Seit dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte Ende 2008 stehen in Darmstadt umfangreiche Entwicklungspotenziale zur Verfügung. Innerhalb des Stadtgebietes befinden sich insgesamt rund 314 ha ehemals oder noch teilweise militärisch genutzte Flächen, welche sich auf insgesamt neun Standorte verteilen. Rund 122 ha der Konversionsflächen befinden sich in städtebaulich integrierten Lagen und weisen eine gute Erreichbarkeit zur City auf. Bei der bedarfsgerechten und nachhaltigen Entwicklung der Flächen muss insbesondere dem prognostizierten Einwohnerzuwachs der Stadt bis zum Jahr 2030 Rechnung getragen werden. Zugleich müssen aber auch neue Gewerbeflächen angeboten werden.
Nach dem Freiwerden der Flächen der amerikanischen Streitkräfte gingen diese in den Besitz der Bundesrepublik Deutschland über, vertreten durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA).www.bundesimmobilien.de Mittlerweile wurden sowohl die Lincoln-Siedlung, die ehemalige Cambrai-Fritsch-Kaserne mit der Jefferson-Siedlung, die St. Barbara-Siedlung sowie größere Flächen im Nathan-Hale-Depot und auf den Kelley-Barracks weiterverkauft. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt und die BIMA verfolgen eine kooperative Entwicklung der Flächen. Investoren und Eigentümer sind an die städtebauliche Rahmenplanung sowie das daraus entwickelte Baurecht gebunden. Für die einzelnen Konversionsflächen im Stadtgebiet wurden unterschiedliche Konzepte entwickelt:
Die städtebaulichen Zielvorgaben für die im Süden des Stadtteils Bessungen liegenden Areale Lincoln-Siedlung und ehemalige Cambrai-Fritsch-Kaserne mit der Jefferson-Siedlung (jetzt Ludwigshöhviertel) wurden durch die Rahmenplanung Bessungen-Süd definiert. Auf dieser Grundlage wurden Bebauungspläne zur Schaffung von Baurecht aufgestellt. Die ehemalige Housing-Area Lincoln-Siedlung wird derzeit von der BVD New Living GmbH & Co. KG, einer Tochter der stadteigenen Bauverein AG, zu einem neuen Wohnquartier mit eigener Identität entwickelt.
Auch die Flächen der ehemaligen Cambrai-Fritsch-Kaserne und der Jefferson-Siedlung werden durch die BVD New Living GmbH & Co. KG als neue Wohnbauflächen entwickelt. Der neue Stadtteil heißt Ludwigshöhviertel.
Die westlichen Flächen Kelley-Barracks und Nathan-Hale-Depot werden hingegen gewerblich entwickelt. Hierzu wurde ein Rahmenplan Konversionsflächen West erarbeitet, der die Grundlage bildet für den zur Satzung beschlossenen Bebauungsplan W 46.2 - Kelley-Barracks Südwest sowie für das laufende Bauleitplanverfahren zur Aufstellung des Bebauungsplanes W 46- Kelley-Barracks / Nathan-Hale-Depot.
Die Starkenburg-Kaserne ist ein ehemaliges Militärgelände der Bundeswehr im Westen der Stadt und wird offiziell durch das Bundesministerium der Verteidigung genutzt. Das Gelände umfasst eine Fläche von rund 30 Hektar und befindet sich im Stadtteil Waldkolonie in Nähe zum Darmstädter Hauptbahnhof. Nach der vom Bundesministerium der Verteidigung beabsichtigten Aufgabe der derzeitigen Nutzung der Flächen bis zum Jahr 2031 eröffnet sich die Chance der mittel- und langfristigen nachhaltigen Entwicklung eines neuen gemischten Quartiers mit starker Wohnnutzung. Zusammen mit dem ebenfalls frei werdenden nördlich benachbarten ehemaligen Kuhnwaldt-Gelände (Logistik-Areal) bieten die beiden Grundstücke die Möglichkeit, die Waldkolonie als Wohnstandort um ein neues Quartier mit mindestens 2.400 Wohneinheiten für über 5.000 Menschen zu erweitern. Zugleich kann der gesamte Stadtteil mit einer tragfähigen Bildungs-, Sozial- und Versorgungsinfrastruktur gestärkt werden.
