Ludwigs-Tempel
Der Pavillon wurde 1877 als Ludwigs-Tempel von Valentin Justus Noack gestiftet und in der damaligen "Anlage am Exerzierplatz" - der heutigen Albert-Schweitzer-Anlage - aufgestellt.
Dünne Eisenstützen trugen die leichte hölzerne Dachkonstruktion über einem oktogonalen Grundriss. Als Verbindung dienten Träger mit filigranen Ornamenten und nach oben gewölbtem Untergurt. Sechs Brüstungsfelder waren mit schmalen Stäben ausgefacht, zwei zum Eintreten offen.
Die "Anlage am Exerzierplatz" entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als westliches Abstands- und Begleitgrün zur Main-Neckar-Eisenbahnstrecke und trennte die Trasse vom Exerzierplatz. Sie war gärtnerisch durchgestaltet mit kleinem Teich, exotischem Bewuchs und dem Ludwigs-Tempel.
Der unter Denkmalschutz stehende Pavillon wurde am 22. September 1995 mutwillig zerstört und einige der gusseisernen Säulen gestohlen. Die meist bruchstückhaften Überreste wurden von der Denkmalschutzbehörde sichergestellt und eingelagert.
Bildergalerie
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Ehrenamtspreis des Hessischen Denkmalschutzpreises
Für den ehrenamtlichen Wiederaufbau des vor fast 30 Jahren mutwillig zerstörten Tempels in der Albert-Schweitzer-Anlage erhalten der Verein Ehrenamt für Darmstadt e.V., der Verein Stadtbild Deutschland e.V. (Ortsverein Darmstadt) und der Rotary Club Darmstadt im September 2024 den Ehrenamtspreis des Hessischen Denkmalschutzpreises. Die Preisträger erhalten ein Preisgeld in Höhe von 2.500 €, eine Bronzeplakette und eine Urkunde.
Die Preisträger des Ehrenamtspreises des Hessischen Denkmalschutzpreises, (v.l.n.r.): E. Uhland (Rotary Club Darmstadt), M. Wettlaufer (Hessische Staatskanzlei), Armin Schwarm, Dr. M. Schellhaas (Ehrenamt für Darmstadt e.V.), T. Bergmann (Stadtbild Deutschland e.V.), J. Harbrecht (Stadtbild Deutschland e.V. / Ortsverein Darmstadt), Foto: Hessische Staatskanzlei
Oberbürgermeister Hanno Benz und Stadtrat Michael Kolmer gratulieren zum Ehrenamtspreis.
Rekonstruktion und Wiederaufstellung
Dank der sichergestellten und eingelagerten Überreste, war eine fachkundige Rekonstruktion des Pavillons unter Verwendung der Originalstücke möglich.
Für die Rekonstruktion und Wiederaufstellung des Ludwigs-Tempels engagierten sich die Vereine
Spenden und Förderungen
- Bauvereien AG
- Bormuth Metallkultur
- Bürgerhaushalt 2.0 / Wissenschaftsstadt Darmstadt
- Bürgerstiftung Darmstadt
- Ehrenamt für Darmstadt e.V.
- ENTEGA Stiftung
- Jubiläumsstiftung der Sparkasse Darmstadt
- Merck'sche Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft
- Rotary Club Darmstadt
- Sparkasse Darmstadt
- Stadtbild Deutschland e.V. - Ortsverband Darmstadt
Ein herzliches Dankeschön an alle Bürgerinnen und Bürger, die für das Projekt gespendet haben. Ein besonderer Dank geht hierbei an Herrn Amin Schwarm, der nicht nur einen hohen Betrag gespendet hat, sondern auch Zeit und Fachwissen eingebracht hat.
Albert-Schweitzer-Anlage
Zur Gründung der öffentlichen Grünanlage am Exerzierplatz schreibt die Autorin Karin Walz:
"Wilhelm Schwab, zu dieser Zeit Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, beantragte beim Stadtvorstand die Errichtung einer Gartenanlage am Exerzierplatz, entlang der Bahnlinie Frankfurt-Heidelberg. Um dieses Vorhaben zu verwirklilchen, wurde ein umfangreicher Geländetausch zwischen Militär- und Forstverwaltung sowie der Stadt eingefädelt. Im März 1875 schrieb der Gartenbauverein im Auftrag der Stadt die Gestaltung der Anlage öffentlich aus. Ein Preisrichtergremium bewertete die eingehenden Vorschläge und erklärte schließlich den im Dienste des Großherzogs stehenden Hofgartenassistenten Friedrich Göbel zum Wettbewerbssieger. Der Kostenvoranschlag für die Errichtungn der Anlage belief sich auf 18000 Mark. 1876 ermöglichte dann eine anonyme Privatspende - wahrscheinlich von Wilhelm Schwab - in Höhe von 3000 Mark den sofortigen Arbeitsbeginn."
Karin Walz, Gründung des Gartenbau Vereins Darmstadt 1835, in: Festschrift 175 Jahre Gartenbauverein Darmstadt e.V., 2010, S. 11-32 (S. 19)
Informationen zur Albert-Schweitzer-Anlage finden Sie auch im Stadtlexikon Darmstadt
Justus Valentin Noack
Aus den Akten des Stadtarchivs sind einige Informationen über Justus Valentin Noack, den Spender des Pavillons, bekannt:
Justus Valentin Noack wurde am 28. Oktober 1799 in Bessungen geboren, er war der ältere Bruder des bekannten Malers Wilhelm Noack (1800-1833). Justus Valentin Noack war seit dem 13. Januar 1825 Bürger und Schreinermeister in Darmstadt. Seine erste Frau Louise, die er am 5. Oktober 1825 geheiratet hatte, starb bereits am 9. August 1826 mit 24 Jahren. Am 29. Mai 1827 heiratete er Nanna Marie, geb. Berl, aus Darmstadt, geboren 1807. Die Tochter Caroline Wilhelmine, geboren am 24. Janaur 1828, starb bereits am 14. April des Jahres. Weitere Kinder hatte Noack nicht. Seine 2. Frau starb am 23. August 1873, er selbst am 28. Juni 1880.
Seine Schreinerei betrieb er 1870 in der Gartenstraße, heute Schleiermacherstraße. 1877 stiftete er den Ludwigs-Tempel.