Am nordöstlichen Ende des Herrngartens, von einer Mauer umgeben, liegt der Prinz-Georg-Garten. Im Gegensatz zu der wechselvollen Gestalt des "großen Bruders" ist der Prinz-Georg-Garten noch heute in seinem ursprünglichen Zustand erlebbar; eine Anlage typisch für das Rokoko mit Rasenflächen, Rabatten, Fontänen und Sonnenuhren. So könnte der frühere Herrngarten ausgesehen haben, als dieser noch ganz traditionell die Lust- mit der Nutzgartenfunktion vereinte. Sechs Gärtnerinnen und Gärtner haben hier das ganze Jahr über zu tun; es wachsen z.B. Kartoffeln, Möhren und Kohlrabi, Minze und Lavendel blühen.
Der Prinz-Georg-Garten wird betreut von den Staatlichen Schlössern und Gärten Hessen.
Die Anlage geht zurück auf die Zusammenlegung zweier benachbarter Gärten im Jahr 1748, des Palaisgarten im Norden mit dem Prettlackschen Garten im Süden. Das neu entstandene Anwesen schenkte Ludwig VIII. seinem Sohn, dem Prinzen Georg Wilhelm 1764 und machte ihn auch zum Namenspaten.
Das Prinz-Georg-Palais, ursprünglich ein barockes Gartenhaus, wurde um 1710 errichtet. Der ebenfalls gebräuchliche Name Porzellanschlösschen geht auf die Großherzog Ernst Ludwig zurück. Er fasste hier die Großherzoglich-Hessische Porzellansammlung zusammen, bestehend aus Porzellanen und anderen keramischen Erzeugnissen. Die Sammlung machte er 1908 der Öffentlichkeit als Museum zugänglich.
Das Gebäude überstand den 2. Weltkrieg nahezu unbeschädigt. Die zwischenzeitlich ausgelagerte Sammlung konnte daher bereits 1951 wieder einziehen. Zuletzt wurde das Palais von 1992 bis 1999 durch die hessische Landesregierung grundsaniert. Das 100-jährige Bestehen der Sammlung wurde 2008 mit der Jubiläumsausstellung "Frühstück bei Hofe. 100 Jahre fürstliches Porzellan" gefeiert.
Das Prettlack'sche Gartenhaus wurde vom Generalleutnant Johann Rudolf von Prettlack, einem Schwiegersohn des Landgrafen Ernst Ludwig, um 1711 an der Ostseite seines Gartens als fünfflügeliges Gartenhaus errichtet und außen mit Bäumen, Ranken und Girlanden bemalt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts ging die dekorative Bemalung verloren, sie wurde aber 2001 im Zuge einer Generalsanierung nach zeitgenössischen Vorlagen aufwändig restauriert, so dass dieses Gebäude jetzt wieder ein besonderes Kleinod darstellt.
Im Inneren befindet sich heute eine kleine Bibliothek mit Lesesaal, die als Besonderheit eine vollkommen freie Ausleihe der Bücher bietet, deren Lektüre man gerne auch im Park genießen kann. Bestückt wird die Bibliothek aus Bücherspenden, die andere Leser aus eigenen Beständen abgeben. Alle interessierten Besucher können sich der Lektüre bedienen und wenn das Buch gefällt, darf es auch mitgenommen werden aber mit der moralischen Verpflichtung, dafür ein anderes mitzubringen, damit der Bestand erhalten bleibt.