioDivKultur, an dem unter anderem auch die Wissenschaftsstadt Darmstadt und der Fachbereich Biologie der TU Darmstadt beteiligt sind, soll nun noch einen Schritt weiter gegangen werden: Nach dem Anlegen von natürlichen Lebensräumen/Blühflächen, liegt schon jetzt der Fokus auf einer insektenschonenden Pflege. Durch die Auswahl von geeigneten Mähmaschinen, dem Bestimmen von auf die Wiesenzusammensetzung abgestimmten Mähzeitpunkten oder der Entwicklung weiterer besonders insektenschonender Pflegeverfahren, soll diese Pflege noch optimiert werden und so einen Spielraum ergeben, der entscheidend für Schmetterlinge, Käfer und Wildbienen sein kann.
Um diesen Spielraum vollends auszuschöpfen, müssen zunächst grundlegende Fragen zur Pflege und Mahd beantwortet werden. Die dafür notwendigen Untersuchungen finden auch auf Flächen der Darmstädter Friedhöfe statt und können dann wiederum direkt auf deren Flächen angewendet werden.