Link: Themenseite Ehemaliges Kuhnwaldt-Gelände www.darmstadt.de/ehemalig-kuhnwaldt
Am 5. Juli 2021 hat Oberbürgermeister Jochen Partsch gemeinsam mit Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sowie Vertreterinnen und Vertretern des Landes, des Landkreises Darmstadt-Dieburg und der Stadt Pfungstadt eine Absichtserklärung zur Verlagerung der Heeresinstandsetzungslogistik GmbH (HIL GmbH) vom Gelände der Starkenburg-Kaserne hin zu einem neuen Standort unterzeichnet. Die Erklärung sieht vor, dass die Aufgaben des Werkes in Darmstadt zwischen den Jahren 2027 und 2031 verlagert und der aktuelle Standort in der Starkenburg-Kaserne Darmstadt aufgegeben wird.
Link: Pressemitteilung vom 05.07.2021 Absichtserklärung zur Verlagerung der Heeresinstandsetzungslogistik (HIL GmbH) an der Starkenburg-Kaserne
Für ein Teilgebiet des ehemaligen Airfields Griesheim im Westen von Darmstadt hat die Stadtverordnetenversammlung der Wissenschaftsstadt Darmstadt am 19.05.2022 die Aufstellung des Bebauungsplans W 67 – Ehem. Airfield Griesheim – beschlossen. Damit soll eine gewerbliche Nachnutzung dieser Fläche ermöglicht werden. Gleichzeitig soll der Flächennutzungsplan in einem Parallelverfahren für einen Teilbereich des Plangebietes eventuell geändert werden, falls sich dies als notwendig herausstellt. Das Plangebiet grenzt unmittelbar an die Gemarkungsgrenze zu Griesheim. Die Eigentümerin der Flächen – die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) – beabsichtigt eine Umnutzung des Areals in ein Gewerbegebiet, in dem unter anderem ein Einsatztrainingszentrum der Generalzolldirektion (ETZ) entstehen soll. Das ETZ umfasst mehrere Baukörper (z.B. Schießanlage, Trainingshalle und ETZ-Gebäude) sowie eine Außentrainingsfläche und beansprucht den westlichen Teil des Planungsgebietes mit einer Fläche von ca. 2,5 ha. Im Plangebiet sind mehrere Gebäude vorhanden, die mit der Flugplatznutzung in einem Zusammenhang standen. Bis auf einen denkmalgeschützten Hangar sollen alle Gebäude abgebrochen werden.
Link zum Parlamentsinformationssystem: Bebauungsplan W 67 - Ehem. Airfield Griesheim - (Beschluss zur frühzeitigen Beteiligung)
Die Konversionsfläche „Ehemaliges Airfield Griesheim“ ist Teil eines größeren Areals zwischen dem Autobahnkreuz Darmstadt und der Stadt Griesheim. Ab 1908 war dort ein Flugplatz mit Hallen, einer Flugzeugfabrik und Kasernengebäuden entstanden. Nach dem 2. Weltkrieg wurden Teile der Flächen und Gebäude von den amerikanischen Streitkräften als „Griesheim Airfield“ genutzt. Die Funktion als Flugplatz wurde 1992 aufgegeben, 2008 löste die US-Army den Standort endgültig auf. Der Bereich im Süden mit Wiesenflächen sowie den ehemaligen Start- und Landebahnen ist heute ein Naturschutzgebiet (NSG). Die Anlage trägt den Namen August-Euler-Flugplatz. Einzelne Gebäude des früheren Flugplatzes wie zum Beispiel das Tower Gebäude und ein Windkanal, werden weiterhin von der Technischen Universität genutzt und sind dem Außenbereich zuzuordnen.
Das Darmstadt Training Center im Westen des Stadtgebietes besteht überwiegend aus Grün- und Freiflächen. Für das 157,4 ha große Areal ist keine städtebauliche Entwicklung vorgesehen.
Die als Wohnort für Offiziere und Generäle der US Army in den 1950er Jahren errichtete St. Barbara-Siedlung wurde bereits 2009 unter Denkmalschutz gestellt. Die sechzehn Doppelhäuser und vier Einzelwohnhäuser sind mittlerweile an Einzeleigentümer verkauft worden und bezogen. Auch die zusätzlich ausgewiesenen Grundstücke für Neubauten in der St. Barbara-Siedlung wurden zwischenzeitlich bebaut.